08.04.2022

Transhumanismus und die große Transformation (2/2)

Von Bernd Schoepe

In der Coronapolitik wird Global Governance getestet. Die Rückkehr zu einer Normalität ist nicht beabsichtigt. Stattdessen führen digitale Identitäten zu einem autoritären Korporatismus.

„Selbst nachdem die Pandemie abgeklungen war, blieb die autoritärere Kontrolle und Beaufsichtigung der Bürger und ihrer Aktivitäten bestehen und wurde sogar noch intensiviert. Um sich vor der Ausbreitung zunehmend globaler Probleme zu schützen – von Pandemien und transnationalem Terrorismus bis hin zu Umweltkrisen und steigender Armut – haben führende Politiker auf der ganzen Welt die Macht stärker in die Hand genommen. Zunächst fand die Idee einer kontrollierteren Welt breite Akzeptanz und Zustimmung. Die Bürger gaben bereitwillig einen Teil ihrer Souveränität – und ihrer Privatsphäre – an paternalistischere Staaten ab, im Austausch für mehr Sicherheit und Stabilität. Die Bürger waren duldsamer und sogar begierig auf Führung und Aufsicht von oben, und die nationalen Führer hatten mehr Spielraum, um die Ordnung so durchzusetzen, wie sie es für richtig hielten. In den entwickelten Ländern nahm diese verstärkte Aufsicht viele Formen an: biometrische Ausweise für alle Bürger zum Beispiel und eine strengere Regulierung von Schlüsselindustrien, deren Stabilität als lebenswichtig für nationale Interessen angesehen wurde.“

Bei diesem Zitat handelt es sich nicht um einen Bericht aus der Zukunft, der uns unter mysteriös-ungeklärten Umständen erreicht hat. Es ist dem Gleichschritt-Szenario (Lock Step Scenario) der Rockefeller-Stiftung entnommen und stammt bereits aus dem Jahr 2010. Als eines von vier „Szenarien für die Zukunft von Technologie und internationalen Beziehungen“ wurde es in Kooperation mit dem Global Business Network (GBN) unter Führung des US-amerikanischen Futurologen Peter Schwartz, der das GBN (eine „hochrangige Netzwerk-und Unternehmensforschungsagentur“) gegründet hat, präsentiert – also schon zehn Jahre vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Wuhan.1

Im Gleichschritt durch die Pandemie

Das Gleichschritt-Szenario war eines von vier Szenarien für die Welt von morgen, die von einem Team der Rockefeller-Foundation entwickelt worden sind. Lock Step unterscheidet sich von den anderen drei Szenarien bezüglich seiner verblüffend treffergenauen Vorhersagequalität. Aus heutiger Sicht lässt sich sagen, dass der Realitätsgehalt der Prognosen geradezu unheimlich hoch ausgefallen ist. Lock Step nahm sowohl äußerst hellsichtig eine Pandemie mit einer hochvirulenten Atemwegserkrankung vorweg als auch die massiven Folgen in Form von Lockdowns, der Unterbrechung von Lieferketten und der schwerwiegenden wirtschaftlichen Belastungen insbesondere für den Mittelstand. Es antizipierte auch die katastrophalen Folgen für die ärmeren Länder wie z.B. den dramatischen Anstieg der Hungertoten. Die Einschätzung der Autoren, dass sich die demokratisch regierten Länder am Anfang deutlich schwerer mit der Eindämmungspolitik als autoritär geführte Länder tun, sollte sich ebenfalls bewahrheiten.2

„Erstaunlich ist, dass das Lock-Step-Szenario noch immer in der breiten (deutschen) Öffentlichkeit nahezu unbekannt ist.“

Die Darstellung folgt hier Norbert Härings Rekonstruktion in seinem Buch „Endspiel des Kapitalismus“3. Der Beginn des Kapitels „Gleichschritt – die Blaupause der Rockefeller-Stiftung“ verdient es im hier dargestellten Zusammenhang wörtlich zitiert zu werden, da es die Absichten hinter den Abläufen dieses Katastrophenmanagements einer ziemlich exakt vorausgesagten Pandemie thematisiert:

„Schon 2010 hat die Rockefeller-Stiftung ein Szenario dafür entwickelt, wie man aus Anlass einer Pandemie weltweit zu durchdigitalisierten, kontrollierten Gesellschaften kommen könnte, in denen an Daten und an Freiheit diese zu nutzen, kein Mangel herrscht.“4

Angesichts der Ähnlichkeiten und Parallelen zu der zehn Jahre später zur Realität gewordenen Pandemie eines Atemwegsvirus, ist es erstaunlich, dass das Lock-Step-Szenario noch immer in der breiten (deutschen) Öffentlichkeit nahezu unbekannt ist, jedenfalls zu keinem Zeitpunkt näher diskutiert wurde.

Auch den Vorgriff zu den Planungen für eine einheitliche Patientennummer hat „die Rockefeller-Stiftung in ihrer als Szenario getarnten Pandemie-Blaupause von 2010 vorempfunden“ und „seit mindestens 2017 aktiv vorangetrieben“, so Häring. Partner in diesem Joint Venture, sind u.a. Microsoft, die Impfallianz Gavi und Accenture, eine internationale Unternehmensberatung mit Schwerpunkt auf Cloud-Diensten. Dabei ist der Hinweis wichtig, dass das Projekt einer einheitlichen Patientennummer „damals die Anschubfinanzierung für ID2020 bereitstellte“.5

Die digitale Identität

Die Bundesregierung hat sich an Projekten, die dem Ziel einer biometrisch-digitalen ID gelten − wie dem Known-Traveller-Digital-Identity-Programm für den Flugverkehr6 − schon vor Covid-19 beteiligt und unterstützt die Ausweitung der Anwendung der Blockchain-Technologie für staatliche Überwachungszwecke offenbar genauso vorbehaltlos wie sie sie weiterhin fördert.

„Die EU verfolgt bereits seit Jahren Pläne zur Schaffung einer ‚europäischen digitalen Identität‘ für alle Bürger.“

Obwohl laut EU-Datenschutzverordnung nur Daten zu spezifiziertem Zweck im minimal nötigen Umfang erhoben und verarbeitet werden dürfen, verfolgt die EU bereits seit Jahren Pläne zur Schaffung einer „europäischen digitalen Identität“ für alle Bürger. Mit und in dieser sollen alle Daten, die jeder EU-Bürger hinterlässt, zu „Verwaltungszwecken“, wie es heißt, zusammengeführt werden. Vor diesem Hintergrund bekommen auch Ankündigungen, das digitale Impfzertifikat mit dem Personalausweis auf dem Smartphone zusammenzuführen, einen tieferen Sinn und hohe Brisanz, da damit ein an den Impfstatus des Bürgers geknüpftes, digitales Passierscheinsystem EU-weit etabliert werden kann. Und dies, obwohl die Freizügigkeit innerhalb der EU immer als eine der größten Errungenschaften des europäischen Vereinigungsprozesses herausgestellt, ja gepriesen wurde.

Überhaupt ist der Zusammenhang dieser Entwicklung mit der Planung und Vorbereitung EU-weiter, digitaler Impfzertifikate hochspannend und wird von Norbert Häring im Abschnitt „Vom Kapitalismus zum Neo-Feudalismus“ seines „Endspiel“-Buches, genau rekonstruiert:

„Zur Vorbereitung gibt es schon seit 2018 eine EU-Roadmap zur Einführung eines einheitlichen digitalen Impfausweises. Sonderbarerweise hat man von dieser Vor-Corona-Planung nie etwas zu hören bekommen, als die EU-Kommission im März 2021 die schnelle Einführung eines EU-weiten digitalen ‚Grünen Zertifikats‘ (Green Pass) für Geimpfte und negativ Getestete bis zu den Sommerferien ankündigte und dabei so tat, als sei man erst durch Corona auf die Idee gekommen, dergleichen zu entwickeln.“7

Hintergrund der Idee ist, dass

 „ein verpflichtender Impfausweis […] dafür sorgen soll, dass alle, die reisen wollen, diesen von Großkonzernen verwalteten Zusatz-Reisepass haben und sich dafür biometrisch registrieren lassen müssen. […] Letztlich läuft ID2020 darauf hinaus, dass die internationalen Konzerne und Stiftungen und das Weltwirtschaftsforum zu einer Art globaler Passbehörde werden. Sie können, wenn ihre Pläne aufgehen, den Menschen unabhängig von nationalen Regierungen Identitäten geben, mit denen sie reisen und sich […] ausweisen können.“8

Auf dieser Folie wird deutlich, was zum einen sowohl die europäische als auch die globale Agenda unter „Stärkung von Public-Private-Partnership-Strukturen“ versteht. Zum anderen zeichnet sich die Bedeutung der Corona-Pandemie als Katalysator und experimentelle Versuchsanordnung in deren Diensten klarer ab.

Goodbye, Normalität!

„Wer wünscht es sich nicht: Das Narrativ soll bitte zerfallen und zwar lieber früher als später. Doch wer sagt, dass danach der Status quo ante zurückkehrt? Die ‚alte Normalität‘? Corona war bisher machtpolitisch der Traum aller zentralen Planer, Technokraten und Globalisten. Warum sollte diese Orgie ausgerechnet enden, wenn sie am schönsten ist? Es kann vieles hochkommen, vieles kritisch hinterfragt und aufgearbeitet werden, ohne dass sich viel ändert. Auch Widerstand, also die Kräfte des ‚Guten‘ aus der Sicht der Kritiker können integriert werden in das Spiel des ‚Bösen‘, sie können sich in vielen Schattierungen bewegen und dem Gesamtnarrativ prächtig zuarbeiten […].“ So Milosz Matuschek.9

Schon im April 2020 tauchte fast überall gleichzeitig ein Begriff auf: Die „neue Normalität“. Diese Bezeichnung für ein radikal verändertes Leben mit und nach Corona fand in kürzester Zeit weiteste internationale Verbreitung. Für den amerikanischen Autor C. J. Hopkins ist die sogenannte „Neue Normalität“ ein absichtsvoll suggestiv gewählter Begriff, der zur Annahme und Akzeptanz eines drastischen und irreversiblen, in seinen Auswirkungen gewaltigen Wandels in den basalen Strukturen von Gesellschaft und für das menschliche Miteinander durch ein Virus in der Bevölkerung führen soll. Hopkins geht soweit, dass er die Corona-Pandemie als „trojanisches Pferd“ für das „New Normal“ bezeichnet.

„‚Corona‘ geht als erster transnationaler, zuvor geprobter Anwendungsfall von Global Governance in die Geschichte ein.“

Unmissverständlich legt Klaus Schwab in seinem im Mai 2020 erschienenen Buch „Covid-19: Der große Umbruch“10 dar, dass es kein Zurück zu der Normalität geben wird, wie wir sie bis in die Januartage 2020 gekannt haben:

„Viele von uns fragen sich, wann sich die Dinge wieder normalisieren werden. Die kurze Antwort lautet: niemals. Nichts wird jemals wieder so sein wie zuvor. Die Normalität in dem Sinne, wie wir sie kannten, ist zu Bruch gegangen und die Coronavirus-Pandemie stellt einen grundlegenden Wendepunkt auf unserem globalen Kurs dar. Einige Analysten sprechen von einem Scheideweg, andere von einer tiefen Krise ‚biblischen‘ Ausmaßes, das Ergebnis ist jedoch gleich: Die Welt, wie wir sie in den ersten Monaten des Jahres 2020 kannten, gibt es nicht mehr, sie hat sich im Kontext der Pandemie aufgelöst.“11

Schwab bringt auch seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Staats- und Regierungschefs „den Schock, den die Pandemie verursacht hat, ‚gut nutzen‘, indem sie sich die Chance, die die Krise bietet, nicht entgehen lassen.“

„Corona“ geht als erster transnationaler, zuvor geprobter Anwendungsfall von Global Governance in die Geschichte ein. Ein Anwendungsfall, um im Sinne eines Lernens nach „Best practice“-Modell zu sehen, wie das Regieren im Modus des global ausgerufenen Ausnahmezustandes erfolgreich so gehandhabt werden kann, dass es die gewünschten Ergebnisse erzielt.

Omikron und Impfstoffe

Wenn sich im Mai dieses Jahres erneut der Club der 1000 einflussreichsten Konzerne in Davos mit einer Entourage aus Politikern, Medienvertretern und Lobbyisten trifft: Welche Schlüsse werden dort aus der Covid-19-Krise, der tiefsten Zäsur seit dem Zweiten Weltkrieg, gezogen?

Das Treffen wird vor dem Hintergrund der Entspannung der Pandemielage durch die zwar hochinfektiöse, aber deutlich weniger gefährliche Omikron-Variante und den inzwischen hervorgetretenen Belegen mangelnder Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe – in Verbindung mit zahlreichen Nebenwirkungen – stattfinden. Steht durch Omikron das Ende der Pandemie schon bald bevor, gibt es für die Regierenden aber noch keine Entwarnung – im Gegenteil. Da sich nach und nach alle (mit wenigen Ausnahmen) gleichförmig-konzertiert ergriffenen staatlichen Maßnahmen zumindest als fragwürdig erwiesen haben, kippt die Stimmung gegenüber dem Corona-Narrativ. Die Infragestellung der Angemessenheit und Wirksamkeit der Maßnahmen betrifft insbesondere die Einschränkungen der Grund- und Freiheitsrechte. Proteste in fast allen Ländern, die Pandemiemaßnahmen ergriffen und Grundrechte außer Kraft gesetzt haben, sind seit geraumer Zeit die Folge. Hinzu kommen die dramatisch negativen sozialen Folgen. Sie führen zu wachsender Unzufriedenheit und Unruhe in der Bevölkerung. Nimmt der Widerstand weiter zu, vergrößert er die Legitimationsprobleme der Regierungen.

Eine spannende Frage wird auch sein, ob die unterschiedlichen Konsequenzen aus Omikron tatsächlich einen Riss durchs Gleichschritt-Szenario an der „Pandemiebekämpfungsfront“ bedeuten. Sollte dies der Fall sein, wird es mit Sicherheit die Chancen erhöhen, die transhumanistische Agenda zu Fall bringen zu können. Dazu kommt der Druck, dass Politiker wiedergewählt werden, und daher unpopuläre Maßnahmen beenden wollen, bevor diese ihre politische Karriere beenden.

Global Governance und Korporatismus

Beim virtuellen WEF-Gipfel im Januar 2022 wurde die Agenda der „großen Transformation“ jedoch einhellig bekräftigt. Trotz des wachsenden Widerstandes kann zudem als gewiss gelten, dass die Global-Governance-Community auch in einem halben Jahr noch genug Einfluss, Macht, Kapital und Optionen haben wird und sich daher nicht geschlagen geben muss.

Dennoch: Das Global-Governance-System ist in Zugzwang. Die Krisenanfälligkeit des kapitalistischen Systems hat extrem zugenommen, sehr viele Indizien sprechen dafür, dass der Kapitalismus in seine finale Phase eingetreten ist, was auch erklären würde, dass er Zuflucht und Rettung im Korporatismus sucht, in der Verschmelzung von Kapital- und Staatsinteressen.

„Der sich wechselseitig befeuernde circulus vitiosus aus Überakkumulation, Nullzinspolitik, Überschuldung und Blasenbildung kann mit systemimmanenten Mitteln nicht durchbrochen werden.“

Nicht zu Unrecht wird auf Parallelen zum Faschismus und seiner Entstehungsgeschichte im Zusammenhang mit dem aktuellen Versuch hingewiesen, ein korporatistisches Empowerment auf globaler Bühne erreichen zu können. Da die Oligarchen von Davos dem bisherigen, liberaleren korporatistischen Modell (das als Verbändestaat und Sozialpartnerschaft lange ausgleichende und systemstabilisierende Wirkungen, besonders in Deutschland und Österreich, zeitigte) nicht mehr zutrauen, die aus den verschärften Systemwidersprüchen resultierenden Probleme bewältigen zu können, steuern sie in Richtung eines autoritären Korporatismus um. Denn der sich wechselseitig befeuernde circulus vitiosus aus Überakkumulation, Nullzinspolitik, Überschuldung und Blasenbildung kann mit systemimmanenten Mitteln nicht durchbrochen werden. Ein Systemwechsel stellt aber die Machtfrage. Damit stünden die Privilegien der herrschenden Klasse zur Disposition. Das aber wäre die rote Linie, über die das System nicht hinauszugehen bereit ist, die es aber dafür in der Corona-Politik – laut Kanzler Scholz – bezeichnenderweise nicht mehr gibt.12

Oder in den Worten Norbert Härings:

„Die soziale Mega-Maschine des Kapitalismus ist in schlechtem Zustand. Der Zusammenbruch ist absehbar, wenn nichts Radikales geschieht. Die Aufgabe, die sich die globale Machtelite mit Schwerpunkt im Silicon Valley gestellt hat, besteht im allmählichen Übergang von der Mega-Maschine Kapitalismus zu einer ‚Schönen neuen Welt‘, in der ihre Macht und Privilegien bewahrt und festgeschrieben sind.“13

Maschinen und Menschlichkeit

Inwieweit biopolitische Verhaltens- und psychopolitische Einstellungsänderungen durch die Pandemiepolitik nachhaltig dafür genutzt werden können, eine Neue Normalität à la WEF zu schaffen, wird sich zeigen. Es wird z.B. auch davon abhängen, ob es den Eliten gelingt, ihre Kampagne der bargeldlosen Zukunft zum Erfolg zu führen. Auch der Kampf gegen das Bargeld hat transhumanistische Motive. Hier geht es wie bei der menschlichen Intelligenz, beim Lernen und der Ökonomie, um die Ablösung vom Physischen. Die propagierte Besitzlosigkeit (natürlich nur des Fußvolkes), die uns laut Weltwirtschaftsforum zu glücklichen Menschen machen wird, steht in demselben Zusammenhang. Die in der Pandemie propagierten Verhaltenskonzepte der Kontaktlosigkeit und des Social Distancing avancieren zu Leitnormen des „New Normal“, in das wir – durch Schock- und Überwältigungsstrategien – einwilligen sollen.

In Wirklichkeit verweisen diese Konzepte auf die Leibes-, Seelen- und Lebensfeindlichkeit dieser irrationalen Maschinenideologie. Tatsächlich ließe sich so etwas wie ein neuer Gesellschaftsvertrag niemals auf solche Pseudo-Normen gründen. Würden sie zur Norm gemacht, pulverisierten sie sich sehr schnell selbst, da sie inhuman und asozial sind. Ein Kleinkind, das „sozial distanziert“ und „kontaktlos“ aufwüchse, wäre nicht lebensfähig. Es würde sterben.

„Maschinen, noch die intelligentesten, werden keine Gefühle, keine Intuition, keine Achtsamkeit, keinen Perspektivwechsel, keine Empathie und kein Bewusstsein entwickeln können.“

Maschinen, noch die intelligentesten, werden keine Gefühle, keine Intuition, keine Achtsamkeit, keinen Perspektivwechsel, keine Empathie und kein Bewusstsein „unserer Verwundbarkeit, unserer Sterblichkeit, unseres Empfindungsvermögens, unserer Selbstwahrnehmung und unserer Leibhaftigkeit“ entwickeln können, wie es Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen in einem „Manifest wider dem Transhumanismus“ 2017 formuliert haben, das aus großer Sorge vor seinem wissenschaftlichen und kulturellen Erstarken entstanden ist.14

„Eine Verbesserung der Bedingungen auf der Welt ist im Wesentlichen nicht von wissenschaftlicher Kenntnis, sondern vielmehr von der Erfüllung humaner Traditionen und Ideale abhängig“, meinte Albert Einstein. Transhumanisten werden deshalb auch nie in der Lage sein, menschliche und soziale Probleme zu lösen. Stattdessen droht der Irrweg eines Denkens, das die Menschheit in ein totalitäres technisches „Gehäuse der Hörigkeit“ (Max Weber) einsperrt, welches zwar unsichtbar ist, aus dem es aber kein Entrinnen mehr gibt.

Verantwortungsvolle Politik muss sich diesem Irrweg verweigern. Und wo die Politik dies nicht (mehr) leistet oder leisten kann, ist Bürgersinn und ziviler Ungehorsam gefragt und gefordert, der diesem totalitären Ansinnen entgegentritt. Ganz so, wie es Shoshana Zuboff zum Ausdruck gebracht hat. Die als brillante Analytikerin des Dataismus bekannte Harvard-Ökonomin hat auf einer Konferenz im Herbst 2021 zu einer „demokratischen Gegenrevolution“ aufgerufen, um der „globalen Pest des Überwachungskapitalismus ein Ende zu bereiten“: „Facebook, Google, Amazon & Co. haben eine ‚Maschinerie sozialen Schadens‘ gebaut und sind damit auf Kurs, die gesellschaftlichen Fundamente der Demokratie zu zerstören.“15

Und angesichts der unsere Freiheit zerstörenden Geschäftsmodelle-und Praktiken der Daten-Monopolisten fordert sie 2019 in einem Interview: „Freundet Euch nicht mit Alexa an. Fügt dem Strand kein weiteres Sandkorn hinzu. Seid Sand im Getriebe, erzeugt Reibung!“16

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