18.09.2013

Auf zu neuen Horizonten

Kommentar von Craig Fairnington

Die Raumsonde Voyager 1 ist seit 36 Jahren im Weltraum unterwegs. Als das am weitesten von der Erde entfernte menschengemachte Objekt ist sie ein Symbol für unseren Forschergeist und unsere Fähigkeit, die Kräfte der Natur zu verstehen und zu beherrschen.

Mit einer Entfernung von nahezu 19 Milliarden Kilometern ist die Raumsonde Voyager 1 das von der Erde am weitesten entfernte, menschengemachte Objekt, und, wie kürzlich verkündet wurde, das erste, von menschengemachte Objekt, welches unser Sonnensystem verlässt – eine erstaunliche Leistung und ein Beweis menschlichen Erfinder- und Forschergeistes.

Abgeschossen am 5. September 1977, hat die Voyager 1 die letzten 36 Jahre damit verbracht, zusammen mit ihrer Schwesternsonde, der Voyager 2, Informationen aus dem äußeren Sonnensystem zu übermitteln. Eine Konstellation der vier Gasriesen – Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun – ausnutzend, die ungefähr alle 175 Jahre einmal auftritt, waren die Voyager-Missionen offiziell dafür vorgesehen, nahe Vorbeiflüge an Jupiter und Saturn, sowie deren jeweiligen Monden, Io und Titan, durchzuführen. Nach drei Jahren würde die Voyager 1, nach Besuch des Titans, aus der Ebene der Planetenbahnen geschleudert werden und ihre primäre Mission beenden. Die Voyager 2 würde, vom Saturn ausgehend, weitere Vorbeiflüge an Neptun und Uranus durchführen, bevor sie ebenfalls, nach 12-jähriger Erforschung der Planeten, einen Kurs außerhalb des Sonnensystems einschlagen würde.

Allein auf der planetaren Ebene waren die Voyager-Missionen ein Triumph – wurden doch erstaunliche Bilder und Daten gesammelt und bisher unbekannte Einzelheiten über jene weit entfernten Körper enthüllt. Zu den Errungenschaften zählen: die Entdeckung von vulkanischen Aktivitäten auf Jupiters Mond Io (die erstmalige Beobachtung solcher Aktivitäten, außerhalb der Erde); Beobachtungen eines weiteren Jupitermondes, Europa, die auf die Existenz eines Ozeans unterhalb seiner Oberfläche hinweisen; die Entdeckung von 10 neuen Monden um Uranus herum; die Rücksendung von beispiellosen Details über die Ringe des Saturn; und die Atmosphäre und Wetterbedingungen aller vier Gasriesen ist genauer als je zuvor untersucht.

„Wir sollten stolz darauf sein, dass sich da draußen, in den unermesslichen Weiten des Weltalls, ein durch menschliches Denken und Können geschaffenes Objekt befindet.“

Seitdem befanden sich die Voyager-Sonden auf Kurs, das Sonnensystem zu verlassen, und haben Daten über das Magnetfeld der Sonne und die Zusammensetzung und Richtung der Sonnenwinde gesammelt, auf der Suche nach neuen Details über eine Reihe von Phänomenen am vermutlich äußersten Rand der Heliosphäre – dem Teil des Universums, der von unserer Sonne dominiert wird, eine magnetische „Blase“, in der das Sonnensystem, die Sonnenwinde und das Magnetfeld der Sonne enthalten sind.

Im Jahr 2004 erreichte die Voyager 1 das erste dieser Phänomene: den sogenannten Termination Shock. Dies ist der Punkt, an dem der Sonnenwind, zusammenwirkend mit dem interstellaren Medium (Gas, Staub und kosmische Strahlen, die zwischen den Sternennetzen existieren), von Überschallgeschwindigkeit auf Unterschallgeschwindigkeit abgebremst wird (mit anderen Worten, sich bis unterhalb der Schallgeschwindigkeit im interstellaren Raum verlangsamt). Seitdem reist sie im so genannten Heliosheath einer turbulenten Zone, in der sich der Sonnenwind noch mehr verlangsamt, da er auf das interstellare Medium trifft.

Der Punkt, an dem sich die Geschwindigkeit des Sonnenwinds auf null reduziert, und der als das Ende der Heliosphäre gilt, wird als Heliopause bezeichnet. Es ist die Grenze, die, wie jüngste Daten von der Voyager 1 zeigen, mittlerweile passiert worden ist. Von nun an durchquert die Voyager 1 interstellaren Raum.

Mit dem Verlassen des Sonnensystems ist die Mission der Voyager 1 aber noch nicht beendet. (Voyager 2 ist noch schnell unterwegs und wird das Sonnensystem in ein oder zwei Jahren verlassen.) Dieses erstaunliche 36 Jahre alte Meisterwerk der Technologie wird weiterhin mit über 56.000 Kilometern pro Stunde ins All hinaus rasen. Es ist so weit entfernt, dass die Daten, die es zurücksendet, über 17 Stunden brauchen, um die Erde zu erreichen, übermittelt von einem Sender, der Signale von etwa 23 Watt abgibt – ungefähr die gleiche Leistung wie bei der Glühbirne in ihrem Kühlschrank. Mit einer schrittweisen Abschaltung von Instrumenten der Sonde, um Energie zu sparen, wird die Voyager 1 erwartungsgemäß noch bis 2025 operieren – nahezu 50 Jahre, nachdem sie die Erde verlassen hat. Selbst dann wird sie ihre Reise weg von uns noch weiterführen, und in fast 40.000 Jahren wird sie den Punkt erreichen, an dem die Gravitationskraft der Sonne nicht mehr wirkt.

Vielleicht wird ihr die Menschheit eines Tages folgen. Aber bis dahin sollten wir stolz darauf sein, dass sich da draußen, in den unermesslichen Weiten des Weltalls, ein durch menschliches Denken und Können geschaffenes Objekt befindet, das ein Symbol für unsere unstillbare Wissbegierde und für unsere unbestreitbare Fähigkeit ist, die Kräfte der Natur zu verstehen und zu beherrschen.

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