29.07.2022
Taubengrippe auf der Insel
Die ZDF-Serie „Sløborn“ nahm zuerst die Corona-Transformation vorweg, und in der zweiten Staffel Weiteres, das uns droht. Die Realität wirkt dagegen unglaubwürdiger.
„Irgendwo ist immer die nächste Krise, der nächste Krieg“, spricht die Hauptfigur zu Beginn der ersten Folge der ersten Staffel von „Sløborn“. Damit nicht genug der Prophetie in der deutsch-dänischen Serie, die das ZDF seit 2020 ausstrahlt. Gedreht wurde die erste Staffel im Herbst 2019, zu Zeiten also, als sich Bill Gates bei Biontech einkaufte, das Event 201 stattfand, und in Wuhan ein Virus entfleuchte, zunächst noch von der Öffentlichkeit unbemerkt.
Ebenso schleichend verbreitet sich anfangs die fiktive Taubengrippe (Influenza columbidae), möglicherweise eine Mutation der Vogelgrippe, aus Indien oder China stammend. Die schlimmste Grippe aller Zeiten, wie der WHO-Vize-Generaldirektor zitiert wird, mit einer Fallsterblichkeitsrate, so wird an einer Stelle behauptet, von 90 Prozent. Infizierte bluten und sterben schließlich an einem viralen Fieber durch innere Verblutung. Das fügt sich in die lange Liste der Bildschirm-Pandemien ein, die alle spektakuläre Verheerungen anrichten – und dies auch müssen, um ein ebenso spektakuläres obrigkeitliches Eingreifen zu begründen. Realiter, wie wir inzwischen wissen, genügen bereits banale Infektionen, die nahe an der Alltagserfahrung liegen.
Eingeschleppt wird diese Grippe auf die fiktive deutsche Insel Sløborn; dort spielt sich das Geschehen der Serie überwiegend ab. Diese kann man sich wie Norderney vorstellen, wo ein Teil der Dreharbeiten stattfand. Die Insel befindet sich in der Nähe Dänemarks, ab und zu sprechen einzelne Figuren mal ein paar Worte Dänisch, die dann untertitelt werden.
„Erwähnt werden ‚Gerüchte, dass es in Deutschland eine Manipulation der Fallzahlen gebe‘, nämlich ein Herunterspielen (!) der tatsächlichen Gefahr.“
Die Taubengrippe überträgt sich per Tröpfcheninfektion und soll bereits im Latenzstadium infektiös sein. Achtung: In der Postproduktion 2020 sind wohl einzelne Details aus der Realität, die die erste Staffel der Serie dann bereits eingeholt hatte, noch eingebaut worden, so dass sie den Ereignissen der letzten zweieinhalb Jahre nicht hundertprozentig vorgelagert ist.
Fiktive Pandemiepolitik
In der Serie beginnen die ‚Maßnahmen‘ auf der Insel damit, dass Häuser von Erkrankten desinfiziert und zwei Tage verriegelt werden, (kurze) Quarantänen angeordnet werden sowie Mund-/Nasebedeckungen und Handschuhe zwangsweise getragen werden müssen. Es sind unterschiedliche Masken zu sehen, oft solche, die an OP-Masken erinnern, hier und da aber auch FFP2- und FFP3-Modelle.
Erwähnt werden „Gerüchte, dass es in Deutschland eine Manipulation der Fallzahlen gebe“, nämlich ein Herunterspielen (!) der tatsächlichen Gefahr. Bei echten Problemen darf man so etwas von offizieller Seite tatsächlich erwarten, nicht jedoch bei gezielt aufgebauschten Phänomenen. Als schließlich in Deutschland der Notstand ausgerufen wird, werden gleich die Befugnisse des Sløborner Gemeinderats von Bund und Land übernommen. Die Vertreterin des Landes erklärt:
Unsere absolute Priorität muss jetzt sein, die weitere Verbreitung der Taubengrippe zu verhindern. […] Aber schon ein einziger unkooperativer Patient kann sämtliche Bemühungen, die Seuche einzudämmen, zunichtemachen. Wir dürfen deshalb kein Risiko eingehen. Die Maßnahmen des Seuchenschutzes müssen notfalls mit polizeilichen Mitteln unbedingt durchgesetzt werden – auch mit Gewalt.
„Was die Menschen sich alles gefallen lassen würden, wäre keinem Drehbuchschreiber eingefallen.“
Zu diesen Maßnahmen gehören lückenlose Kontaktverfolgung, Blutabnahmen und Schnelltests. Nach 48 Stunden erfolgt eine B-Probe; schnell mutiert das Virus, eine seltene C-Variante tritt auf. Leichen, in Säcke verpackt, und Staatspersonal in Schutzanzügen bilden das übliche katastrophenfilmische Dekor. Selbstverständlich wird zum Daheimbleiben und zum Abstandhalten aufgerufen.
Die Umsetzung der Maßnahmen verläuft stolpernd. So wird ein Begräbnis nicht abgesagt, obwohl die Dame vom Landesgesundheitsamt dazu geraten hatte. „Die Leute sollen selbst entscheiden, ob sie gehen oder nicht“, befindet der Bürgermeister. „Die Leute sind doch überhaupt nicht kompetent“, antwortet die Expertin. Später bricht dann die Polizei eine Trauerfeier ab, auf der übrigens nur teilweise Masken getragen wurden. Die Bedrohung war auf dem Bildschirm größer als in der Realität, Angst und Gehorsam eher geringer. Was die Menschen sich alles gefallen lassen würden, wäre keinem Drehbuchschreiber eingefallen.
Als Hauptautor, Regisseur der meisten Folgen und einer der Produzenten zeichnet Filmemacher Christian Alvart verantwortlich, dessen Inspiration nach eigener Aussage Erlebnisse waren, die seinen „Autoritätsglauben erschüttert“ hatten. „Mich hat danach die Frage beschäftigt, inwieweit wir eine eigene Verantwortung haben, selbst wenn uns Experten oder Institutionen oder die da oben etwas sagen, genau das infrage zu stellen und vielleicht unser Gehirn nicht auszuschalten“, erzählt er. Denkt der Mann etwa quer und muss gecancelt werden? Nein, nein. Alvart gibt im gleichen Interview Mainstreamtauglicheres zum Besten, wie dass die Pandemie-Mahner früherer Jahre Recht gehabt hätten und auch Bizarres, dass nämlich durch den Klimawandel, „durch das Auftauen von Permafrostböden und Gletschern überall Viren entstehen“ und. So darf er – weiterhin mit Steuergeld finanziert – auch eine dritte Staffel der „so fatal glänzenden Vorausschau auf das Pandemie-Geschehen“ drehen.
„In der Serie hört man von Desinformation, die unter Strafe gestellt werden soll, von den Nachrichten, die die Zustände in den Isolationslagern verschweigen.“
In der ersten Staffel geht es mit Schulschließungen („Ja, die Apokalypse bringt schulfrei“, kommentiert ein Schüler), Ausgangssperren, „striktem Versammlungsverbot“ und der Deportation der meisten Inselbewohner in Isolierlager weiter. Dabei regt sich Widerstand. Ein Protestler, der sich dem Bluttest widersetzt, kritisiert den „Verbrecherstaat“, der das Virus selbst gezüchtet habe (Grüße nach Wuhan), und ruft einem staatlichen Schutzanzugträger wütend entgegen: „Schimpf mich doch ‘nen Verschwörungstheoretiker, komm, nenn mich doch ‘nen Nazi.“ Auf diese Einladung hin haben sich im Hier und Jetzt viele nicht lange bitten lassen.
In der Serie hört man von Desinformation, die unter Strafe gestellt werden soll, von den Nachrichten, die die Zustände in den Isolationslagern verschweigen. „Du darfst nicht alles glauben, was im Internet steht!“, heißt es in einem Dialog, Replik: „Aber alles glauben, was die draußen aus den Lautsprechern brüllen?“
Die Bundeswehr wird auf der Insel eingesetzt, erhält Schießbefehl und geht gewaltsam vor. Schnell kann sie den Widerstand einer Horde vollbärtiger Rednecks, die sich bewaffnet in einer Kirche verschanzt haben – da hat man im Autorenroom wohl zu viele amerikanische Filme gesehen – brechen. Nur wenige Bewohner und Gäste Sløborns, darunter ein koksender Schriftsteller und eine Gruppe junger Krimineller auf Erlebnismaßnahme, können sich verstecken. Zuvor sieht man noch, dass auf dem Festland weibliche Jugendliche, die weitgehend immun sein sollen, zwecks Impfstoffherstellung zu tödlichen Experimenten in ein Krankenhaus gebracht werden. Alvart: „Ich habe gedacht, das gibt's doch gar nicht, die Wirklichkeit spielt unser Drehbuch nach“ – nicht speziell auf tödliche Experimente bezogen.
Eine gewisse Hamburger Wochenzeitung zeigt sich beim versuchten „Aufstand der Rechtschaffenen gegen die Regierung“ auf der Insel unangenehm berührt, sieht darin ein „filmisches Unglücksmoment“ und „ein Ärgernis“, das irgendwelchen „Rechtsdrehenden“ in die Hände spiele. Denn in der Realität sind die Regierenden natürlich die Guten.
Zweite Staffel
Die zweite „Sløborn“-Staffel wurde 2021 gedreht. Das Virus tritt dabei in den Hintergrund, von einem verspäteten Fall mit symptomatischem Verlauf abgesehen. Allerdings startet Alvart, der Pandemie-Prophet, in der ersten Folge gleich mit einem Blackout. Der Strom fällt dauerhaft aus, was im Folgenden aber eher rosarot geschildert wird, schließlich reichen die Generatoren und Treibstoffvorräte auf einer Insel von der Größe Norderneys allemal aus, um versprengte Personen im niedrigen zweistelligen Bereich mit Elektrizität zu versorgen. Selbst eine im Aufzug Eingeschlossene kann sich schnell mit Muskelkraft befreien.
„Ein junger Mann rennt seit Monaten nur im Schutzanzug herum, da er sich vor sich ‚selbst [als] Todesbringer‘ fürchtet. In unserer Wirklichkeit genügen FFP2-Masken, Desinfektionsmittel und die Ausladung von Ungeimpften.“
„Back to normal“ gehe nicht mehr, heißt es schnell, und Schilder vor verwaisten Ladenlokalen, die Aufschriften wie „Wir vermissen euch“ und „Wir haben bald wieder für Sie geöffnet“ erinnern uns an zwei Wochen „Flatten the curve“, die einem zuweilen länger vorgekommen sind. Ein junger Mann rennt seit Monaten nur im Schutzanzug herum, da er sich vor sich „selbst [als] Todesbringer“ fürchtet. In unserer Wirklichkeit genügen FFP2-Masken, Desinfektionsmittel und die Ausladung von Ungeimpften.
Über die Figuren der Serie und ihre Schicksale wird hier nichts verraten. Als Ausnahme sei lediglich die dänische Sozialarbeiterin Freya erwähnt, die mit dem ihr anvertrauten straffälligen Nachwuchs auf einem Bauernhof eine agrarautoritäre Kommune errichtet, was zur Gewalteskalation führt. Wer sich dem von ihr angeführten Kollektiv nicht unterordnet, ist ein „Schädling“. Hippie und Diktatur passen nicht zusammen, kritisiert sie daher ein junger Mann aus der Gruppe. Der ist wohl noch keinem Grünen begegnet.
Wann kommt der Blackout und womit wird wohl die dritte, letzte Staffel von „Sløborn“ aufwarten? Eine der Schauspielerinnen habe erzählt, so Alvart, dass sie in der pandemischen Realität nur darauf gewartet habe, „dass endlich einer Cut ruft“. Das werden wir schon selbst tun müssen.