28.04.2025
Was bisher erreicht wurde
Von Kolja Zydatiss
War Israels Reaktion auf den Terror vom 7. Oktober 2023 unverhältnismäßig, wie viele – nicht zuletzt in Deutschland – finden? Welche Erfolge konnte das Land im Krieg erzielen?
Israel – Deutschland: Da ist manchmal recht viel „Lost in Translation“. In einem aufschlussreichen Beitrag, der anlässlich des ersten Jahrestages des palästinensischen Terrorüberfalls auf Israel am 7. Oktober 2023 auf Focus Online erschien, attestierte Joachim Krause der deutschen Nahost-Debatte drei Hauptdefizite, wegen derer die deutsche Meinung in Israel, höflich ausgedrückt, niemanden mehr interessiert.
Drei deutsche Denkfehler
Der Autor, Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, beklagte erstens die „Fixierung auf ein abstraktes Konfliktmodell“. Auf die Aggression einer Seite reagiert die andere mit Eskalation. Das Ergebnis ist eine Eskalationsspirale, die sich bis zum berühmten „Flächenbrand“ aufschaukelt. So könnte man dieses Konfliktmodell skizzieren. Laut Krause sind jedoch in der realen Geschichte Kriege selten so ausgebrochen. Und zur Beschreibung der Situation im Nahen Osten, wo die von religiösen Fundamentalisten regierte Regionalmacht Iran mit Hilfe ihrer Handlanger die Gewalt gegen Israel eskaliert, mit dem Ziel, den viel kleineren jüdischen Staat zu zerstören oder unbewohnbar zu machen, eigne sich dieses Konfliktmodell schon gar nicht.
Die zweite deutsche Fehlleistung, so Krause, ist die „Fixierung auf das Völkerrecht“. Dieses einzuhalten, werde insbesondere vom demokratischen Rechtsstaat Israel verlangt, während er sich gegen Terrorgruppen wehrt, die ihre Kommandozentralen, Waffendepots und Abschussrampen bewusst in zivilen Wohngebieten errichteten. Eine zynische Strategie, die darauf angelegt sei, „unter den eigenen Leuten hohe Opferzahlen zu produzieren, die dann im Informationskrieg zur politischen Isolierung Israels genutzt werden“, die zudem allen Regeln des Völkerrechts spotte und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts für Israel erschwere.
„Für den jüdischen Staat habe der vermeintliche Verbündete Deutschland heute nur ‚Betroffenheitsbesoffenheit‘, ‚moralisierende Appelle‘ und die leere Formel, wonach Israels Sicherheit deutsche Staatsräson sei, übrig.“
Drittens sieht Krause eine „völlig ins Symbolische abgerückte Vergangenheitsbewältigung gegenüber Israel“. Für den jüdischen Staat habe der vermeintliche Verbündete Deutschland heute nur „Betroffenheitsbesoffenheit“, „moralisierende Appelle“ und die leere Formel, wonach Israels Sicherheit deutsche Staatsräson sei, übrig.
Die realen Gefahren im Nahen Osten
Aus der Vergangenheit tatsächlich zu lernen, hieße, so der Politologe, sich mit der tatsächlichen Situation im Nahen Osten zu beschäftigen. Dazu gehöre die von deutschen Politikern fast nie offen ausgesprochene Tatsache, dass das Hauptproblem für den Frieden im Nahen Osten der islamische Extremismus der Palästinenser ist. Deren mehrheitliche Überzeugung bestehe darin, dass der jüdische Staat restlos von der Landkarte getilgt und durch einen islamischen Gottesstaat ersetzt werden müsse.
Dazu gehöre auch die „Obsession des iranischen Regimes mit der Vernichtung Israels“. Eine genozidale Agenda, welche die Mullahs und ihre Revolutionsgarden mittels hochgerüsteter Stellvertreterarmeen wie der Hamas und der Hisbollah-Miliz, moderner Raketen und eines fortgeschrittenen Atomwaffenprogramms vorantrieben.
„Deutsche Politiker sprechen fast nie offen aus, dass das Hauptproblem für den Frieden im Nahen Osten der islamische Extremismus der Palästinenser ist.“
Was Israel erreicht hat
Israel löse diese Probleme nun auf seine Art, schreibt Krause. Natürlich machen die Entscheider dabei auch Fehler. Doch kann man heute feststellen: In den vergangenen gut anderthalb Jahren seit dem beispiellosen Pogrom palästinensischer Terrorgruppen an Zivilisten im Oktober 2023 ist es Israel gelungen, den Kräften, die die „Endlösung“ der Judenfrage im Nahen Osten herbeiführen wollen, mehrere schwere Schläge zu versetzen.
So hatte Israel laut Tamir Morag, diplomatischer Korrespondent beim konservativen israelischen Privatsender Channel 14, Stand 19. April 2025 unter anderem:
- rund 80 Prozent der entführten Geiseln zurückgebracht,
- durch seine Militäroperation im Gazastreifen den Raketenbeschuss aus dem Küstengebiet um über 99 Prozent reduziert,
- rund 20.000 Hamas-Terroristen ausgeschaltet,
- die Führungsspitze der Hamas neutralisiert,
- Tausende von Hisbollah-Terroristen getötet,
- rund 80 Prozent der militärischen Kapazitäten der Hisbollah zerstört,
- die Führungsspitze der Hisbollah neutralisiert,
- das Kriegsmaterial der neuen islamistischen Herrscher in Syrien dezimiert,
- die Kontrolle über den Berg Hermon und den Süden Syriens übernommen,
- vom Iran unterstützte irakische Milizen zurückgedrängt,
- beispiellose Luftschläge gegen die jemenitische Huthi-Miliz durchgeführt,
- Irans strategische Luftabwehr zerstört,
- etwa Tausend Terroristen im Westjordanland getötet und Tausende weitere festgenommen.
Nicht schlecht für ein Land, das laut dem israelischen Satiriker Ephraim Kishon so winzig ist, dass man an einem Vormittag alles Wichtige besichtigen kann und auf handelsüblichen Landkarten nur die Buchstaben „Isr.“ darin Platz haben. Möge Deutschland aufhören, sich durch unaufgeforderte Ratschläge von der Seitenlinie weiter zu blamieren.