11.09.2023

Geht das Narrativ wieder viral?

Von Christoph Lövenich

Titelbild

Foto: neelam279 via Pixabay

In den letzten Wochen mehren sich erste Anzeichen, dass Corona wieder politisch hochgekocht werden soll. So oder so befinden wir uns nach wie vor in der Neuen Normalität.

Phantasier ich bloß / Oder geht das schon wieder hier los?“, fragte der Dresdner Liedermacher Yann Song King, als vor ein paar Monaten „Sonnenschutz statt Seuchenschutz“ propagierte wurde und Bundesgesundheitsminister Lauterbach über Hitzelockdowns fabulierte. Mit dem Zählen der Hitzetoten (an oder mit der Temperatur) durch das RKI konnte man bei der diesjährigen Hochsommer-Witterung allerdings kaum einen Hund hinter dem (Glut)Ofen hervorlocken.

Stattdessen greift man nun auf Bewährtes zurück:

  • So hat die Uni-Klinik Schleswig-Holstein letzten Monat für den Standort Kiel einen mehrwöchigen Maskenzwang für Notaufnahme und Aufnahmestation verkündet, für Mitarbeiter wie Patienten. Chef dort ist ein gewisser Jens Scholz, dessen Bruder gerade Augenklappe trägt.
  • In einem Caritas-Altenheim in Erlangen wurden wegen „überwiegend milder“ Infektionen alle Gruppenangebote gestrichen und – wie es heißt – „strenge Hygienemaßnahmen eingeführt“. In einem Eifler Seniorenheim des Schwesternverbands riet man Anfang September von Besuchen bei den Insassen ab, da es einen „Ausbruch“ ohne Tote und womöglich ohne Schwererkrankte gegeben habe.
  • Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser teilte Ende August per Twitter mit, sie habe sich wieder ein gewisses Virus eingefangen und gehe daher ins Home Office. (Für ihre britischen Amtskollegin Alltag.) Das erspart der SPD-Politikerin erstmal unangenehme Fragen in einem Bundestagsauschuss.

Alle diese Fälle basieren darauf, dass auf Covid-19-Viren getestet wird. Der saarländische Hausärzteverband rät aktuell sogar zu mehr Selbsttests. Warum? Weil man sonst, so ein Epidemiologe namens Hajo Zeeb, nicht wisse, ob man „nur an einer Erkältung erkrankt“ sei. Nur eine Erkältung, das wäre, als hätte man eine Niete gezogen und nicht das große Los. Warum eigentlich nicht auf über hundert andere endemische Viren testen, die die gleichen Symptome verursachen und für altersschwache Heimbewohner einen Todesanlass bieten? „Es gibt keinen Grund, sich selbst zu testen!“, titelte die Bild-Zeitung kürzlich – Klaus Stöhr zitierend, der für die WHO tätig war. Diese Berichterstattung „kann Leben kann kosten“, ätzte Lauterbach in einem inzwischen wieder gelöschten Tweet.

Immerhin, sagt der eben erwähnte Zeeb, ein sogenannter Experte, sei die Viruslust im Abwasser nicht gestiegen. Dort wird nämlich auch fleißig getestet. Um Simon Goddek anzuführen: „Eine Krankheit, die man im Abwasser suchen muss, ist keine Krankheit“, sondern „ein Scheiß“. Den gibt es in immer neuen Varianten und Mutanten. Laut Stöhr sind es „Hunderte, Tausende, die hier pro Woche oder Monat entstehen“. Sie schaffen es jedoch längst nicht alle in die Mainstream-Medien, denn selbige beschränken sich derzeit zumeist auf EG.5 und BA.2.86, die man auch auf die Namen Eris und Pirola getauft hat. Aus Stöhrs Sicht für Virologen interessant, aber medizinisch ohne Belang.

„Dass überhaupt so etwas im Raume schwebt, liegt daran, dass eine echte Aufarbeitung der letzten Jahre fehlt.“

Wenn das Narrativ wieder hochgefahren wird – medial wie politisch -, geschieht das international. US-Präsident Biden trägt teilweise wieder Mund-Nasen-Maske, in Israel (vor noch nicht langer Zeit laut Pfizer-Chef „das Laboratorium der Welt“) würde man gerne ganz viele Krankenhauspatienten anlasslos testen. Noch vor einem Jahr spielte der Beginn der Erkältungssaison im Herbst fast nirgendwo auf der Welt eine Rolle – außer in China mit einer neuen Runde extremer Lockdowns und in Deutschland, wo Anfang Oktober 2022 einzelne Verschärfungen in Kraft traten, wie der FFP2-Maskenzwang in Fernzügen. Deutschland galt zeitweise als Land mit der härtesten Corona-Politik weltweit.

Inzwischen haben Ukrainekrieg (Energieknappheit, Kriegsflüchtlinge, Waffenlieferungen) und Klima (Heizgesetz, EU-Gebäudesanierungszwang, Verbrennerverbot) das Corona-Narrativ überlagert und zu einem großen Teil verdrängt. „Die Covid-Klima-Panik-Fraktion“, schreibt Publizist Milosz Matuschek, „war nie zum Stillstand gekommen, nur der Aktienkurs von Biontech hatte gelitten.“ Der von Pfizer und Moderna ebenso, nachdem die große Spritzwelle aufgrund nicht normal zugelassener Impfstoffe neuen Typs abgeflaut war. Staat und Spiegel machen wieder Reklame, es gibt angepasste Impfstoffe (für angepasste Menschen?), während Impfschäden in einer Lauterbach-Kampagne zu „Long Covid“ umdefiniert werden.

Vielleicht bleibt es bei dieser öffentlichkeitswirksamen Werbeaktion für die Spritze, und es werden in der Fläche keine Corona-„Maßnahmen“ aus den vergangenen Jahren wieder ausgegraben, nicht einmal in Deutschland. Aber in der Neuen Normalität weiß man das nie. Verunsicherung als Herrschaftsmethode. Dass überhaupt so etwas im Raume schwebt, liegt daran, dass eine echte Aufarbeitung der letzten Jahre fehlt. Vereinzelt erkennt das auch mal  jemand aus dem Mainstream, wie z.B. RTL-West-Chef Jörg Zajonc, der noch seinen gesunden Menschenverstand pflegt. Das Schlimmste an den vergangenen Jahren, findet Zajonc, war die Verbreitung von Angst.

„Selbstverständlich steht alles unter dem Vorbehalt, dass sich die Bevölkerung das weiterhin gefallen lässt.“

Schlimm waren auch die gesundheitlichen Folgen für z.B. isolierte Minderjährige und Heimbewohner, das Überschreiten roter Linien bei den Grundrechten – von Versammlungseinschränkungen bis zum Hausarrest ohne richterlichen Beschluss ­–, der Ausschluss von vielen Millionen Ungeimpften aus dem gesellschaftlichen Leben, der Druck, sich gegen seinen Willen riskante Spritzen geben lassen zu müssen, der Einstieg in ein Sozialkreditsystem nach chinesischen Vorbild, die ökonomischen Verwerfungen, und und und.

Die Transformation dauert an. Kürzlich meldete die Krankenkasse DAK einen Zuwachs der Krankschreibungen in erstem Halbjahr 2023 um ganz 61 Prozent (!) und nannte „ein Nachholen von Infekten und Immunisierungen nach der Pandemie“ als einen Grund dafür – sprich die hiesige Corona-Politik mit ihren Ansteckungsbeschränkungen. Über die mögliche Rolle der mRNA-Pharmazeutika in diesem Kontext schweigt man sich – außerhalb der Alternativmedien – öffentlich meist aus. Ab und zu findet man dazu etwas z.B. in der Berliner Zeitung als rühmliche Ausnahme.

Die EU-Kommission hat in Sachen neuer Corona-Spritzen übrigens einen Exklusivvertrag mit Biontech/Pfizer abgeschlossen, dessen Produkt es nur im Sechserpack gibt. Pfizer-CEO Albert Bourla und EU-CEO Ursula von der Leyen sind ja ziemlich dicke miteinander. Der Konzern hat kürzlich auch für einen RSV-Impfstoff eine „Zulassung im beschleunigten Verfahren“ der EU erhalten. Dieses Atemwegsvirus wurde passenderweise jüngst in Deutschland für meldepflichtig erklärt. Ob „es nur eine Frage der Zeit ist, bis dieser Hebel genutzt wird, um eine RSV-Impfpflicht oder auch Quarantäneanordnungen und Kontaktbeschränkungen bei der nächsten, mit Hilfe von PCR herbeigetesteten ‚RSV-Welle‘ zu verhängen“, wie ein Achgut-Gastautor vermutet?

Jedenfalls wären andere Erreger originellere Anlässe für künftige Aktivitäten, als einfach nur Covid-19 aus der Mottenkiste zu holen. Vielleicht macht die (angeblich) gegen das Dengue-Virus gerichtete Pariser Begasung Schule. Aber selbstverständlich steht alles unter dem Vorbehalt, dass sich die Bevölkerung das weiterhin in ihrer Mehrheit gefallen lässt.

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