03.08.2023

Die Gender-Ideologie erobert die Schulen

Von Joanna Williams

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Foto: Feliphe Schiarolli via Unsplash / CC0

In Großbritannien erklären Schüler, ihr Geschlecht zu wechseln, teils ohne Wissen der Eltern. Versuche der Regierung, dieser Praxis Einhalt zu gebieten, werden torpediert.

Rishi Sunak ist mit seinen Hausaufgaben in Verzug. Kürzlich sollte der britische Premierminister den Schulen aktualisierte Leitlinien für den Umgang mit der wachsenden Zahl von Schülern vorlegen, die ihre Geschlechtsidentität in Frage stellen. Doch wieder einmal hat sich die Veröffentlichung verzögert. Und Sunak hat bereits eine Ausrede parat: Juristen der Regierung haben gewarnt, dass seine Pläne illegal sein könnten.

Ein erster Entwurf des neuen Leitfadens wurde bereits breit diskutiert. Er rät Lehrern, die Eltern zu informieren, wenn ihre Kinder das Geschlecht wechseln wollen. Er fordert die Schüler auf, sich in den Toiletten und Umkleideräumen aufzuhalten, die für ihr Geschlecht vorgesehen sind. Außerdem wird empfohlen, dass die Schulen die Kinder nicht zu einem überstürzten Wechsel drängen, sondern ihnen zunächst eine Zeit des Nachdenkens ermöglichen. Keiner dieser Vorschläge ist radikal. Wirklich schockierend ist, dass Kinder beim derzeitigen Stand der Dinge ihr Geschlecht in der Schule ändern können, ohne dass ihre Eltern davon wissen.

Wie die Times berichtete, wollen sowohl der Premierminister als auch die Ministerin für Frauen und Gleichstellung, Kemi Badenoch, noch weiter gehen. Sie wollen Kindern in der Schule Gender-Wechsel ganz verbieten, unabhängig von der Zustimmung der Eltern. Das wäre alles andere als unvernünftig. Es gibt zunehmend Bedenken, dass Kinder, die ihre neue Geschlechtsidentität bestätigt bekommen, eher zu Pubertätsblockern greifen und später zu chirurgischen Eingriffen neigen, deren Folgen oft irreversibel sind und über die nur wenig bekannt ist. Im Klassenzimmer führen Gender-Wechsel zu lächerlichen Situationen, wie z. B. dass Lehrer gerügt werden, weil sie weibliche Schüler als „Mädchen" ansprechen.

Es sollte relativ unstreitig sein, zumindest auf der Zustimmung der Eltern zu bestehen, bevor man Kindern erlaubt, in der Schule Gender-Wechsel durchzuführen. Und doch löste selbst dieser weiche Vorschlag eine hysterische Gegenreaktion aus. Als Antwort darauf twitterte der Labour-Abgeordnete Lloyd Russell-Moyle: „Es ist eine gefährliche Strategie, verletzliche Kinder in der Obhut von Eltern zu überlassen, die sie missbrauchen können." In ähnlicher Weise bezeichnete Pink News den Vorschlag als „abschreckend" und behauptete, Badenoch wolle „Lehrer dazu zwingen, transsexuelle Kinder bei ihren Eltern zu outen". Diese Reaktion offenbart die familienfeindliche Einstellung, die der Transgender-Ideologie zugrunde liegt. Eltern werden im besten Fall mit Misstrauen, im schlimmsten Fall mit Verachtung betrachtet. Nur Lehrer werden als fähig angesehen, Kinder zu beschützen. In Wirklichkeit wissen wir, dass selbst inkompetente Eltern in vielen Fällen besser auf ihre Kinder aufpassen können als der Staat.

„Wessen Ansichten spiegeln sich in der Politik wider – die Ansichten der Bürger und Wähler oder die einer woken Kulturelite?“

Der beste Weg, Kinder vor der Gender-Ideologie zu schützen, wäre ein vollständiges Verbot der Gender-Wechsel, wie Sunak und Badenoch vorschlagen. Die Generalstaatsanwältin hat jedoch gewarnt, dass dies „rechtswidrig" wäre. Denn im Gleichstellungsgesetz von 2010 heißt es, dass die Geschlechtsumwandlung ein "geschütztes Merkmal" ist, unabhängig vom Alter. Der Premierminister steht nun vor der Wahl: entweder eine abgeschwächte Version des Leitfadens herausgeben oder neue Gesetzgebung zu veranlassen, um den Gender-Wechsel von Kindern in der Schule zu verhindern.

Der Gedanke, dass es möglicherweise gegen das Gesetz verstößt, wenn man Kinder davon abhält, sich umzuwandeln, sollte ein Alarmsignal für den Zustand des heutigen Großbritannien sein. Wer hat hier wirklich das Sagen – Regierungsminister oder Juristen und Beamte? Und wessen Ansichten spiegeln sich im Gesetz und in der Politik wider – die Ansichten der Bürger und Wähler oder die einer woken Kulturelite?

Das Gleichstellungsgesetz ist zu einem ernsthaften Hindernis für Politiker geworden, die einen Wandel herbeiführen wollen. In dem 2010 verabschiedeten Gesetz werden neun „Merkmale" wie Alter, Behinderung, Rasse und Geschlecht festgelegt, die zusätzlichen rechtlichen Schutz genießen. Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission beschreibt es als „ein Diskriminierungsgesetz, das den Einzelnen vor ungerechter Behandlung schützt und eine faire und gleichberechtigte Gesellschaft fördert". Zutreffender wäre wohl, dass es nur bestimmte Personen schützt und dies manchmal auf Kosten anderer.

Sowohl Geschlechts als auch „Gender-Neuzuweisung" werden im Rahmen des Gleichstellungsgesetzes geschützt. Damals, im Jahr 2010, war nur eine winzige Anzahl von Menschen transsexuell. Man ging allgemein davon aus, dass eine Transition mehrere Operationen und den Erhalt einer Bescheinigung über die Anerkennung des Geschlechts (Gender Recognition Certificate, GRC) erforderte. Heute jedoch wird Transition als eine Frage der Selbstidentifikation verstanden – als ein einfaches Bekenntnis, das andere Geschlecht zu sein. Und obwohl es nicht möglich ist, das Geschlecht allein durch eigene Erklärung rechtlich zu ändern, benötigt man zur Erfüllung des Gleichstellungsgesetzes kein GRC, um unter der Kategorie „Gender-Neuzuweisung" geschützt zu sein. Es reicht, ein Kind sein, das einen anderen Namen annehmen oder die Schuluniform des anderen Geschlechts tragen möchte.

„Die Schulen stehen im Mittelpunkt einer Kultur, die Kinder dazu ermutigt, ihr Geschlecht in Frage zu stellen, und diejenigen feiert, die eine Transition wollen.“

Infolgedessen kann das Gleichstellungsgesetz von Transgender-Aktivisten ausgenutzt werden. Sie können es gebrauchen, um sicherzustellen, dass ihr Recht auf gesetzlichen Schutz die geschlechtsspezifischen Rechte von Frauen übertrumpft. Und jetzt steht das Gesetz der Einführung von Leitlinien im Wege, die Kinder davon abhalten würden, in der Schule einen Gender-Wechsel vorzunehmen.

Die Regierung steckt in einem Schlamassel. Die Eltern sind unzufrieden damit, dass Kinder in der Schule einen Gender-Wechsel vollziehen, vor allem wenn dies ohne ihr Wissen geschieht. Gleichzeitig sind die Lehrer unzufrieden damit, dass die Regierung ihnen keine klaren Anweisungen gibt, obwohl sie mit einer wachsenden Zahl von gender-verwirrten Kindern konfrontiert sind. Leitlinien, die verwässert werden, um den Erfordernissen des Gleichstellungsgesetzes gerecht zu werden, scheinen beim Kinderschutz leider kraftlos zu sein. Andererseits würden neue Rechtsvorschriften wohl auf Widerstand im Parlament stoßen und ihre Umsetzung würde viel Zeit in Anspruch nehmen.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Regierung diesen Schlamassel selbst verursacht hat. Das Gleichstellungsgesetz wurde in den letzten Tagen der letzten Labour-Regierung verabschiedet, aber die Tories haben in den 13 Jahren ihrer Amtszeit keine Anstrengungen unternommen, es zu kippen. Darüber hinaus hat die Regierung weitgehend tatenlos zugesehen, wie die Beamten des Bildungsministeriums, wie so viele andere Bereiche des öffentlichen Dienstes, von der Gender-Ideologie vereinnahmt wurden.

Das ist das größere Problem, vor dem wir jetzt stehen. Die Regierung kann so viele Leitlinien herausgeben, wie sie will. Sie kann sogar gesetzliche Änderungen anstreben, um Kindern die soziale Transition in der Schule zu verbieten. Nichts davon berührt jedoch den Kern dessen, warum eine wachsende Zahl von Kindern überhaupt einen Genderwechsel anstrebt. Die Schulen stehen im Mittelpunkt einer Kultur, die Kinder dazu ermutigt, ihr Geschlecht in Frage zu stellen, und diejenigen feiert, die eine Transition wollen. Immerhin erkennt der Premierminister einen Teil des Problems an. Ob er etwas dagegen tun kann, bleibt abzuwarten.

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