16.01.2010

Scharfer Konflikt um Hähnchenerzeugung

Von Novo-Redaktion

Marktführer Wiesenhof im Visier von Tierrechtlern – Geflügelwirtschaft wehrt sich gegen Pauschalverurteilung.

Die Erzeugung von Masthähnchen ist in die Schlagzeilen geraten. Die Tierrechtsorganisation Peta wirft Marktführer Wiesenhof als Teil der Unternehmensgruppe PHW, Rechterfeld, Verstöße gegen den Tierschutz vor.
Die Wiesenhof Geflügel-Kontor GmbH, Visbek-Rechterfeld, hat am 12. Januar 2010 bei der Staatsanwaltschaft Verden Strafanzeige gestellt. Sie richtet sich gegen Verantwortliche der Tierrechtsorganisation Peta Deutschland e.V. (People for the Ethical Treatment of Animals) sowie Kerstin Wessels, die ehemalige Pächterin einer zur PHW-Gruppe gehörenden Elterntierfarm im niedersächsischen Twistringen. Der Vorwurf lautet Duldung von Tierquälerei und Verstöße gegen vertraglich vereinbarte Pflichten.
Hintergrund der Anzeige ist eine am 11. Januar 2010 in der Fernsehsendung „Report“ des Südwestdeutschen Rundfunks (SWR) ausgestrahlte Dokumentation über Abläufe auf der Elterntierfarm in Twistringen. Diese waren über Monate mit versteckten Kameras im Lauf des Jahres 2009 aufgezeichnet worden. Von den gezeigten Szenen distanzierte sich Wiesenhof bereits im Vorfeld der Ausstrahlung während einer Besprechung mit Redakteuren des SWR. In einer Pressemitteilung äußerte das Unternehmen den Verdacht, dass die Farmleitung von Peta instrumentalisiert worden sei.

Beginn einer Kampagne

Im Anschluss an den Fernsehbeitrag hatte Peta der Staatsanwaltschaft Oldenburg eine mehr als 20 Seiten umfassende Strafanzeige gegen PHW zugestellt. Diese enthalte Vorwürfe wegen Verstößen gegen den Tierschutz sowie weitere mit „indikativem Charakter“, äußerte der Sprecher der Tierrechtsorganisation, Dr. Edmund Haferbeck, gegenüber der agrarzeitung (az). Sie dürften in Strafanzeigen verwendet werden, jedoch nicht in der Öffentlichkeit.
„Unser Ziel ist nicht die PHW-Gruppe, sondern die Abschaffung der Massentierhaltung.“ Haferbeck betrachtet die gezeigten Verstöße gegen den Tierschutz im Geflügelbereich als „systemimmanent“. Gegenüber der az kündigte er weitere Aktionen an. So werde in den nächsten Tagen der Lebensmittelhandel zu einem Boykott von Geflügelprodukten des Marktführers Wiesenhof aufgerufen. Auf der bevorstehenden Grünen Woche in Berlin würden Aktionen zur Mobilisierung der Verbraucher stattfinden.
Offensichtlich ist unser Unternehmen in eine gestellte Falle gelaufen“, zeigt sich der langjährige Vorstandschef der PHW-Gruppe, Paul-Heinz Wesjohann, betroffen. Im Gespräch mit der az führt er aus, dass unter normalen Umständen Petra Wessels keinen Pachtvertrag von PHW erhalten hätte. Sie sei jedoch die Tochter eines in der Vergangenheit geschätzten und mittlerweile verstorbenen PHW-Vertragspartners für die Elterntierhaltung. Der ihr gewährte Vertrauensvorschuss habe im Januar 2009 zu dem Vertrag geführt.

Appell an Tierschützer

„Eine ernstzunehmende Situation in einem Einzelfall darf keine pauschale Verurteilung der gesamten Geflügelwirtschaft zur Folge haben“, äußert Dr. Thomas Janning vom Zentralverband der Geflügelwirtschaft (ZDG), Berlin. Auf Unverständnis stößt in der Geflügelwirtschaft der Start einer Kampagne des deutschen Tierschutzbundes gegen die Hähnchenaufzucht in Deutschland. Der Präsident des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH), Rainer Wendt, bezeichnete es als „unerträglich, dass ein deutscher Tierschutzbund diesen von einer anderen Tierrechtsorganisation dargestellten Einzelfall, so schwer er auch sein mag, nun als Steigbügel nutzt, um die landwirtschaftliche Hähnchenaufzucht pauschal zu verunglimpfen“.

Radikale Tierrechtler

Die Organisation Peta (People for the Ethical Treatment of Animals, www.peta.de) bezeichnet sich als weltweit größte Tierrechtsorganisation. Ihre Ansichten und Protestmethoden sind weit radikaler als jene herkömmlicher Tierschutzvereinigungen. Gegründet wurde sie 1980 in den USA. Der Peta Deutschland e.V. entstand 1994. Als Ziele bezeichnet Peta den Schutz der Grundrechte von Tieren. Es stehe niemandem zu, sie „in welcher Form auch immer für Ernährung, Kleidung, Experimente oder aus anderen Gründen zu nutzen“.


 

jetzt nicht

Novo ist kostenlos. Unsere Arbeit kostet jedoch nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Unterstützen Sie uns jetzt dauerhaft als Förderer oder mit einer Spende!