06.01.2016

Videospiele machen weder sexistisch noch gewalttätig

Kommentar von Stephen Beard

Die Unterstellung, dass Videospiele mit gewalttätigem Inhalt aggressives oder sexistisches Verhalten verursachen, wird durch aktuelle Studien in Frage gestellt. Davon unbeirrt beharren Empörte, vor allem bei Twitter, weiterhin auf der Zensur von Spielen.

In der Welt der Computerspiele kommt es immer wieder zu Stürmen moralischer Entrüstung. Mittlerweile haben Wissenschaftler der Universität Oxford Forschungsergebnisse vorgelegt, die den hartnäckigen Mythos, brutale Videospiele würden Kinder aggressiv machen, widerlegen. Die in der Fachzeitschrift Psychology of Popular Media Culture veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass Kinder, die in mäßigem Umfang Computerspiele spielen, unabhängig vom Inhalt des Spieles weniger aggressiv sind als solche, die gar keine Spiele spielen. [1]

Aber hier wurde kein großer Sieg über bestimmte Medienwirkungstheorien errungen. Stattdessen hängen die Kinder, die nicht spielen, offenbar bei Twitter herum und jammern darüber, dass solche Spiele Sexismus verursachen, und fördern. Diese neue Hysterie bildet derzeit die Speerspitze der Spiele-Debatte. Ihre Anhänger halten die Gamerkultur für gefährlich, für nicht hinreichend auf Inklusion gerichtet, und bemängeln, dass Frauen in Spielen ausschließlich als Sex-Objekte dargestellt würden. Daraus abgeleiteten Zensurforderungen stellt sich eine neue Bewegung für das „Gamen“, bekannt als Gamergate [2], entgegen.

In der Vergangenheit war man „Gamer“, weil man gerne Videospiele gespielt hat. Geschlecht, Herkunft oder sexuelle Orientierung spielten keine Rolle. Der jüngste Aufschrei kommt aus einer Ecke, die alles mit den Scheuklappen der Identitätspolitik betrachtet. Ihr Narzissmus und ihre Bereitschaft, Spiele-Entwicklern bis zur Kapitulation auf die Nerven zu gehen, erschwert die Kunst, gute Videospiele zu schaffen, zusätzlich. Entwickler können nicht mehr ihrer eigenen Vision folgen und ihre Geschichten erzählen, wenn sie ununterbrochen von Online-Aktivisten dazu genötigt werden, deren speziellen, hirnrissigen Maßstäben zu entsprechen. [3] Selbst wenn Entwickler mal keinen Shitstorm für ein angeblich normabweichendes Spiel ernten, so hängt das Damokles-Schwert der Twitter-Gemeinschaft, die nötigende Kraft ihrer Empörung, doch immer über ihnen.

„Berufsempfindliche und ewig Empörte wollen alles unterminieren, was die Spiele-Gemeinschaft auszeichnet. “

Gamer, die sich unter dem Twitter-Hashtag Gamergate versammeln, macht es zu Recht wütend, dass ihr Hobby und ihre Gemeinschaft von den Anhängern der politischen Korrektheit übernommen zu werden drohen. Diese Berufsempfindlichen und ewig Empörten wollen alles unterminieren, was die Spiele-Gemeinschaft auszeichnet. Dass kleine Gruppen folgsamer Spieler und zensurlustiger Außenstehender in der Lage sind, prominente Entwickler unter Druck zu setzen und zur Zensur zu zwingen [4], zeigt deren Einfluss und Aggressivität. Scheinbar kann sie nichts aufhalten. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2015 widerlegt eindeutig die Vorstellung, dass Videospiele Sexismus verursachen [5] was das Selbstbewusstsein der Gamergate-Gegner aber kaum ins Wanken bringt.

Frauen waren in der Spielergemeinschaft schon immer willkommen. Unzählige weibliche Entwickler haben zu Meisterwerken des Mediums beigetragen. Offenbar können die Kreuzzügler in diesem Bereich nicht begreifen, dass die Spiele-Gemeinschaft sie nicht als Gruppe der „Spielerinnen“ betrachtet, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen – sondern schlicht als Mitspieler. Wenn es um Gleichberechtigung geht, ist nicht genau das erstrebenswert?

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