01.04.2022

Transhumanismus und die große Transformation (1/2)

Von Bernd Schoepe

Titelbild

Foto: Mato Rachela (CC BY-SA 2.0 / bearbeitet)

In der Pandemiepolitik dienen transhumanistische Visionen als Ideengeber. Nach Vorstellungen des Silicon Valley und des Weltwirtschaftsforums entsteht der Mensch als gläserner Datensatz.

„Der Glaube an eine größere und bessere Zukunft ist einer der mächtigsten Feinde gegenwärtiger Freiheit.“
Aldous Huxley

Obwohl transhumanistische Erfindungen, Innovationen und Konzepte in den Zeiten von Corona einen geradezu historischen, unvergleichbaren Boom erleben und auf der Ebene globaler Politiksteuerung und transnational konzertierter Maßnahmen der Pandemiebekämpfung stark an Bedeutung gewinnen, spielt der Transhumanismus hierzulande im öffentlichen Bewusstsein noch immer keine große Rolle. Das ist insofern etwas verwunderlich, als dass gerade auch in Deutschland die Innovationskraft und der Unternehmergeist des Silicon Valley viel Lob, Sympathie und Bewunderung einheimsen. Die Begeisterung für seine Produkte, angefangen bei den Gadgets in der Unterhaltungselektronik über smarte Kühlschränke, die für uns die Milch nachbestellen oder vielversprechendste künstliche Organe und Gliedmaßen für unseren Körper bis hin zu Minidrohnen und dem selbstfahrenden Auto scheint ungebrochen. Die Technikbegeisterung führt jedoch oft dazu, dass Fragen ausgeklammert bleiben, was denn diese mächtigen Konzerne eigentlich mit ihren Technologien  bezwecken (außer Geld zu verdienen) und vor welchen unternehmensphilosophischen Hintergründen diese noch nie dagewesene Dynamik entfesselt wird.1

Auch die schier unerschöpflichen finanziellen Ressourcen der Tech-Giganten – die besonders bemerkenswert sind, wenn man berücksichtigt, dass der weitaus größte Teil des Gesamtkapitals bei diesen Konzernen aus immateriellen Vermögenswerten besteht – werden kaum auf die Unternehmensphilosophie und die langfristigen Strategien bezogen. Hinzu kommt die monopolistische Stellung, über die diese Unternehmen verfügen. Sie bietet ihnen einen großen Schutz vor Regulierung und gibt ihnen eine Machtfülle, zumal wenn man bedenkt, dass sie diese Stellung nur dadurch gewinnen konnten, weil sie unsere persönlichen Daten in Besitz genommen haben.

Dabei sind weder die Geschäftsideen noch Geschäftsmodelle des Silicon Valleys ohne den Transhumanismus zu verstehen. Der Transhumanismus ist nicht nur eine ernstzunehmende philosophische Denkrichtung und -schule. Durch die Macht seiner Anhänger, Investoren, Mäzene und Multiplikatoren bestimmt er auch wissenschaftliche Forschung und das rasante technische Entwicklungstempo in einem Maße, wie es sich Außenstehende kaum vorstellen können.

Datafizierung und Dataismus

Auf der Ebene der Global-Governance-Politik2 und beschleunigt durch die Corona-Pandemie, spielt der Transhumanismus bei den Projekten und Plänen der heutigen Machteliten eine immer wichtigere Rolle. Ein neues Menschenbild soll mithelfen, eine widerstandsfähigere Form der Globalisierung  zu schaffen, in der die individuellen Freiheiten aus vorgeblich „höherer Notwendigkeit“ heraus eingeschränkt (oder ganz aufgehoben) werden können. Gesellschaften werden radikal umgestaltet, damit die destruktiven Fliehkräfte einer an ihre Grenzen gekommenen kapitalistischen Wirtschaftsweise in einer letzten Kraftanstrengung domestiziert, gebunden und wieder beherrschbar gemacht werden.

Der Transhumanismus, der ohnehin davon ausgeht, dass die menschliche Natur mit ihren Schwächen überwunden werden könne und müsse, bietet nicht nur die Mittel zu diesem Weltrettungsprogramm in letzter Minute und fantastisch klingende Lösungen an, um uns aus dieser Situation, in die uns Politik und Wirtschaft geführt haben, zu befreien. Er liefert darüber hinaus die ideologische Rechtfertigung gleich mit.

„Transhumanismus ist Dataismus. Der Dataismus will den Menschen, sein Verhalten und sein Denken für die Zukunft berechenbar machen.“

Das transhumanistische Denken kreist um die Vorstellung, man könnte durch die Fortschritte auf dem Gebiet der Programmierung und der Rechenleistungen, durch exponentielle Steigerung der Verarbeitungs-und Speicherkapazitäten der Computer eine Superintelligenz schaffen, die menschlichem Denken, Planen, Abwägen, Urteilen und Entscheiden so weit überlegen ist, dass in all diesen Bereichen Algorithmen die Macht übernehmen sollten.

Wissenschaftliche Forschung zielt im Transhumanismus darauf ab, mit Hilfe von Computer-, Nano- und Biotechnologie zu einer Verbesserung aller Lebensbereiche zu gelangen – zum Preis einer durchgehenden Datafizierung mit dem Ergebnis totaler Kontrollierbarkeit. Natur stellt für den Transhumanismus etwas Defizitäres dar, das überwunden werden muss. Krankheiten und sogar den Tod gilt es zu besiegen. Selbst die Besiedlung anderer Planeten wird geplant, nichts erscheint dem Transhumanismus unmöglich. Denn das mathematische Modell des exponentiellen Wachstums wird seinem Optimierungsglauben von allem und jedem, von Materiellem und Immateriellen, Physis und Geist, zugrunde gelegt. Wagemutiger, abenteuerkapitalistischer Unternehmergeist und demiurgische (weltenschaffende und weltenzerstörende) Hybris treffen in ihm zusammen und amalgamieren sich zu einem ebenso machtvollen wie folgenreichen, aber gesellschaftlich und zivilisatorisch hochexplosiven Gemisch.

Transhumanismus ist Dataismus. Der Dataismus will den Menschen, sein Verhalten und sein Denken für die Zukunft berechenbar machen und ist überzeugt davon, dies mittels Verdatung, Kybernetik und computergesteuerter Konditionierung vollbringen zu können. Das bedeutet, dass die Qualität der Optimierungsprozesse als abhängig von der Menge der Daten, die automatisch verarbeitet, analysiert und ausgewertet werden können, definiert wird. Deshalb ist es ein dem Transhumanismus inhärentes Gesetz, Daten zusammenzuführen (zu vernetzen) und zu zentralisieren, um Prozesse und Menschen messbar, kontrollier- und manipulierbar zu machen.

Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird es bald keine Möglichkeit mehr geben, sich dem Dataismus entziehen zu können. Die Politik – vor allem die, die auf transnationaler Bühne auftritt und in Gestalt von Global Governance durch den pandemischen Ernstfall, die Covid-19-Krise, an Macht und Einfluss gewonnen hat – strebt einen gesellschaftlichen Zustand an, in dem das Digitale quasi alle Aspekte unseres Lebens durchdringen soll. Der Mensch wird zum Anwender oder Bediener, bestenfalls zum Unterstützer dieser Technik degradiert. Allerdings mit der entscheidenden Ausnahme derer, die im Besitz der Daten sind und über den Programmierungsschlüssel für das Design der Algorithmen verfügen. Da der Besitz von Daten eine Macht bedeutet, die weit über Geld- und Weisungsmacht hinausgeht, kommt es in der transhumanistisch geprägten Welt zu einer extremen Elitenbildung. „So eine ungleiche Verteilung von Wissen hat es in der Menschheit noch nicht gegeben“, meint Harvard-Wirtschaftsprofessorin Shoshana Zuboff.3

„Inzwischen findet vermehrt ein ‚Import‘ des undemokratischen Geistes des Transhumanismus auf der Ebene der Global Governance und ihren Entscheidungsstrukturen statt.“

Eric Schmidt, damals CEO von Google, hat schon vor über zehn Jahren mit dem für Transhumanisten typischen Macht-und Sendungsbewusstsein gesagt: „Wir wissen, wo du bist. Wir wissen, wo du warst. Wir wissen mehr oder weniger, worüber du nachdenkst.“4 Die (angeblich) der menschlichen Intelligenz haushoch überlegene künstliche Intelligenz beraubt, wo immer sie zur Effizienzsteigerung eingesetzt wird, die Menschen ihrer Möglichkeiten, autonom zu handeln.

Silicon Valley und Singularität

Der beim Axel-Springer-Konzern in Führungsfunktionen tätige Christoph Keese war 2013 ein halbes Jahr lang im Silicon Valley. Über die Erkundungen seiner Entdeckungstour durch das „mächtigste Tal der Welt“ und das, was aus ihm „auf uns zukommt“, schrieb er einen äußerst interessanten, teilweise ethnologisch anmutenden Reise- und Erfahrungsbericht.5

Sein Aufenthalt machte Keese klar, dass das

„Silicon Valley etwas, man könnte fast sagen, Undemokratisches [hat]. Eine demokratische Gesellschaft besteht ja per Definition eigentlich aus dem Mittelmaß. Und das ist einer der Punkte, die wir uns als Gesellschaft […] vor Augen führen müssen. Wenn wir die Kultur, die Technik, die von dort kommt, in so besonderer Weise lieben, mit so viel Geld […] unterstützen, weil wir uns als Kunden betätigen, dann müssen wir uns auch immer klar machen, dass die Gesellschaftsform, die diese Produkte hervorgebracht hat, nicht wünschenswert ist und wir müssen aufpassen, dass wir diese Gesellschaftsform nicht […] 1:1 bei uns in blinder Begeisterung importieren.“6

Inzwischen findet vermehrt ein „Import“ dieses undemokratischen Geistes des Transhumanismus auf der Ebene der Global Governance und ihren Entscheidungsstrukturen statt. Dies führt dazu, dass dieses Undemokratische mehr und mehr zur Signatur der „neuen Zeit“, ihrer Hyperökonomie und Kultur wird, während wir von unserer Liebe und Bewunderung für diese Technik immer noch geblendet sind.

Ein eigenes Kapitel widmet Keese dem zentralen Schlüsselbegriff für das Verständnis des Transhumanismus, der Singularität. Er verortet ihn – und damit den gesamten Transhumanismus – an der Schnittstelle von Mensch und Maschine, genauer von Gehirn und Computer, durch den eine Verschmelzung von Natur und Technik möglich wird.

Keese führt näher dazu aus:

„Im Silicon Valley spielt das Konzept der Singularität, das in Deutschland noch kaum bekannt ist, eine überragende Rolle. Grundgedanke ist, dass sich der menschliche Geist in Zukunft von seiner neuronalen Grundlage ablösen und in ein digitales Gehirn uploaden lassen wird. Wir würden damit den Tod unseres Körpers überwinden und in der Cloud ein unkörperliches Leben weiterführen. Ich kann nicht ausschließen, dass das tatsächlich einmal möglich sein wird. Aber ich kritisiere, dass die in technische Machbarkeit verliebte Silicon-Valley-Kultur in ihrer Mehrheit versäumt, die Frage zu stellen, was ein solcher Upload für die Gesellschaft und die Demokratie bedeuten würde. In jedem Netzwerk gibt es den Admin, den Webmaster, denjenigen, der die Passwörter kennt und der über die ins Netz hochgeladenen menschlichen Wesen eine unheimliche Macht ausüben würde.“7

Wesentliche Pfeiler des transhumanistischen Programms sind:

  • Der Ausbau und die Optimierung digitaler Speichertechniken und Speicherkapazitäten sowie die Herstellung von Gehirn-Computer-Schnittstellen zum „Uploaden“ menschlichen Bewusstseins in Clouds.
  • Die Verbindung von Nanotechnik, Biotechnologie und Gentherapien zur Erweiterung der Möglichkeiten der regenerativen Medizin.
  • Die „Cyborgisierung“ des Menschen durch Implantationen künstlicher Prothesen zur Verbesserung der menschlichen Leistungsfähigkeit (Human Enhancement) oder zur Lebensverlängerung
  • Die Entwicklung künstlicher Intelligenz mit dem Ziel der Schaffung einer „Superintelligenz“ (technologische Singularität)

Die Visionen des Weltwirtschaftsforums

Eine nicht unbedeutende Rolle – schon für die Entstehungsgeschichte in den 1950er Jahren – spielt auch die Eugenik. Der Eugeniker Julian Huxley (Bruder des „Brave-New-World“-Autors Aldous Huxley) gilt als einer der geistigen Väter des evolutionären Humanismus, aus dem der Transhumanismus sich dann entwickelte. Positive Auslese, Ausmerzung von Erbkrankheiten und Bevölkerungskontrolle sollen durch Genmanipulationen befördert und optimiert werden. Mit der Eugenik durch Genmanipulationen und weiteren innovativen medizinisch-pharmazeutischen Verfahren stellt sich auch eine Verbindung zu den Impfprogrammen her, die vom Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) und anderen Global-Governance-Playern wie der Bill-und Melinda-Gates-Stiftung und der Rockefeller-Foundation mit großem finanziellen Einsatz verfolgt werden.

Klaus Schwab wiederum, Gründer und geschäftsführender Vorsitzender des World Economic Forums, bezeichnete in seinem Buch über „Die Vierte industrielle Revolution“ von 2016 die Verschmelzung von „physischer, digitaler und biologischer Identität“8 als ein Hauptmerkmal des vorgesehenen Transformationsprozesses. Diese und viele andere Statements des technikbegeisterten Ingenieurs und Ökonomen zeigen, dass es sich bei der „großen Transformation“, die vom WEF und seinen Partnern zum Ziel der Global-Governance-Politik erklärt wurde, keineswegs ausschließlich um ein wirtschafts- und klimapolitisches Programm handelt, in dem einschneidende Maßnahmen gefordert werden, um die Welt „nachhaltiger, gerechter und sozial inklusiver“ zu gestalten.

„Klaus Schwab hat wiederholt die Auffassung vertreten, dass dem Menschen Mikrochips implantiert werden, die es künftig ermöglichen, seine Gedanken zu lesen.“

So hat Schwab wiederholt die Auffassung vertreten, dass dem Menschen Mikrochips implantiert werden, die es künftig ermöglichen, seine Gedanken zu lesen. „Selbst das Überschreiten einer nationalen Grenze könnte […] einen detaillierten Gehirn-Scan erfordern, um das Sicherheitsrisiko einer Person zu bewerten“9, hieß es schon in Schwabs besagtem Buch über die vierte industrielle Revolution. Als weitere Ziele des technischen Fortschritts werden in der Agenda des WEF Smart Citys genannt, in denen durch Sensoren ein ständiger Datenfluss stattfindet, mit dem alle Lebensvollzüge überwacht werden. Wohnungen verwandeln sich demnach bis 2030 in „Wohncomputer“, die mit allen anderen Datenträgern (dem Internet der Dinge, IoT, den Sensoren der wearable blockchain-based technologies – z.B. sogenannter „intelligenter Kleidung“) vernetzt werden. Schon macht der Begriff des Internet of Bodies (IoB) die Runde. Überdies wird durch Methoden digitaler Kriminalitäts-und Gefahrenabwehr wie Gesichtserkennung und digitalem Auge10 dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Smart-City-Bewohner entsprochen, d.h. die digitale Totalkontrolle komplettiert.11

Dabei bleibt es nicht bei Bekundungen und Absichtserklärungen im Stil von: „Man müsste und man sollte…“, die man noch leicht als Statements von vielleicht etwas größenwahnsinnig gewordenen Milliardären abtun könnte. Denn weltweit gibt es bereits 14 auf Initiative und mit  Geldern des WEF betriebene Forschungszentren, die daran arbeiten, die Agenda-Ziele forciert umsetzen, denn man will unbedingt im Zeitplan bleiben. Zwei weitere sollen in Kürze in Moskau und München eröffnet werden.12

Deutschland: Musterschüler der „großen Transformation“?

Ein Ergebnis von zwei Jahren internationaler Pandemiepolitik kann in Bezug auf unser eigenes Land schon resümiert werden: Deutschland spielt von Beginn an aufgrund seiner beharrlich strengen Maßnahmenpolitik und der Rolle, die es als angsterzeugende und die Bedrohung hochspielende Dauer-Sirene übernommen hat, im Rahmen des globalen Krisenmanagements und für die politische Kommunikation des Corona-Narrativs einen herausgehobenen Part. Damit hat es die hinter dem Krisenmanagement stehende Agenda der „großen Transformation“ und ihre erkennbar weitreichenden Absichten in besonderer Weise unterstützt.

„Alle Menschen sollen nach transhumanistischer Vorstellung in wandelnde, gläserne und auslesbare Datensätze mutieren.“

Digital erstellte Impfausweise sind der erste, entscheidende Schritt, um die sog. ID2020, eine digitale Identität für die gesamte Weltbevölkerung, wahr werden zu lassen. In dieser transnationalen Identität sollen auf biometrischer Basis „alle Informationen über den Einzelnen zusammenfließen: Ausbildungs- und Impfnachweise, Finanzstatus; Accounts bei Facebook, vom Smartphone produzierte Daten.“13

Alle Menschen sollen nach transhumanistischer Vorstellung in wandelnde, gläserne und auslesbare Datensätze mutieren, um von Big-Data-Konzernen in Mesalliance mit staatlichen Gewalten und ihren Geheimdiensten vollständig durchleuchtet, effizient kontrolliert und ökonomisch maximal ausgebeutet zu werden.

Im August 2017 berief der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ein internationales Beratergremium ein, das Konzepte „für die Beherrschung internationaler Gesundheitskrisen“ erarbeitete. Dem Beratergremium gehörten neben Christian Drosten auch Vertreter der WHO, des Global Health-Centre, der Bill-und-Melinda-Gates Stiftung, des Wellcome Trusts und der Leopoldina an. Nach einjähriger Begutachtung empfahl dieses Beratergremium ausdrücklich, dass Deutschland weltweit in der Zukunft eine Schlüsselrolle auf dem Gebiet der Public-Health-Entwicklung und Förderung spielen solle.14

„Scholz macht sich das Programm des ‚epochalen Wandels‘ distanz- und bedingungslos zu eigen.“

In seiner Rede vor dem Weltwirtschaftsforum im Januar 2022 versicherte Bundeskanzler Scholz, dass Deutschland eine „entscheidende Rolle in diesem globalen Wandel“ spielen wolle, „zusammen mit den Partnern, vor allem aus dem Privatsektor“. Neben der Klimapolitik soll dabei besonders der Aufbau einer „globalen Gesundheitsinfrastruktur“ einen Schwerpunkt bilden. Dies bezeichnete Scholz als „den Weg aus der Pandemie“. Der Begriff der Infrastruktur, den er in seiner Rede gebraucht, kann leicht missverstanden werden, da er nahelegt, dass es dabei um die Schaffung einer flächendeckenden, niedrigschwelligen (kostenlosen) medizinischen Grundversorgung in den Ländern des Südens geht (z.B. durch Aufbau und Bereitstellung einer ausreichenden Anzahl von Gesundheitsstationen und Hospitälern).

Dies ist aber nicht das Anliegen des WEF, obgleich es für diese Länder dringlich notwendig wäre. Stattdessen spricht Scholz ausdrücklich nur von einer „Immunisierungs- und Impfkampagne“ und kündigt die Ausweitung der Impfprogramme insbesondere auf diese Länder an. „Durch unsere Unterstützung [...] wollen wir bis Mitte des Jahres 70 Prozent der Weltbevölkerung [...] mit der Impfkampagne [...] erreichen.“15 Nach seiner Zusage, dass Deutschland besondere Verantwortung „als Vorreiter der Transformation“ übernehmen möchte, kommt Scholz auf den Beitrag Deutschlands zu sprechen, das [...] „bereits heute zweitgrößter Geber [...] zur Finanzierung der globalen Impfkampagne“ sei.

Scholz stellt sich mit dieser Rede nicht nur als Befürworter hinter die „große Transformation“. Er macht sich dieses Programm des – wörtlich – „epochalen Wandels“ in seiner Eigenschaft als Regierungschef einer der wichtigsten Industrienationen der Welt und des mächtigsten Landes in der EU distanz- und bedingungslos zu eigen.

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