29.11.2024

Wissenschaft ist nicht links

Von Patrick Brown

Die zweite Trump-Präsidentschaft ist eine Chance für die Klimawissenschaft, sich neu auszurichten.

Die Wahl Donald Trumps für eine zweite Amtszeit als US-Präsident hat auf der linken Seite des politischen Spektrums einiges an Nachdenken ausgelöst. Ein wiederkehrendes Thema ist, dass die von dem linken Flügel der Demokratischen Partei betonten politischen und kulturellen Themen beim durchschnittlichen Wähler unpopulär sind und damit die Demokratische Partei als Ganzes belasten. Eine zunehmend akzeptierte Schlussfolgerung ist daher, die Übertreibungen des Linksaußen-Flügels der Partei zurückzuweisen.

In einer parallelen Diskussion reflektieren auch Wissenschaftler und ihre Institutionen (Universitäten, staatliche Forschungslabore, Fachgesellschaften, Fachzeitschriften) über die Wahlergebnisse, insbesondere darüber, was sie hinsichtlich des öffentlichen Vertrauens in Wissenschaft und Expertise signalisieren. Zusammen mit dem schwindenden Vertrauen in andere gesellschaftliche Institutionen hat sich auch das Vertrauen in die Wissenschaft verschlechtert. Etwa ein Viertel der US-Erwachsenen und ein Drittel der sich selbst als Republikaner identifizierenden Personen geben nun an, dass sie wenig oder kein Vertrauen haben, dass Wissenschaftler im besten Interesse der Öffentlichkeit handeln. Die meiste Wissenschaft wird im universitären Umfeld betrieben, und das Vertrauen in Universitäten ist bei den Republikanern eingebrochen – nur 31 Prozent attestieren Universitäten einen positiven Einfluss auf die Nation, verglichen mit 74 Prozent bei den Demokraten.

Ein Hauptgrund, warum Republikaner der Wissenschaft misstrauen, liegt in ihrem Eindruck, dass Universitäten und institutionelle Wissenschaft mit der Demokratischen Partei verschmolzen sind. Umfragen zur Parteizugehörigkeit unter Wissenschaftlern bestätigen dies, da unter den Hochschullehrenden in den meisten Instituten Demokraten weit mehr als zehn Mal so häufig vertreten sind wie Republiker. Dementsprechend gibt es erhebliche Bedenken, sogar aus dem Wissenschaftsbetrieb selbst, dass die Forschungsergebnisse der Universitäten stark zu Erkenntnissen tendieren, die linksgerichtete Weltanschauungen unterstützen. In diesem Zusammenhang äußerte Harvard-Professor Roland Fryer kürzlich ernsthafte Bedenken, dass Forschung, die zur Unterstützung rechtsgerichteter Weltanschauungen verwendet werden könnte, oft als zu kontrovers für eine Veröffentlichung gilt. Er sagte: „Realistisch betrachtet weigern sich entweder Journal-Herausgeber, kontroverse Ergebnisse zu veröffentlichen, oder Wissenschaftler sind zu feige, überhaupt die Forschung durchzuführen." Umfragedaten zeigen, dass sich 34 Prozent der Professoren von Kollegen unter Druck gesetzt fühlen, „kontroverse Forschung" zu vermeiden, wobei 91 Prozent angeben, dass sie in wissenschaftlichen Publikationen, Meetings, Präsentationen oder in sozialen Medien zumindest „einigermaßen wahrscheinlich" Selbstzensur üben.

In diesem Kontext des schwindenden öffentlichen Vertrauens in die Wissenschaft, besonders unter Republikanern, denken Wissenschaftler und Forscher darüber nach, wie sie sich während einer zweiten Trump-Präsidentschaft am besten verhalten sollten. Es gibt unzählige Dynamiken zu berücksichtigen, aber es können sicherlich Lehren aus den Ereignissen nach der ersten Trump-Wahl 2016 gezogen werden, die sich direkt auf das aktuelle Misstrauen gegenüber Universitäten und Wissenschaft ausgewirkt haben.

Der gewählte Präsident Trump mit seiner von Getöse geprägten Persönlichkeit und seiner Neigung zu Lügen und „Bullshit" ist vielen von uns, die Neugierde, Rationalität und sorgfältiges methodisches Denken schätzen, persönlich zuwider. Daher war der natürliche Impuls der meisten akademischen und wissenschaftlichen Institutionen, sich in Opposition zu Trump (und zu konservativen Parteien im Allgemeinen) zu definieren. Das Ergebnis war jedoch, dass während der ersten Trump-Präsidentschaft die Grenze zwischen politischer Interessenvertretung und akademischer Wissenschaft, die bereits verschwommen war, praktisch unsichtbar wurde. Universitäten und Expertengruppen übernahmen den allgemeinen Ton des Manichäismus und machten kein Geheimnis daraus, welche Seite des politischen Spektrums als gut und welche als schlecht anzusehen war. Prominente Beispiele dafür waren der „March for Science" 2017 und die offizielle Unterstützung Joe Bidens für die Präsidentschaft 2020 sowie Kamala Harris' für die Präsidentschaft 2024 durch die weltweit angesehenste wissenschaftliche Zeitschrift Nature. Ein besonders auffälliges Beispiel für politische Voreingenommenheit war der Brief von Gesundheitsexperten mitten in der Corona-Pandemie, der die bisherige Botschaften abrupt umkehrte und eine Ausnahme für Versammlungen befürwortete, solange es für die progressive Sache war.

„Die Vorstellung, dass Klimawissenschaftler auf eine besondere Art denken und überlegenes Wissen darüber haben, wie die globale Gesellschaft gestaltet werden sollte, ist selbstgefällig und herablassend."

Für mich ist klar, dass Trump die Grundwerte der Wissenschaft nicht vertritt, daher verstehe ich den Impuls der wissenschaftlichen Gemeinschaft, sich gegen ihn zu stellen. Wir sehen bereits, wie dieser Instinkt sich wieder durchsetzt. Die erste Reaktion von Nature war ein Artikel mit folgender Überschrift: „Wissenschaftler auf der ganzen Welt äußerten Enttäuschung und Besorgnis, als der Republikaner Donald Trump sich eine zweite Amtszeit sicherte."

Wenn wir jedoch als wissenschaftliche Gemeinschaft das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen wollen, müssen wir eine ähnliche Strategie verfolgen wie die jüngste Selbstreflexion in Teilen der Demokratischen Partei. Das heißt, wir sollten den Drang zur Übertreibung zurückweisen. Viele Demokraten kritisieren jetzt den extremen aktivistischen Flügel der Partei dafür, dass er in gesellschaftlichen Fragen zu weit geht und die Öffentlichkeit verprellt. Die wissenschaftliche Gemeinschaft kann eine parallele Kritik an Wissenschaftlern üben, die den wissenschaftlichen Konsens überbewerten und eine allumfassende Autorität für politische Entscheidungen beanspruchen.

Die übersteigerten Tendenzen der Klimawissenschaft

„Die Lehren, die der [ersten Trump-]Wahl hätten folgen sollen – Lehren über die Wichtigkeit, andere Amerikaner zu verstehen, die Notwendigkeit, Tribalismus zu widerstehen, und die zentrale Bedeutung des freien Ideenaustauschs für eine demokratische Gesellschaft – wurden nicht gezogen. Stattdessen hat sich ein neuer Konsens in der Presse herausgebildet, aber vielleicht besonders bei dieser Zeitung: dass Wahrheit kein Prozess kollektiver Entdeckung ist, sondern eine Orthodoxie, die bereits einigen Erleuchteten bekannt ist, deren Aufgabe es ist, alle anderen zu informieren."

Die obige Aussage von Bari Weiss bezieht sich auf die Einstellungen in den elitären Medien links der Mitte, aber sie hätte genauso gut über die Einstellungen in elitären wissenschaftlichen und akademischen Institutionen getroffen werden können. Die Vorstellung, dass Klimawissenschaftler auf eine besondere Art denken und überlegenes Wissen darüber haben, wie die globale Gesellschaft gestaltet werden sollte – was Mike Hulme als Gnostizismus bezeichnet – ist selbstgefällig und herablassend. Nicht zufällig hat dies öffentliche Ressentiments geschürt, da 61 Prozent der Republikaner und 32 Prozent der Demokraten nun der Auffassung sind, dass Forscher sich anderen überlegen fühlen. Dieser Überlegenheitskomplex hat nicht nur der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft geschadet, sondern ist auch unangebracht. Diese Haltung hat zur Verwissenschaftlichung des Problems des Klimawandels beigetragen, bei der ein komplexes, mit Werten aufgeladenes und umstrittenes politisches Thema irreführenderweise als rein wissenschaftlich oder technisch dargestellt wird. Diese Dynamik fördert die Entpolitisierung des Themas, da die Menschen fälschlicherweise annehmen, dass die Wissenschaft in der Lage ist, als oberste Autorität zu agieren, die unmissverständlich politische Maßnahmen diktieren kann, ohne die Notwendigkeit der diskursiven Prozesse, die traditionellen politischen Debatten eigen sind.

Diese Verwissenschaftlichung und Entpolitisierung zeigt sich deutlich in der Rechtfertigung der politischen Positionen der Biden-Regierung durch den US-Klimabeauftragten John Kerry: „Nichts von dem, was wir tun, nichts von dem, was Präsident Biden zu tun versucht hat, hat irgendeine politische Motivation oder ideologische Grundlage. Es ist ausschließlich eine Reaktion auf die Wissenschaft, auf die Mathematik und Physik, die erklären, was [mit dem Klima] passiert."

„Aber ist es legitim zu behaupten, dass der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen tatsächlich wissenschaftsfeindlich ist?"

Kerry ist kein Wissenschaftler, aber diese Haltung war während der ersten Trump-Präsidentschaft auch auf höchster Führungsebene wissenschaftlicher Institutionen vorherrschend. Zum Beispiel bestätigte der Chefredakteur von Science, Holden Thorpe, mehr oder weniger Kerrys Position zu Wissenschaft und Politik, als er Natures Entscheidung verteidigte, Joe Biden bei der Wahl 2020 offiziell zu unterstützen. Thorpe erklärte, ohne politische Unterstützung von wissenschaftlichen Institutionen hätten Menschen „die Erlaubnis, Dinge zu sagen wie ‚der Klimawandel mag real sein, aber ich denke nicht, dass wir staatliche Regulierung brauchen, um damit umzugehen', was inakzeptabel ist (meine Hervorhebung)".

Ähnlich unmissverständlich äußerte sich der Chefredakteur von Nature, das regelmäßig Artikel veröffentlicht, die in ihrer Unterstützung bestimmter Politik recht weit gehen: „Wenn es um Wissenschaft geht, hat Nature kein bevorzugtes Narrativ." Dies alles steht im Einklang mit der Vorstellung, dass die Wissenschaft die Politik nicht nur informieren, sondern auch diktieren kann, und das hat die offizielle Verurteilung von Trumps erstem Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen von höchster wissenschaftlicher Stelle, etwa von der American Association of the Advancement of Science, veranschaulicht. Aber ist es legitim zu behaupten, dass der Ausstieg aus dem Pariser Abkommen tatsächlich wissenschaftsfeindlich ist?

Was kann die Wissenschaft zum Klimawandelproblem sagen?

In diesem Zusammenhang ist es relevant zu überprüfen, welche Behauptungen in Klimapolitik-Debatten wirklich als „unwissenschaftlich" bezeichnet werden können. Nach der strengsten Definition beinhaltet die wissenschaftliche Methode, dass man Beobachtungen macht, Hypothesen über die den Beobachtungen zugrunde liegenden Ursachen aufstellt und dann akribisch Experimente entwirft, um die Gültigkeit der Hypothesen zu prüfen. Die stärksten Hypothesen und diejenigen, die den Status einer mehr oder weniger wahren Hypothese erhalten, sind diejenigen, die bisher allen Versuchen, sie zu falsifizieren, widerstanden haben. Leider sind die Arten von Fragen, bei denen es möglich ist, eindeutige Hypothesen sauber zu testen, recht begrenzt und beschränken sich auf grundlegende Aspekte der Physik, Chemie und Biologie. Außerhalb dieser Bereiche ähneln die veröffentlichten wissenschaftlichen Studien oft detektivischen induktiven Schlussfolgerungen, bei denen aus den verfügbaren Erkenntnissen eine möglichst schlüssige Geschichte zusammengesetzt wird.

Behauptungen in der Klimapolitik befinden sich auf einem Spektrum von sehr gut geeignet für die wissenschaftliche Methode bis fast vollständig außerhalb ihres Bereichs. Eine Möglichkeit, verschiedene Teile des Spektrums abzugrenzen, besteht darin, das vorherrschende Narrativ zum Klimaproblem in vier Teile zu zerlegen:

  1. Der Klimawandel findet statt.
  2. Der gegenwärtige Klimawandel wird fast vollständig von Menschen verursacht.
  3. Die negativen Auswirkungen des Klimawandels sind größer als die positiven Auswirkungen.
  4. Die positiven Auswirkungen einer schnellen Emissionsreduzierung, die ausreicht, um die Temperaturgrenzwerte des Pariser Abkommens einzuhalten, sind größer als die negativen Auswirkungen.

Obwohl die Klimawissenschaft stark dadurch eingeschränkt ist, dass es nicht möglich ist, Kopien der Erde zu verwenden, um Hypothesen über die Ursachen und Folgen des globalen Klimawandels zu testen, sind die Aussagen 1 und 2 im Wesentlichen eng genug, um mit Komponenten der wissenschaftlichen Methode behandelt zu werden. Wir können zum Beispiel testen, ob Gase wie Kohlendioxid Strahlung bei Wellenlängen absorbieren und wieder aussenden, die zu einem Treibhauseffekt führen. Wir können die Zunahme des Treibhauseffekts direkt mit Satelliten und Instrumenten auf der Erde beobachten, und wir können die vorhergesagten Folgen des verstärkten Treibhauseffekts auf die Temperaturen durch unabhängige Beobachtungen und Netzwerke von Messinstrumenten dokumentieren. Schließlich haben wir physikbasierte mathematische Modelle, die es uns erlauben, simulierte Tests durchzuführen, wie die Welt mit und ohne erhöhte Treibhausgaskonzentrationen aussehen würde. Der oft zitierte „97- bis 99-prozentige wissenschaftliche Konsens zur globalen Erwärmung" bezieht sich auf die Aussagen 1 und 2. Wenn Trump also Dinge getan hat, wie daen gesamten Begriff des Klimawandels als Schwindel zu bezeichnen, kann dies legitim als Wissenschaftsleugnung bezeichnet werden.

Jenseits der Aussagen 1 und 2 werden die Dinge jedoch unschärfer. Aussage 3 über die negativen Nettoauswirkungen des Klimawandels geht von einer deskriptiven Behauptung der Realität zu einer normativen Behauptung der Erwünschtheit über und beruft sich auf Werte außerhalb des traditionellen Bereichs der Wissenschaft. Die meisten würden zustimmen, dass die direkten negativen Auswirkungen von Kohlenstoffemissionen (z.B. Zunahme extremer Hitze, Meeresspiegelanstieg, Zunahme von Überschwemmungen und Dürren in einigen Regionen, verstärkte Feuer-Wetterbedingungen und möglicherweise stärkere, wenn auch seltenere Hurrikane) die direkten positiven Auswirkungen überwiegen (z.B. durch reduzierte Todesfälle durch Kältewellen, Kohlendioxid-Düngung von Pflanzen oder die Ausweitung bewohnbarer Klimazonen und landwirtschaftlicher Zonen in höheren Breiten). Was jedoch für Diskussionen über Politik wie das Pariser Abkommen (Aussage 4) relevanter ist, ist die Nettowirkung der Industrialisierung auf Basis fossiler Brennstoffe.

„Die Wissenschaft kann und darf nicht als Ersatz für die traditionelle demokratische Argumentation und Diskussion dienen."

Man bedenke, dass die historische Erwärmung von ~1,4°C seit der industriellen Revolution mit einer positiven Entwicklung fast aller klimasensiblen Aspekte der globalen menschlichen Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten zusammenfiel, da Technologie und wirtschaftliche Entwicklung der Menscheit Vorteile verschafften, die die negativen Klimaauswirkungen überwogen. Man bedenke auch, dass trotz dieser positiven globalen Trends heute enorme Ungleichheit fortbesteht, wobei 3 Milliarden Menschen immer noch in extremer Energiearmut leben und die beobachtete durchschnittliche Sterblichkeit durch Überschwemmungen, Dürren und Stürme in Ländern mit niedrigem Energieverbrauch 15-mal höher ist als in Ländern mit hohem Energieverbrauch. Und selbst in Ländern mit hohem Energieverbrauch wie den USA sind viele Familien am unteren Ende der Einkommensverteilung gezwungen, schädliche Innentemperaturen zu ertragen oder sogar auf Medizin oder Nahrung zu verzichten, um Energiekosten zu bezahlen. Daher schränkt jede Politik wie die im Pariser Abkommen, die harte Grenzen für Emissionen setzt, die Energieoptionen ein und schafft ein starkes Potenzial, Kosten zu erhöhen und die menschliche Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel sowie die Lebensqualität insgesamt zu schädigen.

Wenn wir das Problem ganzheitlicher betrachten und die komplizierten Abwägungen anerkennen, erkennen wir, dass es sich um eine politische Kontroverse mit technischen Grundlagen handelt, die mit technischen Mitteln nicht gelöst werden kann, weil die endgültige Richtungsentscheidung (ganz zu schweigen von vielen der technischen Aspekte selbst) unterschiedlichen Auslegungen und Interpretationen unterliegt, die auf wertebasierten politischen und ethischen Positionen beruhen. Es geht um technologische, wirtschaftliche, ethische, philosophische und moralische Fragen, die weit über eine saubere wissenschaftliche Hypothesenprüfung hinausgehen. Daher kann und darf die Wissenschaft nicht als Ersatz für die traditionelle demokratische Argumentation und Diskussion dienen. Es wird daher nicht streng „unwissenschaftlich" sein, wenn die Trump-Administration zum zweiten Mal aus dem Pariser Abkommen austritt oder wenn sie Politik umsetzt, die der heimischen fossilen Brennstoffproduktion freundlicher gegenübersteht.

Unterscheidung zwischen wissenschaftlichen Behauptungen und politischen Präferenzen

Wie oben erwähnt, neigen Forscher und Wissenschaftler überwiegend zur linken Seite des politischen Spektrums, ein weiteres Beispiel für die als „Diploma Divide“ bezeichnete Kluft zwischen in der amerikanischen Politik, die zwischen akademisch ausgebildeten Personen und solchen verläuft, die kein College besucht haben. Von Linken wird dies oft recht selbstgefällig so interpretiert, dass „die Realität eine bekannte linksliberale Voreingenommenheit" habe, ausführlich dargelegt in Chris Mooneys Buch „The Republican Brain: The Science of Why They Deny Science – and Reality" („Das republikanische Gehirn: Die Wissenschaft, warum sie die Wissenschaft – und die Realität – leugnen“). Aber wenn Dogma gegen Vernunft die beste Art und Weise wäre, die beiden Fraktionen in der amerikanischen Politik zu beschreiben, dann wäre es nicht die Linke, die dazu neigt, wissenschaftliche Mainstream-Ansichten zu Themen wie gentechnisch veränderten Organismen, Kernkraft, alternativer Medizin, Erblichkeit vieler menschlicher Eigenschaften oder biologisches Geschlecht abzulehnen.

Eine bessere Erklärung für die politischen Ausrichtungen in der US-Politik ist, dass Menschen dazu neigen, Schlussfolgerungen – wissenschaftliche oder anderweitige – zu akzeptieren, die Themen, Ideologien und Narrative unterstützen, die bereits bestehende Komponenten ihrer Weltanschauung sind. In diesem Sinne scheint die Links/Rechts-Spaltung in den USA entlang von Themen zu verlaufen, die den ursprünglichen Definitionen von links und rechts während der Französischen Revolution sehr ähnlich sind; Menschen unterscheiden sich darin, wie sie die Wünschbarkeit und Gültigkeit sozialer Hierarchien wahrnehmen. Es ist einfach so, dass die Mainstream-Klimapolitik, am prominentesten vertreten durch das Pariser Abkommen, stark mit mehreren Aspekten der egalitäreren Präferenzen und dem von der Linken bevorzugten Globalismus im Einklang steht und im Konflikt mit den sozialhierarchischen Präferenzen und der von der Rechten bevorzugten nationalen Souveränität steht. Deshalb lehnen populistische bzw. national orientierte Führer, die sich besser ausdrücken können als Trump, wie Argentiniens Javier Milei, UN-Pläne nicht aus technischen Gründen ab, sondern aufgrund der Wertung der Pläne als „supranationales sozialistisches Regierungsprogramm, das darauf abzielt, die Probleme der Moderne mit Maßnahmen zu lösen, die die Souveränität der Nationalstaaten untergraben und das Recht auf Selbstbestimmung und Eigentum der Individuen verletzen."

Es gibt verschiedene Hypothesen dazu, warum Wissenschaftler linksgerichtete Ansichten vertreten, aber ich bin skeptisch gegenüber der selbstgefälligen Vorstellung, dass Menschen mit höherer Bildung diese Ansichten vertreten, weil die Ansichten irgendwie grundsätzlich wahrer seien. Während es zwar der Fall sein mag, dass die meisten akademischen Wissenschaftler Forschung betreiben, die quantitative Präzision auf der Grundlage empirischer Daten zu engen Forschungsfragen beinhaltet, verwechseln Wissenschaftler oft diese Alltagsaktivität mit der Vorstellung, dass auch ihre politische Weltanschauung von reiner Empirie und Rationalität geprägt sei. Ich würde im Gegenteil behaupten, dass Wissenschaftler zu ihren politischen Meinungen größtenteils auf die gleiche Weise gelangen wie alle anderen auch: durch eine Kombination aus ihrem natürlichen Temperament, der Kultur, in die sie eingebettet sind, persönlicher Erfahrung und den daraus resultierenden unvollständigen und übervereinfachten Weltmodellen. Mehr Selbstreflexion dieser Realität durch bedeutende Wissenschaftler sollte als Gegengewicht gegen den Wunsch wirken, sich als neutral oder rein wissenschaftlich zu präsentieren, während man subtil eine spezifische politische Agenda fördert (ein Phänomen, das Roger Pielke Jr. als „Stealth Issue Advocacy“  – getarnte Interessenvertretung  – bezeichnet).

Öffentliches Vertrauen durch Ablehnung von Übergriffen zurückgewinnen

„Die Verstrickung der Wissenschaften in politische Streitigkeiten, in denen unterschiedliche Sichtweisen auf Natur, Gesellschaft und Staat eine Rolle spielen, hat diese Streitigkeiten nicht gelöst oder abgemildert, sondern Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit der Wissenschaften und Experten geweckt, die in diesen Angelegenheiten zu beraten vorgeben", schreiben Steve Rayner und Daniel Sarewitz.

Die Öffentlichkeit ist sich darüber im Klaren, dass viele politische Fragen moralischer Natur sind, Kompromisse erfordern und nur sehr schwer mit streng wissenschaftlichen Methoden beantwortet werden können. Mit anderen Worten: Die Öffentlichkeit weiß, dass die Wissenschaft nicht in vollem Umfang bestimmen kann, ob während einer Pandemie über einen längeren Zeitraum Lockdowns verhängt werden sollen, weil die Wissenschaft nicht den optimalen Kompromiss zwischen z. B. dem Überleben von Kleinunternehmern und den Risiken für die öffentliche Gesundheit im Allgemeinen berechnen kann. In ähnlicher Weise kann die Wissenschaft nicht die optimale Geschwindigkeit der Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bestimmen, da dies eine Abwägung aller Vorteile und Nachteile der Nutzung fossiler Brennstoffe erfordern würde, die technologische, wirtschaftliche, ethische, philosophische und moralische Fragen beinhaltet, die weit über alles hinausgehen, was mit der wissenschaftlichen Methode beantwortet werden kann.

„Die Wissenschaft sollte viel bescheidener sein, was die Grenzen der wissenschaftlichen Methode angeht, und ehrlich zugeben, dass diese nicht die Richtigkeit verschiedener politischer Maßnahmen vorgibt."

Wenn die wissenschaftliche Gemeinschaft es übertreibt, indem sie ihre politischen Präferenzen als wissenschaftlich begründet darstellt, bestätigt sie den Verdacht der Öffentlichkeit, insbesondere auf der rechten Seite, dass eine technokratische Elite versucht, gesellschaftliche Entscheidungen ohne angemessene demokratische Diskussion zu diktieren. Insbesondere die Positionierung wissenschaftlicher Einrichtungen als Gegner einer populären politischen Bewegung, wie derjenigen hinter Trump, überzeugt die Öffentlichkeit nicht davon, dass die populäre politische Bewegung falsch liegt, sondern vielmehr davon, dass die etablierte Wissenschaft mit einer Seite des politischen Spektrums verschmolzen ist und daher kein Vertrauen verdient.

Als Bürger haben Wissenschaftler genauso viel Recht wie jeder andere, ihre Mitmenschen davon zu überzeugen, ihre politischen Ansichten zu übernehmen, aber sie sollten dies nicht unter dem Vorwand tun, dass sich ihre politischen Präferenzen von einer grundlegenden Wahrheit ableiten. Im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Behauptungen zum Klimawandel hat Bill Maher kürzlich gesagt: „Ich hasse es wirklich, wenn man versucht, mich zu manipulieren, mich in eine bestimmte Richtung zu bewegen; sagt mir einfach die Wahrheit." Wissenschaftliche Einrichtungen sollten sich diesen Gedanken zu Herzen nehmen, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen wollen, und es gibt ermutigende Anzeichen dafür, dass sie dies auch tatsächlich tun.

Die richtige Reaktion auf diese US-Wahl und das Misstrauen gegenüber wissenschaftlichen Institutionen ist also nicht, sich auf die Idee zu versteifen, dass die Wissenschaft eine Autorität ist, die sich gegen Trump und die Weltanschauungen der Rechten stellt. Stattdessen sollte die institutionelle Wissenschaft dieses Mal anders reagieren. Sie sollte viel bescheidener sein, was die Grenzen der wissenschaftlichen Methode angeht, und ehrlich zugeben, dass diese nicht die Richtigkeit verschiedener politischer Maßnahmen vorgibt. Nur so war das Vertrauen in die Wissenschaft überhaupt jemals gerechtfertigt, und nur so kann sie in der Welt während einer zweiten Trump-Präsidentschaft und darüber hinaus agieren.

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