15.03.2011

Update zum Fukushima-Störfall

Von Klaus-Dieter Humpich

Klaus-Dieter Humpich informiert sachlich und nüchtern darüber, was wir über die aktuellen Entwicklungen in Fukushima wissen. Außerdem zeigt er mögliche Konsequenzen auf. Dabei kommt er zu anderen Schlüssen als die "Sensationspresse"

Heute morgen kam es um 6.10 Uhr lokaler Zeit zu einer Explosion im Block 2 des Kraftwerks Fukushima. Nach allen vorliegenden Informationen handelte es sich nicht um eine Wasserstoffexplosion wie zuvor in den Blöcken 1 und 3.
Gemäß den Meldungen, handelte es sich wahrscheinlich um eine physikalische Explosion in der Kondensationskammer. Der Druckverlauf in der Kondensationskammer deutet auf eine Beschädigung der Kammer hin. In diesem Bereich stieg die Strahlung auf 8217 microSievert pro Stunde an, fiel jedoch etwa etwa nach einer Stunde auf weniger als ein Drittel wieder ab.


Zur Erklärung dieser Informationen


Bei diesem Reaktortyp befindet sich im „Keller des Reaktorgebäudes“ ein ringförmiger Behälter, der teilweise mit Wasser gefüllt ist. Er dient dazu, bei einem Überdruck im Reaktor einen Teilstrom des Dampfes in das Wasser einzudüsen und dadurch zu kondensieren. Anschließend kann man das Kondensat dem Reaktor wieder zuführen. Die dabei freiwerdende Wärme wird über die Oberfläche des Rings durch Naturkonvektion abgeführt. So weit der Normalfall. Allerdings treten bei der Kondensation des eingedüsten Dampfes gewaltige Kräfte durch die Kavitation auf. Es kann und ist auch schon vorgekommen, dass dabei die Ringkammer undicht wird.


Möglichen Konsequenzen


Dieser Ringraum mit der Kondensationskammer befindet sich bei diesem Reaktortyp unterhalb des Reaktors, außerhalb des Containments. Treten hier Lecks auf, ist der Weg in die Umwelt sehr kurz! Es muß daher von einer Freisetzung von radioaktiven Gasen und auch Aerosolen ausgegangen werden. Solange nur Dampf in den Ringraum gelangt ist, handelt es sich überwiegend um Edelgase. Mit einer „Kernschmelze“, wie sie die Sensationspresse allzu schnell vermutet, hat das überhaupt nichts zu tun. Bisher ist ein „Super-Gau“ weiterhin auszuschließen.


Brand im Brennelementelager von Block 4


Der Block 4 befand sich zum Zeitpunkt in Revision. Über die Ursache des Brandes liegen bisher keine näheren Informationen vor. Das Feuer wurde nach vorliegenden Informationen umgehend gelöscht.
Anmerkung: Dieser Bericht ist eine kurze Zusammenfassung der offiziellen Mitteilungen an die internationalen Gremien, wobei hauptsächlich Messwerte übermittelt werden. Sie sind zwar für Fachkreise frei zugänglich, müssen aber selbst interpretiert werden.

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