16.10.2025

Der „Völkermord“ in Gaza: eine bösartige Verleumdung

Von Avraham Russell Shalev

Titelbild

Foto: rajatonvimma via Flickr / CC BY-SA 2.0

Parteiische Wissenschaftler, Politiker und Journalisten haben mit dem Genozid-Vorwurf im Gaza-Krieg einen Mythos erfunden, um Israel zu dämonisieren.

Es war von Anfang an eine grausame Umkehrung der Rollen. Fast unmittelbar nach dem genozidalen Massaker der Hamas an israelischen Juden am 7. Oktober 2023 wurden Vorwürfe des Völkermords gegen Israel erhoben – lange bevor Israel in den Gazastreifen einmarschierte, um die Hamas zu besiegen und die Geiseln zu befreien.

Am 13. Oktober, als die Israelis noch unter dem Schock der schlimmsten Gräueltat in der Geschichte ihres Landes standen, schrieb Raz Segal, Professor für Holocaust- und Völkermordstudien, in Jewish Currents, dass Israels erste Reaktion – Luftangriffe gegen die Hamas bei gleichzeitiger Evakuierung der Zivilbevölkerung – „ein Lehrbuchbeispiel für Völkermord“ sei. Kaum einen Monat nach dem Massaker, am 16. November 2023, forderten Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen die internationale Gemeinschaft auf, „Völkermord zu verhindern“. Am absurdesten war jedoch, dass Südafrika im Dezember 2023 beim Internationalen Gerichtshof (IGH) eine Klage gegen Israel wegen angeblicher Verletzung der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes einreichte. Ein Jahr später veröffentlichten die NGOs Amnesty International und Human Rights Watch Berichte, in denen sie Israel des Völkermordes an Palästinensern beschuldigten. Israel hat diese Vorwürfe stets entschieden zurückgewiesen und darauf verwiesen, dass seine Militäroperationen rechtmäßige Selbstverteidigung seien.

Diese ständigen Vorwürfe des Völkermords seitens Politiker und NGOs beruhen auf einem angeblichen „wissenschaftlichen Konsens“ von Völkermord-Experten. Ende August dieses Jahres wurde weit verbreitet berichtet, dass die International Association of Genocide Scholars (IAGS) eine Resolution verabschiedet habe, in der der Krieg in Gaza als Völkermord eingestuft werde. Weniger bekannt war die Tatsache, dass für die Mitgliedschaft in der IAGS keine akademischen Qualifikationen erforderlich sind – lediglich die Zahlung eines Mitgliedsbeitrags von 30 Dollar. In Wahrheit stammt der „wissenschaftliche Konsens” von einer Clique ideologisch motivierter Wissenschaftler, die seit Jahrzehnten eine alternative Theorie des Völkermords vertreten. Diese Wissenschaftler sind seit langem für ihre Feindseligkeit gegenüber Israel und die ihrer Meinung nach übermäßige Konzentration auf den Holocaust im Bereich der Völkermordforschung bekannt.

„Da die Völkermordverleumdung weiterhin Angriffe auf Juden und jüdische Institutionen auf der ganzen Welt schürt, ist es unerlässlich, den Missbrauch dieses Begriffs zu kritisieren.“

Da die Völkermordverleumdung weiterhin Angriffe auf Juden und jüdische Institutionen auf der ganzen Welt schürt, ist es unerlässlich, die Verwendung und den Missbrauch dieses Begriffs zu kritisieren. Dazu lohnt es sich, insbesondere die Arbeit des Journal of Genocide Research (JGR) zu betrachten, das im Januar 2024 ein Forum zur Diskussion des „Völkermords in Gaza” ins Leben gerufen hat. Dieses Forum hat einen Großteil des intellektuellen Futters für die Völkermordvorwürfe geliefert.

Das JGR ist die offizielle Publikation des International Network of Genocide Scholars (INOGS). Das INOGS wurde 1999 von Genozidforschern gegründet, die ausdrücklich versuchten, den Fokus des Fachgebiets vom Holocaust weg zu verlagern. Wie der Holocaust-Wissenschaftler Israel Charny in einem Artikel aus dem Jahr 2016 schrieb, war die Verharmlosung der Shoah ein zentraler Bestandteil des INOGS-Projekts. Charny berichtet, dass das JGR Artikel veröffentlichte, in denen bestritten wird, dass die Nazis ausdrücklich Juden ins Visier genommen haben, und in denen argumentiert wird, dass die Wannseekonferenz, auf der die Nazis die „Endlösung“ formulierten, eigentlich der Entwicklung politischer Maßnahmen im Umgang mit Minderheiten insgesamt diente.

Umdefinition des Völkermords

Der derzeitige Herausgeber des JGR ist Anthony Dirk Moses, ein Genozidforscher, dessen Werk „The Problems of Genocide" (Die Probleme des Völkermords) 2021 in Deutschland eine heftige Debatte über die Einzigartigkeit des Holocaust auslöste. Wie die Historikerin Verena Buser erklärt, schlägt Moses vor, die Absicht, eine Gruppe zu vernichten, aus der Definition von Völkermord zu streichen. Nach Ansicht von Moses ist Völkermord eine Funktion der Auswirkungen von Gewalt gegen Zivilisten: „Was macht es für die zivilen Opfer für einen Unterschied, ob die Gewalt gegen sie mit völkermörderischen oder militärischen Absichten ausgeübt wird?“1 Moses stützte seine Theorie auf das Konzept der „illegitimen permanenten Sicherheit“, wonach das Streben eines Staates nach absoluter Unverletzlichkeit gegenüber Bedrohungen die Vernichtung seiner Feinde rechtfertigt. Die Idee der „permanenten Sicherheit“ basiert auf den Argumenten, die Otto Ohlendorf, SS-Gruppenführer und Befehlshaber der Einsatzgruppe D, bei den Nürnberger Prozessen vorbrachte. Ohlendorf behauptete, dass die Juden eine Bedrohung für Deutschland darstellten, weshalb ihre vollständige Auslöschung notwendig sei. Nachdem er erwachsene Juden ermordet hatte, argumentierte Ohlendorf, dass man von ihm kaum erwarten könne, die Kinder zu verschonen, da diese später einmal aufwachsen und Deutschland hassen und Rache nehmen würden. Man sieht bereits, wie Moses' Rahmenkonzept die Grenze zwischen Krieg, so tragisch er auch sein mag, und der vorsätzlichen Vernichtung einer Gruppe verwischt. Dies schafft die Grundlage für Völkermordvorwürfe gegen Israel.

„Wie der Holocaust-Wissenschaftler Israel Charny in einem Artikel aus dem Jahr 2016 schrieb, war die Verharmlosung der Shoah ein zentraler Bestandteil des INOGS-Projekts.“

Eine weitere zentrale Figur in der INOGS ist Omer Bartov, ein amerikanisch-israelischer Holocaust-Forscher. Seit November 2023 hat er drei Artikel in der New York Times veröffentlicht, in denen er behauptet, dass er als Völkermordforscher „einen [Völkermord] erkennt, wenn er einen sieht“. Während Bartov die israelischen Aktionen als Völkermord bezeichnet, sagt er, dass „der verabscheuungswürdige Angriff der Hamas als Versuch gesehen werden muss, die Aufmerksamkeit auf die Notlage der Palästinenser zu lenken“.

Die Artikel des „Gaza-Forums“ der JGR spielen die antisemitische und genozidale Ideologie der Hamas herunter. Der Soziologe Martin Shaw beklagt, dass einige „die Opfer der Hamas fälschlicherweise nur als Juden darstellen – obwohl sie in erster Linie als Israelis ins Visier genommen wurden“. Die Aktivistin Zoe Samudzi hält es für absurd, den Angriff der Hamas „dem dem Islam innewohnenden Antisemitismus oder dem arabischen Nationalismus zuzuschreiben, anstatt ihn als Ausdruck der palästinensischen Opposition zu sehen“. Der Journalist Abdelwahab El-Affendi nimmt Anstoß daran, dass das Massaker der Hamas als Völkermord und nicht als Terror bezeichnet wird, da die Hamas Israel durch massive Gewalt ihre Unzufriedenheit mitteilen wollte. All dies dient dazu, die wahre Natur der Hamas zu verzerren. Es handelt sich um eine islamistische Dschihad-Organisation, die sich der Zerstörung Israels verschrieben hat. Der Nahost-Experte Meir Litvak formuliert das wie folgt:

Aus Sicht der Hamas ist der palästinensisch-israelische Konflikt nicht nur ein Territorialstreit zwischen Palästinensern und Israelis: Er ist in erster Linie ein ‚Krieg der Religion und des Glaubens' zwischen Islam und Judentum und zwischen Muslimen und Juden. […] Es ist ein Krieg zwischen dem Guten, verkörpert durch die Muslime, die die Partei Gottes (hizballah) vertreten, und der „Partei Satans“ (hizb al-shaytan), vertreten durch die Juden. Folglich wird der Konflikt als ‚existenzielle Schlacht und nicht als Streit um Grenzen' (ma‘rakat wujud wa-la hudud) betrachtet.

An anderer Stelle hat die befreite Geisel Eli Sharabi erzählt, wie seine Entführer ihm wiederholt sagten, dass Juden in Palästina keinen Platz hätten und in die Heimatländer ihrer Eltern oder Großeltern zurückgeschickt würden. Im Jahr 2021 organisierte die Hamas eine Konferenz über die Zeit nach der Zerstörung Israels mit dem Titel „Das Versprechen des Jenseits“. Und als der verstorbene Mohammed Deif, der militärische Führer der Hamas, in einem Brief an die al-Qassam-Brigaden den Angriff vom 7. Oktober anordnete, erinnerte er die Militanten an „Allahs Versprechen, die Juden zu entehren und sie durch die Hand von Allahs Dienern zu vernichten“. Das Auslassen der eindeutigen islamistischen und antisemitischen Motive der Hamas sollte Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser sogenannten Völkermord-Experten aufkommen lassen.

„Bei der Hamas handelt es sich um eine islamistische Dschihad-Organisation, die sich der Zerstörung Israels verschrieben hat.“

Sie spielen nicht nur den Antisemitismus der Hamas herunter, sondern auch die Bedrohung, die sie für Israel darstellt. El-Affendi, Mark Levene, Raz Segal und andere Mitwirkende des Gaza-Forums deuten entweder an oder sagen ausdrücklich, dass Israel auf den 7. Oktober überreagiere. Aber selbst Hamas-Führer Yahya Sinwar glaubte, dass der Angriff vom 7. Oktober einen größeren regionalen Krieg auslösen würde, in dem sich Palästinenser in Judäa und Samaria, israelische Araber, die Hisbollah und der Libanon zusammenschließen würden, um Israel zu besiegen. Die Hamas hatte vielleicht nicht die tatsächliche Fähigkeit, Israel zu zerstören, aber sie bewies, dass sie in der Lage war, Massenmord zu begehen und wirtschaftliche und soziale Verwerfungen herbeizuführen. All dies sind sehr gute Gründe für Israel, einen Verteidigungskrieg gegen die Hamas zu führen, und es ist zweifelhaft, dass irgendein anderer Staat ein blutiges Massaker an seinen Zivilisten gelassen hingenommen hätte.

Verschiedene Mitwirkende des JGR-Forums schlagen vor, die rechtliche Definition von Völkermord über Bord zu werfen und eine neue Definition zu schaffen, die auf Israel zugeschnitten ist. Für Shaw „hat sich die Kritik, die auf dem rechtlichen Konzept des Völkermords basiert, nicht vollständig mit den Dynamiken auseinandergesetzt, die hier am Werk sind“. Levene plädiert dafür, „das fehlerhafte, vom Holocaust überlagerte Konzept des Völkermords zugunsten eines neuen und eigenständigen Ansatzes im Völkerrecht aufzugeben, in dem das Verbrecherische in dem Streben nach dauerhafter Sicherheit begründet ist“. Der Experte für internationale Beziehungen Alonso Gurmendi behauptet sogar, dass „das herkömmliche Konzept des Völkermords“ Israels Handlungen Straffreiheit gewährt.

Dieser Revisionismus hat sich mittlerweile weit über die JGR hinaus verbreitet. Amnesty International behauptet in seinem Bericht vom Dezember 2024, dass die aktuelle Rechtsprechung zu Völkermord „eine zu enge Auslegung“ biete. Diese Ansicht teilt auch der stellvertretende irische Premierminister, der Ende letzten Jahres den Internationalen Gerichtshof aufforderte, seine „eng gefasste Auslegung“ des Völkermords auf die Handlungen Israels auszuweiten. Irland hat insbesondere darauf gedrängt, dass der IGH den Test der „einzig vernünftigen Schlussfolgerung“ hinsichtlich der Völkermordabsicht fallen lässt. Dies entspricht einer Änderung der Definition eines Verbrechens durch den Ankläger, um sie an den Angeklagten anzupassen.

Antizionistischer Eifer

Für diese Völkermord-Experten, Politiker und NGOs ist der eindeutige Beweis für den Völkermord Israels eine höchst selektive und teleologische Sicht auf den Zionismus selbst. Mark Levene behauptet, dass die Logik des Völkermords dem Zionismus innewohne – „die Vorstellung, dass die einheimische Bevölkerung irgendwie schnell weggeschafft werden könnte“. Die Historikerin Elyse Semerdjian verweist auf den Vater des politischen Zionismus, Theodor Herzl, und seine angeblichen Pläne, die lokalen Araber zu deportieren. Martin Shaw argumentiert, dass der heutige Völkermord lediglich die Fortsetzung des Völkermords sei, der mit dem begann, was die Araber als Nakba (Katastrophe) bezeichnen – eine Anspielung auf die Vertreibung von über 700.000 Palästinensern nach der Unabhängigkeit Israels ab Ende 1947. Was eine solche Darstellung tendenziell außer Acht lässt, ist die Tatsache, dass Israel gegen arabische Armeen und lokale arabische Banden kämpfte, die nach der Unabhängigkeitserklärung einen Krieg gegen das Land begonnen hatten. Wie dies als Völkermord Israels angesehen werden kann, ist rätselhaft.

„Die Hamas hatte vielleicht nicht die tatsächliche Fähigkeit, Israel zu zerstören, aber sie bewies, dass sie in der Lage war, Massenmord zu begehen.“

Trotz der kontinuierlichen jüdischen Präsenz im Land Israel und der Schlüsselrolle Zions im jüdischen Denken und Ritualen stellen die Völkermordankläger die israelischen Juden als europäische Siedler dar, die die indigene Bevölkerung des Nahen Ostens verdrängen. Israel sei daher ein „Siedlerkolonialstaat“, sagen sie. Dies ist eine grobe Verzerrung der Geschichte. Der Krieg von 1947/48 führte zwar zu einer Massenvertreibung von Arabern (und auch Juden). Aber wie der Historiker Benny Morris gezeigt hat, gab es keine absichtliche Vertreibungspolitik seitens der jüdischen Führung. Ein Befehl vom 24. März 1948 von Israel Galili, dem Chef des Nationalkommandos der Haganah, wies die Brigaden ausdrücklich an, arabische Gemeinden innerhalb des jüdischen Staates zu schützen, außer in seltenen militärischen Notfällen. Später hatten die Brigadenführer die Befugnis, die arabische Bevölkerung je nach den örtlichen Gegebenheiten zu vertreiben oder zu belassen, was zu unterschiedlichen Ergebnissen führte: In Haifa forderten arabische Führer trotz jüdischer Appelle zum Bleiben die Evakuierung; in Tiberias kam es zu keinen Vertreibungen; in Jaffa folgte die Flucht auf militärischen Druck; und in Safed und Akko waren die meisten Abwanderungen nicht auf ausdrückliche Vertreibungsbefehle zurückzuführen.

Die übrigen Beweise für Israels Völkermordabsichten sind dürftig. Die Wissenschaftler stützen sich stark auf falsch wiedergegebene Zitate israelischer Führer. Eines ihrer Lieblingszitate stammt vom damaligen israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant, der erklärte, Israel kämpfe gegen „menschliche Tiere”. Sie behaupten, Gallant habe alle Bewohner Gazas entmenschlicht und damit den Boden für ihre Ermordung bereitet. Das vollständige Zitat zeigt jedoch, dass Gallant sich auf die Hamas bezog: „Ich habe alle Hemmungen fallen lassen [...]. Sie haben gesehen, gegen wen wir kämpfen. Wir kämpfen gegen menschliche Tiere. Das ist der IS von Gaza. Das ist es, gegen das wir kämpfen [...]. Gaza wird nicht mehr so sein wie zuvor. Es wird keine Hamas mehr geben. Wir werden alles auslöschen. Wenn es nicht an einem Tag geschieht, dann wird es eine Woche dauern, es wird Wochen oder sogar Monate dauern, aber wir werden alles durchsuchen.“

Ein weiteres häufig wiedergegebenes Zitat ist eine Erklärung des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu vom 28. Oktober 2023, in der er der Öffentlichkeit sagte: „Denkt daran, was Amalek euch angetan hat.“ Im jüdischen Diskurs steht Amalek für das ultimative Böse, Hass und die Entschlossenheit, das jüdische Volk zu vernichten. Auf dem Holocaust-Mahnmal in Den Haag, nur wenige Schritte vom IGH entfernt, steht „Denkt daran, was Amalek euch angetan hat“. Es ist zweifelhaft, ob selbst die israelfeindlichen Wissenschaftler dies als öffentliche Aufforderung zum Völkermord an den Deutschen verstehen würden.

Diese antiisraelische Clique ist auch entschlossen, das Völkerrecht, insbesondere das Kriegsrecht, zu untergraben. Die Wissenschaftler behaupten, dass Israel möglicherweise nicht einmal das Recht habe, sich gegen Hamas-Terroristen zu verteidigen. Laut einem der sogenannten Experten ist sogar das Anerkennen des gut dokumentierten und systematischen Einsatzes von menschlichen Schutzschilden durch die Hamas „die Logik des Völkermords“. Die Philosophin Jessica Whyte zitiert zustimmend den Bericht der von den USA sanktionierten UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese vom März 2024, in dem sie sagt, dass Israels Einhaltung des Völkerrechts in Wirklichkeit eine „humanitäre Tarnung“ für seine genozidale Gewalt in Gaza sei.

Schließlich gibt es noch den Kernpunkt des Völkermordvorwurfs gegen Israel – nämlich dass es absichtlich „Lebensbedingungen“ geschaffen habe, die die Palästinenser in Gaza zu vernichten drohen. Um ihre Argumentation zu untermauern, zitieren antiisraelische Wissenschaftler unkritisch die Opferzahlen der Hamas, obwohl ernsthafte Gründe bestehen, an deren Richtigkeit zu zweifeln, und obwohl diese Zahlen nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten unterscheiden. Darüber hinaus sind zivile Opferzahlen nicht unbedingt ein Hinweis auf Verstöße gegen das Kriegsrecht. Ein Angriff wäre auch dann legal, wenn eine hohe Zahl von Zivilisten getötet und verletzt würde, vorausgesetzt, der Wert des militärischen Ziels wäre verhältnismäßig. Ohne Kenntnis dieser Informationen gibt es keine Möglichkeit, die Rechtmäßigkeit eines israelischen Angriffs zu beurteilen.

„Die Wissenschaftler behaupten, dass Israel möglicherweise nicht einmal das Recht habe, sich gegen Hamas-Terroristen zu verteidigen.“

Der Krieg in Gaza hat zweifellos zu einer weitreichenden Zerstörung von Wohnhäusern, Schulen, Krankenhäusern und Ackerland geführt. Doch Kämpfe in Städten sind von Natur aus zerstörerisch, wie die Operationen der westlichen Koalition gegen den IS im Irak und in Syrien Mitte der 2010er Jahre gezeigt haben. In den Jahren 2016/17 war Mossul, eine wichtige Hochburg des IS, Ziel einer Militäroperation einer Koalition aus den USA, Großbritannien und Frankreich. Militärexperten haben die Schlacht um Mossul als die schwerste urbane Schlacht seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet, die über 80 Prozent von Mossul unbewohnbar gemacht hat. Das Ausmaß der Zerstörung wurde mit dem von Dresden während des Zweiten Weltkriegs verglichen, wobei der damalige US-Verteidigungsminister James Mattis die Kampagne gegen den IS als „Vernichtungskrieg” bezeichnete. Raqqa, eine weitere Stadt des IS, wurde „unbewohnbar” gemacht, wobei etwa 80 Prozent der Stadt beschädigt oder zerstört wurden. Das US-Militär feuerte in fünf Monaten mehr Geschosse in Raqqa ab als jedes Marineartillerie-Bataillon seit dem Vietnamkrieg. Doch trotz des Ausmaßes der Zerstörung, die über irakische und syrische Städte gebracht wurde, wurden gegen die westlichen Mächte nie ernsthafte Vorwürfe des Völkermords erhoben.

Das Ziel der Völkermord-Verleumdung, die von unzähligen Wissenschaftlern und Journalisten wiederholt und neu verpackt wird, ist es, die Zerstörung des jüdischen Staates zu legitimieren. So wie das Massaker vom 7. Oktober durch den angeblichen „Kontext“ der israelischen Unterdrückung und Besatzung rationalisiert wurde, wird die Auslöschung Israels als gerechte Vergeltung für den „Völkermord“ in Gaza dargestellt werden.

UN-Bericht führt in die Irre

Die meisten der Behauptungen, die ihren Ursprung im JGR haben, haben Eingang in andere, scheinbar maßgebliche Quellen gefunden. Anfang dieses Monats veröffentlichte eine vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzte Untersuchungskommission einen Bericht, in dem Israel des Völkermords für schuldig befunden wurde. Die führenden Mitglieder der Kommission, Navi Pillay, Miloon Kothari und Chris Sidoti, haben eine lange Vorgeschichte antiisraelischer Positionen. Auf die faktische Grundlage des Berichts einzugehen, würden den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, die Völkermordvorwürfe wurden indes in einer 300-seitigen Abhandlung unter der Leitung der israelischen Professoren Danny Orbach und Yagil Henkin endgültig widerlegt.

Orbach und Henkin zeigen, dass die Behauptungen über eine absichtliche Aushungerung in Gaza vor März 2025 auf fehlerhaften Daten beruhen. Darüber hinaus erklären sie, wie UN-Organisationen und Menschenrechtsgruppen durch zirkuläre Zitate und ignorierte Korrekturen eine „Echokammer” geschaffen haben. Umfragen zeigen, dass es nur sehr wenige Todesfälle bei Kindern ohne Gewalteinwirkung gibt, was den Behauptungen über Hungersnöte widerspricht und stattdessen auf Störungen im Gesundheitssystem hinweist, die durch den Krieg und den Missbrauch von Gesundheitseinrichtungen durch die Hamas verursacht wurden. Tatsächlich gehören zu den Taktiken der Hamas ein beispielloses 500 Kilometer langes Tunnelnetz, das in die zivile Infrastruktur integriert ist, und der Einsatz von menschlichen Schutzschilden, um die Zahl der Opfer zu erhöhen.

Darüber hinaus finden Orbach und Henkin keine Beweise für systematische Angriffe auf Zivilisten oder absichtliche Bombardierungen. Sie stellen fest, dass es vereinzelte potenzielle Kriegsverbrechen gibt, diese jedoch Ausnahmen sind und nicht für die Politik Israels stehen. Die meisten Behauptungen des UN-Berichts entbehren forensischer Beweise und stützen sich auf unzuverlässige Quellen. Maßnahmen der IDF, wie beispiellose Evakuierungen und der Verzicht auf Angriffe aus Gründen der Verhältnismäßigkeit, zielen darauf ab, Schäden zu reduzieren, wenngleich einige Fälle tatsächlich auf fahrlässiges Verhalten seitens Israels hindeuten.

„Das Ziel der Völkermord-Verleumdung, die von unzähligen Akademikern und Journalisten wiederholt und neu verpackt wird, ist es, die Zerstörung des jüdischen Staates zu legitimieren.“

Der UN-Bericht greift viele der Themen des JGR-Gaza-Forums auf. Er weist die Vorstellung zurück, dass die Hamas eine „existenzielle Bedrohung für den Staat Israel” darstellte. Er impliziert, dass das Massaker vom 7. Oktober eine natürliche Reaktion auf „die Tatsache war, dass [Israel] [palästinensisches Land] mit Gewalt eingenommen hat und palästinensisches Gebiet durch anhaltende Gewalt, die Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts des palästinensischen Volkes, unrechtmäßig besetzt und besiedelt”. Außerdem stützt er sich auf dieselben falsch interpretierten und falsch dargestellten Äußerungen israelischer Politiker, von Netanjahus Amalek-Kommentar bis zu Gallants „menschliche Tiere”-Aussage, um Israels angebliche Völkermordabsichten zu belegen. Für die UN-Kommission sind selbst humanitäre Maßnahmen wie die Ermöglichung eines Abzugs von Zivilisten ein „Beweis” dafür, dass Israel Völkermord begeht.

Die mangelnde Glaubwürdigkeit des UN-Berichts wird durch die verkürzte Wiedergabe einer Äußerung des israelischen Präsidenten Isaac Herzog unmittelbar nach dem 7. Oktober unterstrichen, in der er sagte: „Es ist eine ganze Nation, die dafür verantwortlich ist. Diese Rhetorik über Zivilisten, die nichts davon wussten und nicht daran beteiligt waren, ist nicht wahr. Das ist absolut nicht wahr.“ Der Bericht lässt den Rest von Herzogs Worten weg, in denen er betonte: „Es gibt keine Entschuldigung dafür, unschuldige Zivilisten in irgendeiner Weise und in irgendeinem Kontext zu ermorden. Und glauben Sie mir, Israel wird immer nach den internationalen Regeln handeln. Und das tun wir auch in diesem Kampf.“ Auf jeden Fall ist kriegerische Rhetorik in Kriegszeiten kaum ein Beweis für Völkermord. Präsident Obama sprach vom Krieg gegen den IS als von der „Ausrottung eines Krebsgeschwürs“.

Die Völkermordanklage hat Konsequenzen. Sie hat bereits tödliche Angriffe auf Juden auf der ganzen Welt angeheizt, darunter in Washington, D.C. und Boulder/Colorado. Und doch stammt der vermeintliche Konsens über den Völkermord Israels von einer kleinen Gruppe hochgradig parteiischer Wissenschaftler, die schon vor langer Zeit über die Schuld Israels entschieden haben. Ihre Theorie ist nicht widerlegbar, da selbst die Einhaltung des Völkerrechts durch Israel als Beweis für Völkermord angesehen wird. Für diese Experten hat Israel es im Grunde „verdient“. Sie behaupten, dass das Massaker vom 7. Oktober das Resultat jahrzehntelanger „jüdischer Vorherrschaft“ und Besatzung sei, obwohl Israel den Gazastreifen im August 2005 vollständig verlassen hat. Sie haben sich selbst eingeredet, dass der angebliche Völkermord im Gazastreifen ein wesentliches Merkmal Israels selbst ist, ein dem Zionismus innewohnender Wunsch. Vor allem sind sie sich sicher, dass Israel böse ist.

Dies ist keine akademische Theorie oder Analyse – es ist ein umfassendes Glaubenssystem. Und es ist völlig wahnhaft.

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