09.01.2017

Wie die Ölindustrie die Wale gerettet hat

Kommentar von Bill Wirtz

Titelbild

Foto: Thomas Kelley via Unsplash / CC0

Der amerikanische Walfang wurde durch die Nutzung von Erdölprodukten überflüssig.

Zu Beginn des Industriezeitalters waren Wale eine wichtige natürliche Ressource, die von Menschen seit Jahrzehnten verwertet wurde. Das Öl, das aus Walen gewonnen werden konnte, besonders das des Physeter macrocephalus, des Pottwals, dessen Tran durch die Nase entzogen wurde, hatte mannigfaltigen Nutzen vom Heizen über Lichterzeugung bis hin zum Material für die Farbherstellung.

Walfangschiffe waren von einer einzigartigen Größe, mit der sie der stürmischen See widerstehen konnten, um an das wertvolle Gut zu kommen, das bis dato nur Wale liefern konnten. Diese Walfänger nutzten sogenannte Schneid- und Kopfspeere, mit denen sie in den Schädel des Tieres eindringen oder es köpfen konnten. Deren massives Gewicht stellte sicher, dass die Fänger den dicken Nackenwirbel des Pottwals zertrümmern konnten.

Mit dem drastischen Anstieg der globalen Nachfrage an Walöl-Lampen gerieten Nachfrage und Angebot ins Unverhältnismäßige: Viele Kunden weigerten sich bald, den unerschwinglichen Preis von 2,50 Dollar für eine Gallone an Walöl zu zahlen. 1 Trotz allem waren alternative Leuchtmittel von minderer Qualität und verschiedene davon, wie Camphen, potentiell sehr gefährlich. 2 Camphen ist hoch brennbar: ein tödliches Risiko in einer Zeit der Holzbauten.

„Die Ölindustrie hat das Leben von Millionen Tieren gerettet“

Bis zum Jahre 1851 hatte der Walfang einen solch schädlichen Einfluss auf den Bestand, dass Fänger vom überfischten Pazifik auf den Atlantischen und den Indischen Ozean wechseln mussten, was das Produkt nur noch rarer und unerschwinglicher machte. Heutzutage kann man sich die Problematik nicht mehr richtig vorstellen: Wir verfügen über zahlreiche Techniken, um Elektrizität zu erzeugen und Leuchtmittel gibt es in allen Farben und Formen. Im 19. Jahrhundert allerdings war die Versorgung von Lampen ein wahres Hindernis: Ihnen ging wortwörtlich das Licht aus.

Abraham Pineo Gesner war ein kanadischer Arzt und Geologe. Im Jahre 1846 stieß er durch seine Forschung mit Mineralien auf eine Flüssigkeit – eine Mischung aus Kohle, Erdharz und Ölschiefer ­–, die er Kerosin taufte. Im Vergleich zu anderen Produkten auf dem Markt war Kerosin weder rußig noch stank es. Durch die massive Vermarktung von Kerosin durch Gesners eigene 1850 gegründete Kerosene Gaslight Company (besonders nach ihrem Aufkauf durch Standard Oil) fielen die Marktpreise für die Verwendung von Öllampen. 3

Dabei hatte Gesner nicht nur die Versorgungskrise des Betriebs von Öllampen gelöst: Die Walfangindustrie hatte nun ihre wichtigste Einnahmequelle verloren. Die Förderung von Walöl wurde überflüssig: „Gesners unternehmerisches Tun und die Errichtung seiner Kerosinfabrik in New York als Pioniertat waren von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der noch jungen Kohleöl-Industrie. Sie wuchs in den Folgejahren stark. Das Aufkommen der neuen Kohleöle führte unweigerlich zum Niedergang der Walfangindustrie, deren ‚goldene Jahre‘ nun an ein abruptes Ende gelangt waren.“ 4

Wenn Sie das nächste Mal an eine Organisation denken wollen, die nicht nur grausamen Tierfang überflüssig gemacht, sondern auch das Leben von Millionen Tieren gerettet hat, dann denken Sie nicht an Greenpeace. Denken Sie an die Ölindustrie.

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