31.10.2022

Von Faktencheckern gecancelt

Von Klaus Alfs

Wer auf dem Facebook-Portal „Wissen schafft Fakten“ des MDR den „Klimanotstand“ oder Erkenntnisse des „Weltklimarats“ IPCC in Frage stellt, wird schnell gelöscht und geblockt. Ein Erfahrungsbericht.

Das Facebook-Portal „Wissen schafft Fakten“ des MDR präsentiert täglich „Faktenchecks“, so zum Beispiel auch diesen vom 2. Oktober 2022:
 
„Im Netz kursiert ein angeblich wissenschaftliches Dokument, welches die Erderwärmung in Zweifel zieht. Unter dem Titel „Es gibt keinen Klimanotstand“ haben mehr als 1.100 Menschen eine sogenannte ‚Weltklimaerklärung' unterzeichnet. Doch weniger als 1 % der aufgeführten Namen bezeichnen sich selbst als Klimawissenschaftler. Viele der Unterzeichnenden haben dagegen Verbindungen zu klimawandelskeptischen Organisationen oder Unternehmen, die im fossilen Sektor tätig sind. Die ‚Weltklimaerklärung', die auf einer Seite zusammengefasst ist, spiegelt nicht den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand über die Erderwärmung wider und enthält eine Reihe von Behauptungen, die von Klimaforschenden bereits widerlegt wurden. Der 6. Weltklimabericht des Weltklimarats IPCC umfasst dagegen 9.000 Seiten und liefert eindeutige Beweise für eine vom Menschen
verursachte globale Erwärmung und einen Klimanotstand.“

 
Diese Erklärung „There is no Climate Emergency” hatte ich bereits vor einiger Zeit auf meinem Facebook-Profil verlinkt. Mein Beitrag mit dem Link wurde aber von Facebook mit dem Hinweis gelöscht, dass es sich dabei um „Falschinformationen“ handele. Doch, wer das Dokument liest, wird sehen, dass „Wissen schafft Fakten“ bereits im ersten Satz seinerseits eine Falschinformation verbreitet. Denn nirgendwo zieht in dieser Erklärung jemand „die Erderwärmung in Zweifel“. Die Unterzeichner sind lediglich der Auffassung, dass sich die Erde nicht so schnell erwärmt, wie das IPCC prognostiziert hat. Meines Wissens ist das korrekt, wobei man natürlich hinzufügen muss, dass Computer-Modelle keine Prognosen liefern, sondern „Szenarien“. Aber dem Team von „Wissen schafft Fakten“ so etwas zu erläutern, ist zwecklos.
 
Ich habe zu diesem „Faktencheck“-Beitrag von „Wissen schafft Fakten“ mehrere kritische Kommentare verfasst. So habe ich z.B. unter anderem eine wissenschaftliche Definition von „Klimanotstand“ eingefordert, darauf aufmerksam gemacht, dass „Wissen schafft Fakten“ ihrerseits keine Fakten, sondern bloß Meinungen präsentieren und über fundamentale wissenschaftliche Prinzipien aufgeklärt. Das ist durchaus nicht in freundlichem Ton geschehen, weil ich das geistige Niveau dieses Portals als eine Zumutung empfand. Ausdrücke wie „Bullshit“ und ähnliches sind m.E. aber noch im Bereich dessen, was toleriert werden muss – zumal wir für solche öffentlich-rechtlichen „Wissensmagazine“ alle zahlen.

„Die Macher dieser ‚Wissenschaftsseite' sind offenkundig vollkommen ungebildet." 

Um einen Eindruck der Diskussion zu vermitteln, habe ich einige Screenshots beigefügt. Einer, der rot umrandete, belegt, dass „Wissen schafft Fakten“ mich gesperrt hat, während ich einen Kommentar verfasste. Ich konnte ihn daher nicht zu Ende schreiben (und nicht korrigieren, denn nach dem „per definitionem“ unten muss natürlich ein „nicht“ stehen).
 
Es gäbe noch eine Menge mehr zu dem Beitrag zu sagen. Ich habe mich in den Kommentaren aufs Wesentliche beschränkt. Die Macher dieser „Wissenschaftsseite“ sind offenkundig vollkommen ungebildet. Sie wissen absolut nichts über Wissenschaftstheorie und den Charakter wissenschaftlicher Hypothesen. Ihre „Widerlegung“ der 1100 Wissenschaftler ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Sie berufen sich zum Beispiel auf 9000 Seiten des IPCC-Reports, die sie selbst garantiert nicht gelesen haben. Es wird irgend etwas von „Pseudoexperten“ fabuliert, die „Desinformation“ betreiben. Davon grenzen sie ohne nachvollziehbare Kriterien die „echten Experten“ säuberlich ab.

Allen Ernstes werden Parolen wie „Wissenschaftsleugnung“ verwendet und als „Fakten“ gegen die Unterzeichner präsentiert. Das alles gleicht dem, was in totalitären Staaten unter Wissenschaft verstanden und kommuniziert wird. In offenen Gesellschaften hat es aber nun einmal nichts verloren.

Hier habe ich es nochmal ganz ‚artig' versucht. Mir war klar, dass es ebenfalls binnen Minuten gelöscht würde. Und so geschah es auch.

Meine Kommentare wurden gelöscht, und ich konnte in der Folge nirgendwo mehr kommentieren. Nach einer Weile wurde diese Sperrung wieder aufgehoben, ich habe wieder kommentiert, die neuen Kommentare wurden wieder gelöscht, ich wurde wieder ausgeschlossen. Später war ich erneut freigeschaltet. Aktuell sind nur zwei kurze Kommentare noch zu sehen. Alle anderen bleiben gelöscht.
 
Offenbar sollen sachkundige und kritische Kommentatoren mit dieser Strategie demoralisiert werden. Das ist bei Öffentlich-Rechtlichen FB-Portalen im Bereich „Wissen“ – zum Beispiel auch bei Quarks – schon lange übliche Praxis. 
 
Mich selbst wundert das nicht. Ich ärgere mich auch nicht darüber. Ich dokumentiere es nur. 

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