Illustration: Hannah Brückner

Nudging

Was spricht dagegen, Menschen dazu zu bringen, sich besser zu ernähren, sich mehr zu bewegen, mehr auf andere zu achten? Nudging ist zum Modewort dafür geworden. Und es beschreibt alle Techniken und Ansätze, Leute durch geschickte Beeinflussung zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, sie „anzuschubsen“. Das Problem: Es geht dabei nicht um Freiwilligkeit. „Nudging“ bedeutet, Leute zu etwas zu bringen, was sie eigentlich nicht tun wollen. Angeblich, weil sie zu träge, undiszipliniert oder dumm sind. „Nudging“ ist somit die vermeintlich nette Schwester der Reglementierung. Dahinter steht ein negatives Bild des Menschen. Es unterstellt, dass Leute nicht in der Lage sind, das eigene Verhalten zu reflektieren und zu steuern. Beim „Nudging“ geht es nicht darum, mit Argumenten für neue Haltungen zu werben. Man will das Bewusstsein hintergehen und das Individuum subtil beeinflussen – in einer Weise, die einem genehm scheint. Der neue Paternalismus kommt nur in einem freundlicheren Gewand daher, ist aber in Wahrheit perfider als seine historischen Vorgänger. Diese setzten auf Verbote und Zwang; „Nudging“ hingegen setzt auf Manipulation.

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