07.10.2025

Trumps Friedensplan als Albtraum der westlichen Linken

Von Brendan O’Neill

Zwei Jahre nach dem Hamas-Massaker von 2023 liegt ein Friedensplan des US-Präsidenten Trump für den Gazastreifen auf dem Tisch, der vielen westlichen Meinungsmachern nicht behagt.

Ist die Aussicht auf Frieden je mit so viel Pessimismus begrüßt worden? Kaum hatte Präsident Trump seinen Friedensplan für Israel und den Gazastreifen vorgestellt, säten große Teile der Medien und die Pro-Gaza-Lobby hektisch Zynismus. Es gehe um Trump, alles andere sei nachrangig, kolportierte beispielsweise die Tagesschau. Die Möglichkeit, dass der grausame Krieg im Gazastreifen beendet wird, hat nicht zu Optimismus, sondern zu Sarkasmus, Misstrauen und sogar zu schlecht gelaunter Kommentierung geführt. Angesichts eines Abkommens, das Tausende von Menschenleben retten könnte, ist das jedoch alles andere als angemessen.

Ich bin mir sicher, dass ein Teil dieser hochnäsigen Skepsis dem „Trump-Derangement-Syndrom“ (einer „Trump-Geistesstörung“) entspringt, das in elitären Kreisen immer noch anhält. Daher konzentrierte sich die Tagesschau weniger auf die in Gaza geretteten Leben als auf Trumps „Eigenlob“ und Übertreibungen. Eine seltsame Melancholie überkam auch die üblichen Israel-Hasser. Sie knirschten lautstark mit den Zähnen über das „problematische“ Kleingedruckte in der Vereinbarung. Das ist eine seltsame Reaktion auf etwas, das das beenden könnte, was sie (irrsinnigerweise) als Genozid – wenn nicht gar als Katastrophe auf Auschwitz-Niveau – bezeichnen.

Der Co-Chef der Linken, Jan van Aken, bezeichnet Trump als „Schulhofbully“. Richtige Friedenspläne würden „nicht über die Köpfe der Menschen vor Ort hinweg“ verhandelt. BSW-Chefin Sahra Wagenknecht sieht den Plan als „Freifahrtschein für die Fortsetzung des Völkermords“. „Die Palästinenser müssen dieses Kapitulationsabkommen ablehnen”, so Roshan M. Salih von der islamischen Website 5Pillars. Soll der „Völkermord” also weitergehen? Das ist eine originelle Forderung, das muss man ihm lassen.

„Der Deal droht aufzudecken, dass nicht der jüdische Staat, sondern die Hamas die wahre Verursacherin des Krieges in Gaza und die Urheberin des Leids in diesem winzigen Streifen Land ist.“

Aber hinter dieser Orgie der Verschnupftheit steckt mehr als nur ein Trump-Hass und auch mehr als nur jugendlicher Widerwille, Trump für irgendetwas Anerkennung zu zollen. Vielmehr erkennt unser kulturelles Establishment, wenn auch instinktiv, dass dieser Deal sein gesamtes moralisches Narrativ über Israel zu erschüttern droht. Er droht aufzudecken, dass nicht der jüdische Staat, sondern die Hamas die wahre Verursacherin des Krieges in Gaza und die Urheberin des Leids in diesem winzigen Streifen Land ist. Indem er der Hamas den Ball eindeutig zuspielt, stellt Trumps Deal eine existenzielle Krise dar – nicht nur für die Hamas selbst, sondern auch für die Meinungsmacher des Westens. Diese haben ihre moralische Autorität auf dem wässrigen Fundament einer faktenarmen, obsessiven Israelphobie aufgebaut.

Der 20-Punkte-Friedensplan ist sehr umfassend. Er sieht ein sofortiges Ende des verheerenden Krieges in Gaza vor. Wenn beide Seiten bestimmten Bedingungen zustimmen, werden alle Kämpfe eingestellt und alle israelischen Geiseln, tot oder lebendig, innerhalb von 72 Stunden freigelassen bzw. überstellt. Im Gegenzug wird Israel 250 zu lebenslanger Haft verurteilte Gefangene und 1700 nach dem 7. Oktober 2023 inhaftierte Gaza-Bewohner freilassen.

Zu den Bedingungen gehört außerdem, dass der Gazastreifen zu einer „deradikalisierten, terrorismusfreien Zone“ werden soll, in der die Hamas und andere islamistische Gruppierungen „in keiner Form“ eine Rolle spielen. Die Hamas muss sich entwaffnen. Großzügigerweise – wie ich finde – bietet das Abkommen Hamas-Mitgliedern, die ihre Waffen freiwillig abgeben, eine Amnestie an. Anderen Hamas-Mitgliedern wird eine „sichere Ausreise in Aufnahmeländer” gewährt. (Bitte nicht Großbritannien.) Israel wird sich bereit erklären, seine Truppen auf eine vereinbarte Linie zurückzuziehen und die Verwaltung des Gazastreifens durch eine „technokratische [und] unpolitische“ Übergangsbehörde zuzulassen. In der Vereinbarung heißt es außerdem, dass „niemand gezwungen wird, den Gazastreifen zu verlassen“.

Ich halte dies für eine realistische und positive Lösung. Sie würde zwei Dinge erreichen, die einige von uns seit Langem fordern: die Freilassung der am 7. Oktober auf grausame Weise entführten Juden und die Beseitigung der Armee von Antisemiten, die diesen Krieg begonnen hat. Zudem würde sie den Menschen im Gazastreifen das Recht einräumen, einen besseren, freieren Staat zu gründen. Damit erübrigt sich das verleumderische Gejammer unserer israelphoben Eliten, die in Ermangelung jeglicher Beweise behaupteten, Israel und Trump wollten alle Palästinenser aus dem Gazastreifen vertreiben.

„Dank Trumps Plan sind der Hamas die Optionen ausgegangen – und unseren kulturellen Eliten ebenso.“

Benjamin Netanjahu nimmt den Deal an. Es erweist sich also als weitere Unwahrheit, die von der israelfeindlichen Meute verbreitet wird, nämlich dass Bibi wild entschlossen sei, den Krieg fortzusetzen, um seinen eigenen Arsch vor Korruptionsvorwürfen zu retten. Es bleibt nur eine Frage: Wird die Hamas akzeptieren? Wenn sie es nicht tut, wissen wir zweifelsfrei, dass ihr die eigenen verdrehten Träume von einem Kalifat wichtiger sind als das Leben der Palästinenser. Dann wissen wir auch, dass die von unseren eigenen kulturellen Machthabern gesponnene Moralgeschichte, in der Israel immer der Dämon und Gaza immer das Opfer ist, mehr der Bigotterie als der Realität geschuldet ist. Dies ist also ein entscheidender Moment – sowohl für die mittelalterlichen Scharfschützen der Hamas als auch für die Meinungsmacher des Westens.

Wenn die Hamas das Abkommen ablehnt – was sie trotz einiger positiver Äußerungen durchaus noch tun könnte –, dann wird das gesamte moralische Gebäude des „linken“ und „linksliberalen“ Denkens zusammenbrechen. Wir wissen dann, dass die Hamas den Krieg will, nicht Israel. Wir wissen dann, dass dieser sogenannte Völkermord das Ergebnis islamistischer Barbarei und nicht des israelischen Bösen ist. Wir wissen dann, dass die Palästinenser leiden, weil sie von religiösen Extremisten regiert werden, die ihrem antisemitischen Blutrausch schon vor langer Zeit den Vorrang vor gutem Regieren in Gaza gegeben haben. Jede Anti-Israel-Demo und jede Denkschrift, die im Gefolge dieses bekannt gewordenen Plans auftaucht, wird zur Farce. Sie wird zur Lüge. Sie wird der jüdischen Nation fälschlicherweise die Schuld für ein Unglück zuweisen, das die Hamas selbst verursacht hat – und das wird jedem klar sein.

Dank Trumps Plan sind der Hamas die Optionen ausgegangen – und unseren kulturellen Eliten ebenso. Sie sind beunruhigt über diesen Deal, weil sie – um es offen zu sagen – diesen Krieg vermissen werden. Aus dessen Schrecken haben sie sich in verwirrenden Zeiten ein fragiles Gefühl moralischer Überlegenheit aufgebaut. Was aber, wenn die Hamas das Abkommen annimmt? Nun, dann müssten sie zugeben, dass Trump – der neue Hitler, der populistische Verrückte, der böse Mann, der sie in ihren Träumen heimsucht – unendlich viel mehr dazu beigetragen hat, Gaza zu „retten“ als ihr israelfeindliches Gezeter. Für Israels Hasser sieht es schlecht aus.

Ich möchte, dass dieses Abkommen zustande kommt, weil ich die Geiseln zu Hause sehen möchte, weil ich möchte, dass der Krieg endet, weil ich möchte, dass Israel sicher ist, und weil ich möchte, dass die Menschen im Gazastreifen Frieden haben. Wenn Sie das nicht genau so sehen, stehen Sie vielleicht nicht auf der „richtigen Seite der Geschichte”?

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