06.12.2018

Editorial

Von Christoph Lövenich und Johannes Richardt

Genießen gilt zunehmend als problematisch. Unser Essen soll von Fett, Zucker und Salz befreit werden. Ab zwei Bier am Tag wird man zum Alkoholiker. Raucher müssen vor die Tür. Beim Sex müssen wir vorsichtig sein. Beim Glücksspiel beschränken wir uns am besten auf Mensch ärgere Dich nicht. Manche Beobachter sprechen von neopuritanischen Zeiten. Genuss erscheint heute als Laster, als unkontrollierbare und behandlungsbedürftige Pathologie. Was steckt hinter diesen Entwicklungen? Wer sind die Akteure? Was steht uns noch bevor? Die Autoren des Sammelbandes hinterfragen die wachsende Regulierung der kleinen Freuden des Lebens.

Die kleinen Freuden des Lebens geraten unter Regulierungsvorbehalt. Essen, Trinken, Rauchen, Sex und vieles andere, was Spaß macht, stehen im Fokus einer Bevormundungs- und Verbotspolitik. Der Zeitgeist huldigt dem Verzicht statt der Lebensfreude. Unsere Leidenschaften und Neigungen werden pathologisiert.

Die Autoren dieses Bandes verteidigen selbstbestimmten Genuss als zivilisatorische Errungenschaft, analysieren die gesellschaftlichen Hintergründe der Regulierung, kritisieren die Akteure und fragen nach deren Interessen.

Freiheit und Genuss gehören zusammen. Mündige Menschen wissen für sich selbst am besten, was und wie sie genießen wollen. In einer aufgeklärten Gesellschaft gibt es Lebensbereiche, in die sich Politiker, Bürokraten oder zivilgesellschaftliche Besorgnisunternehmer nicht einmischen sollten. Deshalb gilt es, den neo-paternalistischen Zeitgeist entschieden zurückzudrängen und für Freiräume zu streiten.

Kapitel eins legt den Schwerpunkt auf gesellschaftliche und politische Hintergründe der Genussregulierung. Kapitel zwei beleuchtet Einzeldebatten in den Themenbereichen Ernährung, Genussmittel, Sexualität, Drogen und Glücksspiel.

Christoph Lövenich und Johannes Richardt,
Herausgeber

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