11.08.2025

Der Linksislamismus wütet

Von Moritz Pieczewski-Freimuth

Titelbild

Foto: rajatonvimma via Flickr / CC BY-SA 2.0

„Queers for Palestine“-Aktivisten verbünden sich nicht zufällig mit Islamisten. Neben Antisemitismus bietet die Gender-Ideologie bei näherem Hinschauen ein verbindendes Element.

Am letzten Samstag im Juli zog in Berlin der sogenannte „Internationalist Queer Pride for Liberation“, die Gegenveranstaltung zum „kommerziellen“ CSD, erneut unter dem Motto „Palästina“, durch die Straßen. Zu den mehrheitlich linksautoritären Teilnehmern gesellte sich ein beachtlicher Teil der sogenannten propalästinensischen Szene. Neben tätlichen Angriffen auf Polizisten kam es zu Idealisierungen der Hamas als „Märtyrer“ und zu Mordaufrufen gegenüber israelischen Selbstverteidigungskräften: „Death to the IDF“.

Wirklich bemerkenswert war die antagonistische Gleichzeitigkeit von offen homo-, bi- und transsexuellen Aktivisten, entblößten Hinterteilen und einer Vielzahl rigider Kopftuchträgerinnen. Auch die Flagge des Geschlechterapartheidsregimes Iran soll geschwenkt worden sein. Zugleich prangten etliche antisemitische und terrorverherrlichende Parolen auf Transparenten: „No pride in genocide“, „Stonewall was an intifada“ und „From trans rights to Palestine – fight the system“.  Eine Manifestation des Linksislamismus, ein Get-Together der Queers for Palestine.

Das offenkundig Paradoxe an dem Ganzen: Wären die „Queers for Palestine“ wirklich solidarisch mit den Palästinensern, müssten sie die Hamas klar ablehnen. Denn sexuelle Minderheiten würden im Gazastreifen, wo militanter Islam und archaische Stammeskultur vorherrschen, keinen Tag ungestraft überleben. Wären sie wirklich „LGBTQ-freundlich“, müssten sie Israel als einzigen sicheren Hafen für „queere“ Menschen im Nahen Osten unterstützen. Zurecht spotteten viele – von den Kommentarspalten bis hin zu Benjamin Netanjahu – über diese absurde Allianz: „Chickens for KFC“, also die Identifikation mit dem Aggressor. Doch mit dieser Pathologisierung entledigt man sich meist einer tieferen Auseinandersetzung.

In einem Working Paper für das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam unter der Leitung von Prof. Susanne Schröter identifiziere ich Schnittmengen zwischen den scheinbar Progressiven und den Islamisten. Es folgen Auszüge aus diesem Paper.

Der  7. Oktober und die Frauen

Ziel des Terroranschlags vom 7. Oktober war es, möglichst viele Juden zu töten oder sie als Geiseln in den Gazastreifen zu verschleppen. Beides begleitet von bestialischen Sexualverbrechen: Vergewaltigungen an lebenden wie toten Körpern, an Frauen und Kindern, teils vor den Augen von Angehörigen. Viele Opfer wurden verstümmelt und verbrannt. Sadismus der übelsten Sorte. Mit der systematischen sexuellen Gewalt an israelischen Frauen sollte die Libertinage als vermeintlich „jüdisches Prinzip“ vernichtet werden. „Frauen als Frauen“ gerieten auf dem Supernova-Festival gezielt ins Kreuzfeuer – weil sie tanzten, was gegen das im Koran verbriefte Verbot des „Beine Schwingens“ spricht. Das islamistische Motto: Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod.

„Nur fünf Prozent der Palästinenser im Westjordanland befürworten laut Arab Barometer (2019) gesellschaftliche Toleranz gegenüber Homosexualität.“

Die Terroristen filmten ihre Gräueltaten mit GoPro-Kameras, verbreiteten sie live oder als Propaganda im Netz – eine strategische Kriegsführung zur Normalisierung von Gewalt gegen Juden und insbesondere gegen jüdische Frauen. Hamas-Schergen präsentierten auf Pickups in den Gazastreifen verschleppte, misshandelte Frauen mit Blutspuren im Intimbereich als ‚Kriegstrophäen‘. So sollte „Stolz“ demonstriert und durch die „Propaganda der Tat“ zur Nachahmung angestachelt werden.

Homosexuelle in Gaza

Die Rechte von LGBTQ-Personen sind im Gazastreifen massiv eingeschränkt. Homosexualität ist illegal und wird strafrechtlich wie gesellschaftlich verfolgt. Die regierende Hamas betrachtet LGBTQ-Identitäten als unvereinbar mit ihren religiösen Werten. Laut dem ILGA-Report (2019) können gleichgeschlechtliche Beziehungen in Gaza mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden. Auch im Westjordanland kriminalisiert das Strafgesetzbuch einvernehmliche homosexuelle Handlungen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis. Nur fünf Prozent der Palästinenser im Westjordanland befürworten laut Arab Barometer (2019) gesellschaftliche Toleranz gegenüber Homosexualität – der niedrigste Wert im arabischen Raum. Die palästinensischen Gebiete belegen dem Williams Institute zufolge Platz 130 von 175 hinsichtlich der gesellschaftlichen Akzeptanz von LGBTQ-Personen.

Im traditionellen Islam gilt Homosexualität als Sünde und absolutes Tabu. Gleichgeschlechtliches Begehren wird oft als Krankheit, Besessenheit oder „Unmännlichkeit“ gedeutet. Laut dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland verfolgen 66 Staaten Homosexualität strafrechtlich, in 12 droht die Todesstrafe. Viele dieser Länder sind muslimisch geprägt oder haben Teile der Scharia im Rechtssystem implementiert. Wo der Staat nicht straft, übernehmen häufig Familien diese Rolle, indem sie homosexuelle Angehörige verfolgen oder als „Schande“ verstoßen.

Im Gegensatz zur bedrückenden Situation von LGBTQ-Menschen in vielen muslimisch geprägten Ländern zeigt sich in Israel eine andere Entwicklung. LGBTQ-Personen in Israel genießen umfassende Rechte: Sie sind vor Diskriminierung geschützt, dürfen offen im Militär dienen, gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden anerkannt, inklusive Adoptionsrecht, Erbrecht u.v.m. Derzeit leben mindestens 90 nicht-heterosexuelle Palästinenser, die keine israelischen Staatsbürger sind, mit Aufenthaltsstatus und Arbeitserlaubnis in Israel.

Woke Wirklichkeitsverdrehung

Wie aber reagieren die Köpfe der Genderideologie auf diese Lage? Die Realität ignorieren, um die Ideologie zu retten, scheint die Divise. Letztes Jahr stellte die Begründerin der Queer Theory Judith Butler ihr neues Buch „Who’s Afraid of Gender“ im Spiegel vor. Dabei bezeichnete sie es als eine „Karikatur, dass Frauen, Schwule, Lesben und trans Personen in Palästina nicht frei und offen leben“ können.

In einem Auftritt bei einer französischen Talkshow nach dem 7. Oktober, anlässlich des Weltfrauentags am 8. März 2024, bemerkte Butler: „Der Aufstand vom 7. Oktober war ein Akt des bewaffneten Widerstands […]. Das war ein Aufstand.“ Auch äußerte sie Zweifel: „Ob es nun Belege für die Behauptungen über die Vergewaltigung israelischer Frauen gibt oder nicht [skeptischer Blick]. OK, wenn es Belege gibt, dann bedauern wir das, aber wir wollen diese Belege sehen.“  Das feministische Konzept der Definitionsmacht, nach dem betroffenen Frauen grundsätzlich Gehör und Glauben geschenkt werden soll, gilt offenbar nicht bei israelischen oder jüdischen Opfern. Kein Wunder: Bereits 2006 erklärte Butler Hamas und Hisbollah zu „soziale Bewegungen, die progressiv sind, die links stehen, die Teil einer globalen Linken sind“.

„Neben dem antisemitischen Terror kann Judith Butler auch der Sexualmoral des Islam etwas abgewinnen.“

Neben dem antisemitischen Terror kann Butler auch der Sexualmoral des Islam etwas abgewinnen: Im Essayband „Gefährdetes Leben“ titulierte sie den Schleier affirmativ als „Übung in Bescheidenheit und Stolz“, als Ausdruck „weiblicher Handlungsfähigkeit“ und klagte eine „kulturimperialistische Ausbeutung des Feminismus“ an, wenn islamisch legitimierte, misogyne Gewalt kritisiert wird.1

Eine weitere einflussreiche Vertreterin der These einer angeblich rassistischen Vereinnahmung des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung und seiner Verknüpfung mit Israelhass ist die US-amerikanische Professorin Jasbir K. Puar. Puar prägte den Begriff Homonationalismus, um angesichts der Liberalisierung von Geschlechterrollen eine Verquickung von Sexualität und Queerness mit nationalen oder imperialen Interessen in liberalen Demokratien kritisch zu erfassen. Es gelte nicht mehr nur die imperialistische Annahme „Weiße Männer retten braune Frauen“, sondern inzwischen auch in die Darstellung des Westens als Schwuleneldorado – nun in der aktualisierten Losung: „Weiße Männer retten schwule Männer vor muslimischen Männern“.

Als „Pionier des Homonationalismus“ stigmatisiert Puar Israel, den einzigen „safe space“ für Homosexuelle im Nahen Osten. Sie identifiziert dort „Siedlerkolonialismus, Besatzung und neoliberale Beschwichtigungspolitik“ als Nährboden für „die Normalisierung von Homosexualität durch Nationenbildung“.2 Hier kommt der Begriff „Pinkwashing“ ins Spiel. Puar verwendet ihn als Vorwurf, Israel instrumentalisiere seine progressive LGBTQ-Politik, um „siedlerkoloniale“ Praktiken zu rechtfertigen und zu verschleiern. Verweise auf LGBTQ-Rechte in Israel sollten schlicht Legitimität für Militäroperationen „erkaufen“.

Puar meint auch, dass LGBTQ-Personen und ihr Bedürfnis nach rechtlicher Gleichstellung im Nahen und Mittleren Osten gar nicht existieren. Deren Definition von Sexualität sei eine subtilere, nicht-westliche sogenannte Assemblage.3 Kulturrelativismus auf akademischem Niveau. Gemeinsam mit dem postkolonialen Autor Joseph Massad behauptet sie, der Westen würde die muslimische Welt einem abstrakten Monster der „gay international“ unterjochen. Der ehemalige iranische Präsident Ahmadinedschad, skandierte 2007 an der Columbia-Universität: „Im Iran gibt es keine Homosexuellen“. Vergleichbares äußert Puar.

„Es sind etliche eingesickerte Selbstgewissheiten des Genderparadigmas und der Transideologie, die dem rigiden Islam – bewusst oder unbewusst – die Hand reichen.“

Tatsächlich ergreift Puar in ihrem Werk „Terrorist Assemblages“ auch konkret Partei für Dschihadisten, die wahrhaftig homo-, bi- oder transsexuelles Leben bedrohen. Sie konstatiert: Damals waren es „queere“ Menschen, die in westlichen Gesellschaften als sexuell deviant, pervers, den „Volkstod“ provozierend galten, heute würde der muslimische Mann zum Albtraum sexueller Abweichung und Bedrohung erklärt werden. Die Speerspitze sei ein dschihadistischer Selbstmordattentäter, der durch die „Auflösung körperlicher Grenzen [und] das erotische ballistische Ereignis des Todes“ westliche Identitätskonstruktionen zerstört. Puar verklärt das suizidale Massaker zur Performance queerer Subversion.4

Queerfeminismus und islamische Geschlechterordnung

Die genannten Stichwortgeberinnen sagen also unmissverständlich, was sie dem islamistischen Terror abgewinnen. Nicht jeder „Queers for Palestine“-Aktivist kennt ihre Texte. Es sind darüber hinaus etliche eingesickerte Selbstgewissheiten des Genderparadigmas und der Transideologie, die dem rigiden Islam – bewusst oder unbewusst – die Hand reichen.

Den Anfang macht eine Schiefheilung durch Begriffe wie „Genderidentität“ oder „non-binär“: Queere Menschen argumentieren meist ex negativo, dass sie sich „nie ganz als Frau“ oder „als Mann“ definiert haben. Damit begründen sie ihre Abweichung von der jeweiligen Geschlechtsidentität oder untermauern ihre Hinwendung zu dieser im Sinne einer Transition zum Transmann oder zur Transfrau. Suggeriert wird somit, dass sogenannte Cis-Frauen oder Cis-Männer immer und zu jeder Zeit eine vollständige Einheit von innerer, äußerer, sozialer und biologischer Geschlechtlichkeit erleben. „Jahrhunderte der Familienzwänge, der Zwangsheirat, der erzwungenen Schwangerschaft, der Verbannung in die Küche, also Jahrhunderte der Passivierung [entsprächen, MPF] eigentlich bruchlos der Identität dieser Frauen“, so die Politikwissenschaftlerin Chantalle El Helou.5 Wenn queere Menschen sich darüber hinaus als non-binär empfinden, impliziert dies folglich, dass die äußeren Pole „binär/Mann“ und „binär/Frau“ grundsätzlich als starr, eindeutig und traditionell zementiert gelten. Mit der Forderung nach kongruenter „Identität“ verfestigt sich ein reaktionäres Geschlechterbild, das traditionelle Rollenmuster nicht aufbricht, sondern subtil stützt und konserviert. Die inneren Nuancen von Geschlechtlichkeit werden somit negiert.

Besonders gravierend ist die queerfeministische „Entkörperung“, die Geschlechterfragen zunehmend von biologischen Gegebenheiten entkoppelt. In radikaler Form nivelliert Gender das biologische Geschlecht vollständig und reduziert Geschlechtlichkeit auf eine reine Sozialkonstruktion. Dabei wird übersehen, dass viele geschlechtsspezifische Benachteiligungen – etwa weibliche Genitalverstümmelung, Vergewaltigung, Doppelbelastung oder Wettbewerbsnachteile im Sport – gerade aus der biologischen Differenz resultieren.

In extremen Ausprägungen des Queerfeminismus geraten Homosexuelle zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Der Vorwurf: Ihr Begehren richte sich exklusiv auf bestimmte primäre Geschlechtsmerkmale – sofern diese aus queerfeministischer Sicht überhaupt existieren. „TERFS can suck my trans dick“ (TERFs [also genderideologiekritische Feministinnen] können meinen Trans-Schwanz lutschen), wie auf einem Plakat des Berliner CSD 2023 zu lesen war, markiert den Gipfel von Homophobie und Vergewaltigungsandrohung unter der Maskerade des Queerfeminismus. Die Aussage „sex matters“ würde Judith Butler nicht unterschreiben. Sie konstatiert: „Die Begriffe Mann und männlich können [...] ebenso einfach einen männlichen und einen weiblichen Körper bezeichnen wie umgekehrt die Kategorien Frau und weiblich“6. Diese Perspektive blendet den objektbezogenen Charakter sexueller Orientierung aus – besonders problematisch für Homosexuelle, die lange für ihr gleichgeschlechtliches Begehren kämpfen mussten.

„Statt sexueller Befreiung findet eine Befreiung von der Sexualität statt.“

Verschwindet das politische Subjekt „Frau“ als Anachronismus, droht auch der Verlust seiner Errungenschaften. Manifestationen wie Unisex-Toiletten, Akronyme wie Flinta7 oder die Zulassung biologischer Männer im Frauensport zeigen eine Verdrängung von Frauen im Namen der „kulturellen Aneignung“ des „Frau-Seins“.8 Bemerkenswert ist, dass Transfrauen zunehmend Zugang zu geschützten Räumen wie Frauengefängnissen oder Damensaunen erhalten – ein Vorgang, der als Fortschreibung männlicher Raumnahme im progressiven Gewand kritisiert wird. Das Brustbügeln – eine „schädliche traditionelle Praxis“ aus West- und Zentralafrika – und das Brustabbinden, heute Teil mancher weiblich-männlicher Transition, eint die Feindseligkeit gegenüber dem weiblichen Körper und das Kaschieren seiner Silhouetten.

Der Kurzschluss, Sex und Gender gleichzusetzen, eröffnet Räume für folgenschwere Phänomene wie „wie die Transition Homosexueller oder von Kindern in Identitätskrisen. Der Jugendpsychiater Alexander Korte sieht im Transaktivismus gar ein Präventionsprogramm gegen Homosexualität. Transitionen von maskulin wirkenden Lesben zu Transmännern oder feminin wirkenden Schwulen zu Transfrauen reihen diese wieder in die heteronormative Matrix ein. Alice Schwarzer verweist außerdem auf Studien, wonach mehr Mädchen als Jungen den Eindruck haben, „im falschen Körper“ zu leben und geschlechtsangleichende Operationen anstreben. Ohne Diagnose von Geschlechtsdysphorie und vor Abschluss der Adoleszenz kann die Option „Trans“ unangepassten Mädchen vorschnell suggerieren: „Ihr braucht nur den Körper, der zu eurem seelischen Befinden passt.“9

Solche Prozesse ähneln Trans-Erscheinungen in patriarchalen Kulturen Asiens, Europas, Afrikas und Ozeaniens. Susanne Schröter nennt Beispiele wie „xanith im Oman, hijras in Indien und Pakistan, kathoey in Thailand, mahu auf Tahiti, fa’afafine auf Samoa, tobelija in Albanien, igba ohu in Nigeria, travestis in Brasilien oder nadleehe bei den Zuni“. Ergänzen lässt sich die Islamische Republik Iran, die geschlechtsangleichende Operationen gezielt fördert. In islamischen Gesellschaften stehen diese Praktiken oft nicht für Anerkennung von Transidentität, sondern für Homophobie und rigide Geschlechtertrennung. Schröter resümiert, die Transition biete dort einen Ausweg aus homophober Verfolgung – teils die einzige Möglichkeit, mit dem Partner oder der Partnerin zusammenzuleben – und diene letztlich der Stabilisierung heterosexueller Konformität.10

Befreiung von der Sexualität

Eine Schlüsselrolle im Verhältnis des (Queer-)Feminismus zum Islam spielt auch die Verklärung des Kopftuchs zum feministischen Symbol und zur ‚empowernden Praxis‘. Der vermeintliche Exotinnenstatus sogenannter Hijabis wird von postkolonial gestimmten Queerfeministinnen als besondere Diversität gefeiert und die Abkehr von Schönheitsidealen als Akt feministischer Befreiung gehandelt. Statt sexueller Befreiung findet eine Befreiung von der Sexualität statt. Um den Anforderungen des Sexus im Selbstverwirklichungswettbewerb zu entfliehen, begnügen sich sogenannte islamische Feministinnen mit der „Freiheit unter dem Schleier“ – frei nach Khola Maryam Hübsch (2014).

„Warum Solidarität mit misshandelten israelischen Frauen zeigen, wenn man bereits Schwierigkeiten hat, überhaupt zu definieren, was eine Frau ist?“

Unentwegt kritisiert etwa der Autor Magnus Klaue die kontraproduktive Wirkung von Maßnahmen gegen zunehmende Sexualverbrechen im öffentlichen Raum, bei denen muslimische Migranten überdurchschnittlich als Täter auftreten. Statt das Problem direkt anzugehen, werde mit Umgangsvorschriften, Symbolpolitik und Geschlechtertrennung reagiert. Dieser Antisexismus, so Klaue, gleiche sich der restriktiven islamischen Sexualmoral an. Er thematisiert sogenannte Awareness-Teams, die prinzipiell jede Annäherung zwischen den Geschlechtern reglementieren können sowie einen queerfeministischen Empörungseifer, der die Zurschaustellung weiblicher Körper auf Werbetafeln pauschal mit der „Sexismuskeule“ attackiert. Dies könnte zu einer sakralisierten Wahrnehmung des weiblichen Körpers führen und einen neuen Puritanismus einläuten, der an islamische Verhältnisse erinnert.11 In dasselbe Muster fallen weit geschnittene „Subway-Shirts“ für Frauen als Schutz vor sexueller Belästigung sowie die Einrichtung von Frauenabteilen in U-Bahnen als Reaktion auf den Anstieg von Sexualdelikten im ÖPNV – letzteres ein Vorschlag der Berliner Grünen im November 2024.

Als nach dem 7. Oktober 2023 Berichte über die sexualisierte Gewalt der Hamas und die Verfolgung „queerer“ Palästinenser in Gaza zunehmend publik wurden, konfrontierten Kommentatoren die „queere“ Palästinasolidaritätsszene mit zynischen „Chickens-for-KFC“-Memes. Dass ausgerechnet progressive Gender-Theorien mit der reaktionären Sexualmoral islamistischer Regime sympathisieren, ist kein Zufall. Beide eint ein autoritäres Bedürfnis nach geschlechtlicher „Eindeutigkeit“, die Aushöhlung von Frauenrechten zugunsten identitätspolitischer Dogmen und ein tiefsitzendes Unbehagen an Homosexualität.

Warum auch Homosexuelle in den Palästinensergebieten unterstützen, wenn Homosexualität ohnehin nur eine westliche Erfindung ist? Warum Solidarität mit misshandelten israelischen Frauen zeigen, wenn man bereits Schwierigkeiten hat, überhaupt zu definieren, was eine Frau ist, und es sich beim 7. Oktober entweder um eine Propagandalüge oder schlicht um „legitimen Widerstand“ handeln soll?

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