31.05.2013

Strahlende Monster

Rezension von Erich Grantzau

Der Physiker und Strahlenschutzfachmann Hermann Hinsch bietet in seinem Buch nützliche Sachinformationen für einen aufgeklärten Umgang mit realen und vermuteten Strahlenproblemen und spricht sich für die Endlager aus.

Heute verbinden weite Kreise der Bevölkerung Atome mit der Vorstellung von todbringender Strahlung. Dem will Hermann Hinsch mit seinem in vierter Auflage erschienenen Buch:„Das Märchen von der Asse, Gorleben und anderen Endlagern“ begegnen.

Der Autor hat den ursprünglichen Titel: „Das Märchen von der Asse“ um weitere Reizthemen ergänzt, die beim Thema der Entsorgung atomarer Abfälle die Emotionen anheizen.
Es ist ermutigend, wenn der Autor mit der vierten überarbeiteten Auflage nun einen weiteren unermüdlichen Anlauf unternimmt, um mit dem in der Bevölkerung, vor allem aber in Politik und Medien bestehenden Halb- und Unwissen bezüglich der Endlagerfrage aufzuräumen.
Über das notwendige Faktenwissen verfügt der Physiker und Strahlenschutzfachmann Hinsch dabei zweifellos, denn er war Mitarbeiter der Helmholtz Gesellschaft und in der Asse beschäftigt.

Was die dort eingelagerten Stoffe betrifft, so ist in der Umgebung nach wie vor keine erhöhte Strahlung messbar. Das kann und wird auch in Zukunft nicht anders sein. Denn die natürliche Strahlung des Deckgebirges liegt um ein Vielfaches über der Strahlung der eingelagerten Stoffe. (Niemann, 2007 / 2009)

„Für eine sachlichere Betrachtung realer und vermuteter Strahlenprobleme.“

Vor diesem Hintergrund kritisiert der Autor die geplante Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Asse. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass das mittlerweile zuständige Bundesamt für Strahlenschutz laut Evaluationsbericht des Wissenschaftsrates (2006) offenbar nicht über die notwendige Kompetenz verfügt, um die anstehenden Probleme zu bearbeiten, geschweige denn zu lösen.

Beunruhigend ist die Tatsache, dass seitens der verantwortlichen Politiker keine sachorientierte Bearbeitung des Problems Asse und anderer Lager oder Endlager für strahlende Abfälle zu erwarten ist.

Das gilt – dem Autor zufolge – für die Inkompetenz von Frau Kotting-Uhl, Herrn Wenzel, Herrn König und anderen Politikern auf den verschiedensten politischen Ebenen. Nicht minder kritisch betrachtet Hinsch die Rolle der Journalisten.

Der interessierte Leser findet in dem Buch viele Sachinformationen, wie etwa Hinweise zur unterschiedlichen Gefährlichkeit verschiedener Strahlen. Besonders gefährlich sind Alpha- und Neutronenstrahlung, weniger gefährlich dagegen Gamma- und Röntgenstrahlung. Erklärt werden unter anderem Begriffe wie Strahlendosis, Strahlungsintensität, Hintergrundstrahlung, radioaktiver Zerfall und Maßeinheiten wie Becquerel (Bq) und Sievert (Sv).

Der Leser erfährt beispielsweise, dass Uran (U 235, 238), Thorium (Th232) und Kalium (K40) natürliche radioaktive Elemente unserer Erde sind und dass die menschengemachte, künstliche Aktivität die natürliche Aktivität von Mutter Erde lediglich um 0,017% erhöht hat.

Diese Zahl soll nichts verharmlosen, sondern sie soll zu einer sachlicheren Betrachtung realer und vermuteter Strahlenprobleme aufrufen. Als erster Schritt dazu sei die Lektüre des Buches von Hermann Hinsch empfohlen.

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