15.03.2023

Schöne Jobs für alle geschlechtlichen Eventualitäten

Von Thilo Spahl

Titelbild

Foto: helpsg via Pixabay / CC0

Bei der Formulierung von Stellenangeboten liegt die Tücke im Detail.

Die Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen sucht eine „Professur Public Relations/Kommunikationsmanagement“. Da es die Professur heißt, sind wahrscheinlich nur Menschen gefragt, die sich als Frau identifizieren.

Procter & Gamble sucht nur Leute, die einen englischen Jobtitel zu schätzen wissen. Ausgeschrieben ist ein „Senior Scientific Communications Manager (m/w/d)“. Da der englische Begriff keine geschlechtliche Markierung hat, ist unklar, was das (m/w/d) uns an zusätzlicher Information bringt. Und müsste es nicht (m/f/d) heißen?

Delivery Hero bietet die All-Inclusive English-Lösung: „(Senior) Specialist, Corporate & Financial Communications (all genders)“. Nicht nur an all die Geschlechter ist hier gedacht, auch die Rentnergerechtigkeit ist gewährleistet. Außerdem ist die Vielfalt der deutschen Sprachen gefragt. You are expected to be „fluent in English and German languages“. Gute Chancen darf sich da wahrscheinlich ein Bavarian ausrechnen, das sich als sächsisches Rheinländer identifiziert.

Die Apolitical Foundation in Berlin riskiert eine Antidiskriminierungsklage. Sie sucht schlicht und einfach einen „Communications Coordinator“. Ohne Zusatz.

Beim Tagesspiegel gilt „Diversity first". Bewerben kann ens sich als „Redakteur:in (d/m/w) im Team der Berlin Kultur".

Die FreeTech – Axel Springer Academy of Journalism and Technology sucht „Journalistenschülerin & Journalistenschüler“. Schön und gerecht. Aber wie viele? Eine Frau und einen Mann? Oder eine Frau und mehrere Männer? Man weiß es nicht. Im Text werden gute Karrieremöglichkeiten angedeutet. „Viele Absolventen sind heute Chefredakteurinnen“, erfahren wir. Aber was, wenn man nicht bereit ist, das Geschlecht zu wechseln? Wie sieht es dann aus mit den Aufstiegschancen?

Navos – Public Dialogue Consultants haben die knifflige Aufgabe, zu entscheiden, in welche sexuelle Richtung die Endung „ee“ womöglich neigen könnte, und entscheiden sich, durch einen extravaganten Zusatz von diesem Problem abzulenken. Gesucht wird ein „Trainee (m*w*d) Lokaler Dialog & Infrastrukturkommunikation.“ Wahrscheinlich gehört zum Job auch die Bereitschaft zum kreativen Umgang mit Asterisken.

„Die FreeTech – Axel Springer Academy of Journalism and Technology sucht ‚Journalistenschülerin & Journalistenschüler'. Schön und gerecht. Aber wie viele? Eine Frau und einen Mann? Oder eine Frau und mehrere Männer? Man weiß es nicht."

Die Bertelsmann Stiftung sucht ein „Online-Volontär:in (w/m/d)“. Doppelt gemoppelt hält besser. Der Antidiskriminierung ist nur ja nicht keine Chance zu geben!

Im Universitätsklinikums Freiburg kann bald jemand als „PR-Volontär*in (PR-Trainee) (m/w/d)“ anfangen. Hier scheint derdiedas Trainee keinerlei zusätzlicher Geschlechtsneutralisierung zu bedürfen.

Bei der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik scheidet man Redaktionskräfte klassisch in männlich und weiblich und stellt zusätzlich sicher, dem dritten Geschlecht nicht übel zu meinen: „Redakteurin/Redakteur Interne Kommunikation (m/w/d)“. Solide.

Die SKM Consultants GmbH gönnt großzügig auch dem Praktikum ausreichend geschlechtliche Beinfreiheit: „Praktikum in der Kommunikationsberatung, Schwerpunkt Public Affairs (m/w/d)“.

Die Berenberg Privatbankiers suchen ein „(Senior) Pressereferent* Asset Management“. Man hofft, dass es sich um den kühnen Versuch handelt, mit einem Sternchen allen Anforderungen gerecht zu werden, stellt dann aber fest, dass dieses tatsächlich nach guter alter Privatbankiersmanier auf eine Anmerkung am Seitenende verweist, wo uns mitgeteilt wird: „*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung mehrgeschlechtlicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für jegliches Geschlecht.“

Die Convent Kongresse GmbH sucht „Redakteurin / Redakteur ZEIT Sinn und Christ & Welt (m/w/d)“. Männlich, weiblich, diversifiziert – Zeit und Sinn und Christ und Welt. Wer blickt hier noch durch? Als besonderer Anreiz wird ein paradoxer Arbeitsort geboten: „Sie arbeiten in der Hauptstadt im neuen Gebäude „Grasblau" an der Grenze zwischen Kreuzberg und Mitte, in der seit Ende 2022 alle Berliner Redaktionen der ZEIT-Gruppe versammelt sind.“ Besonders gut passt man wohl hier her, wenn man grün hinter den Ohren ist, sich aber als Ultramarin identifiziert.

„Die Bertelsmann Stiftung sucht ein ‚Online-Volontär:in (w/m/d)'. Doppelt gemoppelt hält besser. Der Antidiskriminierung ist nur ja nicht keine Chance zu geben!"

Etwas leichter haben es die Suchenden. Sie brauchen die Eingeschlechtlichkeit nicht zu scheuen, sehen sich aber gedrängt, Eindeutigkeit sicherzustellen. Ein Herr mit Vornamen „Walter“ bietet seine Dienste als „Issues-Manager (m) für Unternehmenskommunikation bzw. Institutionelle Kommunikation“ an. Dass zu den Issues, die es zu managen gilt, heute immer und unbedingt die Gendrifizierung zählt wird ihm wohl bewusst sein. Aber hätte es nicht eigentlich heißen müssen: „Issues Manager (he/him)“?

Oder he/his/him? Oder he/she/it, das „s“ muss mit? Oder ach wie gut, dass niemand weiß ….

Fragen über Fragen.

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Nachtrag:

LIFE Bildung, Umwelt, Chancengleichheit e.V sucht ein "Mitarbeitende Projektverwaltung (m/w/d/x)"

MAKMA sucht ein "Correcteur freelance/Correctrice freelance"

Stiftung KlimaWirtschaft sucht "eine:n engagierte:n Referent:in Unternehmerische Klimaneutralität"

Wissenschaft im Dialog gGmbH sucht "eine*n engagierte*n Studierende*n als Projektassistenz"

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