15.09.2023

Kanadas Orwellscher Angriff auf die Vergangenheit

Von Kevin Yuill

Titelbild

Foto: ManfredKain via Pixabay / CC0

Die Eliten schreiben die Geschichte neu und könnten bald diejenigen kriminalisieren, die sich dagegen wehren. In Kanada geht es um Zweifel an unbewiesenen Massengräbern mit Ureinwohnerkindern.

Vor zwei Jahren wurde Kanada von der Behauptung erschüttert, dass in der Nähe seiner berüchtigten „Internatsschulen" (residential schools) nicht gekennzeichnete Massengräber entdeckt worden seien. Im Mai 2021 gab die Tk'emlúps te Secwépemc First Nation bekannt, dass bei Bodenradaruntersuchungen (Ground Penetrating Radar - GPR) die nicht gekennzeichneten Gräber von 215 Kindern in der Nähe des ehemaligen Standorts der Kamloops Indian Residential School entdeckt worden seien. Die Internatsschulen wurden 1883 eingerichtet, um sicherzustellen, dass die Kinder der Inuit und der First Nations (Ureinwohner) unterrichtet und in die kanadische Gesellschaft eingegliedert werden.

Die letzte Schule wurde 1996 geschlossen. Die Schulen waren lange Zeit beschuldigt worden, ihre Schüler zu misshandeln. Die Entdeckung von „Massengräbern" legt jedoch nahe, dass diese Einrichtungen in Verbrechen ganz anderer Art verwickelt waren. Die Geschichte aus Kamloops schockierte verständlicherweise die ganze Nation. Premierminister Justin Trudeau rief dazu auf, die Flaggen auf Halbmast zu setzen und den kanadischen Nationalfeiertag zum Anlass für ein nationales Gedenken zu nehmen. Amnesty International forderte ein Strafverfahren. Und China forderte im Juni 2021 eine Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen gegen indigene Völker in Kanada vor dem UN-Menschenrechtstribunal.

Die Geschichte der nicht gekennzeichneten Gräber in Kamloops veranlasste weitere Suchaktionen nach Gräbern in der Nähe anderer Internatsschulen. Ende 2021 gab es Berichte über Hunderte von Leichen, die in der Nähe der Brandon Indian Residential School, der St. Eugene's Indian Residential School, der Marieval Indian Residential School und der Kuper Island Indian Residential School vergraben sein sollen.

Aber es gibt ein großes Problem mit all diesen Berichten. Bislang wurden keine einzige Leiche oder sterbliche Überreste gefunden. Einer Quelle zufolge handelt es sich bei dem „Massengrab" in Kamloops, das den Skandal ins Rollen gebracht hat, höchstwahrscheinlich um ein Sickergrubenfeld. Bei GPR-Untersuchungen wurden regelmäßig verteilte Bodenverwerfungen festgestellt. Allerdings können die Messungen nicht zwischen einem mit Tonziegeln ausgekleideten Graben und einem vermeintlichen Kindergrab unterscheiden. Zwei Jahre später fügen die Berichterstatter nun den Begriff „potenziell" ein, bevor sie von „Gräbern indigener Kinder" sprechen.

„Bislang wurden keine einzige Leiche oder sterbliche Überreste gefunden."


Man könnte meinen, dass das Fehlen von Beweisen dazu geführt haben sollte, die Geschichte rund um die Internatsschulen zu hinterfragen. Oder zumindest zu einer gewissen Selbstreflexion seitens derjenigen, die sie in den letzten zwei Jahren so unerbittlich verbreitet haben. Stattdessen haben Politiker, Wissenschaftler und Aktivisten die Behauptungen noch einmal bekräftigt. Sie beschuldigen nun diejenigen, die die Berichte über nicht markierte Gräber in Frage stellen, des „Leugnens". Dies ist ein unverhohlener Versuch, Skepsis gegenüber der Existenz der Massengräber mit Holocaust-Leugnung gleichzusetzen, was in Kanada strafbar ist.

Niemand bezweifelt, dass es in den Internatsschulen grausame Praktiken gab. Nach 1920 waren diese katholisch geführten Schulen dazu übergegangen, Kinder gewaltsam von ihren Eltern zu trennen. In einigen Fällen wurden sie missbraucht und misshandelt. Aber zu behaupten, dass Hunderte von Kindern in diesen Schulen ermordet wurden, ohne dafür Beweise zu liefern, ist eine ganz andere Sache. Es ist richtig, dass diese Behauptungen in Frage gestellt werden.

Doch das politische Establishment Kanadas will nicht, dass die Behauptungen in Frage gestellt werden. Es will, dass sie für bare Münze genommen werden. Im Oktober letzten Jahres hat das kanadische Unterhaus einstimmig das System der Indian Residential Schools (IRS) als „Völkermord" anerkannt. Letzten Monat stellte der Ständige Senatsausschuss für indigene Völker in einem Bericht fest, dass „Leugnung" die Menschen von den schrecklichen Folgen der Internatsschulen und der Realität der vermissten Kinder, der Beerdigungen und der nicht gekennzeichneten Gräber ablenkt. Erschreckenderweise wird die kanadische Regierung in dem Bericht aufgefordert, ‚alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um die Zunahme des „Internatsleugnertums' zu bekämpfen".

„Indem sie der legitimen historischen Debatte den Kampf ansagen, demontieren die kanadischen Eliten die Grundlagen einer freien Gesellschaft."

Kimberly Murray, Kanadas Sonderbeauftragte für vermisste Kinder, nicht gekennzeichnete Gräber und Begräbnisstätten, hat sich besonders deutlich geäußert. Im Juni griff sie „eine Fraktion von Kanadiern" an, die „leugnet, dass die Gräueltaten an den Internatsschulen jemals stattgefunden haben". Sie sagte: „Leugnen ist Gewalt [...] Leugnen ist Hass", und fügte hinzu: „Wir müssen die Wahrheit schützen". An anderer Stelle hat Leah Gazan, die Abgeordnete der New Democratic Party, angekündigt, sie wolle ein Gesetz einbringen, das die Leugnung des „Völkermords" durch Internatsschulen verbietet. „Das Leugnen von Völkermord ist eine Form von Hate Speech", erklärte Gazan. Daraufhin erklärte Justizminister David Lametti, er sei offen für „eine gesetzliche Lösung", um das Infragestellen der Internatsnarrativs „zu verbieten".

Die Befürworter der Geschichte von den unmarkierten Gräbern tun das Fehlen von Beweisen als irrelevant ab. Sean Carleton, Historiker und im Bereich der Indigenen-Studien an der Universität von Manitoba tätig, sagt zum Beispiel, dass „indigene Gemeinschaften den Kanadiern nicht die Leichen ihrer Kinder schulden". Außerdem fordert er die Medien auf, „[den Kritikern] den Sauerstoff abzudrehen" und ihnen zu sagen: „Nein, ich werde diesen Kommentar nicht veröffentlichen".

Die Reaktion der Eliten auf diejenigen, die das Narrativ der Massengräber in Frage stellen, ist wirklich schockierend. Zwei Jahre später müssen eindeutig ernsthafte Fragen zu dieser Geschichte gestellt werden. Doch anstatt eine offene Suche nach der Wahrheit zuzulassen, tun Politiker, Wissenschaftler und Aktivisten genau das Gegenteil. Sie gehen mit aller Härte gegen abweichende Meinungen vor. Und sie verbieten jegliches Hinterfragen der vorliegenden Behauptungen. Dies ist ein gefährlicher Moment. Indem sie der legitimen historischen Debatte den Kampf ansagen, demontieren die kanadischen Eliten die Grundlagen einer freien Gesellschaft.

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