01.11.2003

Rumänische Erfolgsgeschichte: Transgene Sojabohnen lohnen sich

Analyse von Graham Brookes

Graham Brookes über die Bedeutung von herbizidtoleranten RoundupReady-Sojabohnen für die Landwirtschaft Rumäniens.

Rumänien verfügt nach Italien, Serbien und Montenegro mit 75.000 Hektar über das drittgrößte Anbaugebiet für Sojabohnen in Europa. Die Fläche entspricht in etwa der Anbaufläche Frankreichs. Seit 1999 werden in dem südosteuropäischen Land transgene RoundupReady-Sojapflanzen (RR-Soja) angebaut. Ihr Anteil an der Gesamtheit angebauter Sojabohnen ist im Jahr 2003 auf 55 bis 60 Prozent angestiegen (eingeschlossen der Anteil an Saatgut, den die Landwirtschaft zur Wiederpflanzung zurückbehält).

Ein großes Problem für die rumänische Landwirtschaft stellt der Unkrautwuchs dar. Er ist für signifikante Ertragsverluste und eine schlechtere Qualität der Ernte verantwortlich. Die Probleme werden einerseits durch lokale klimatische Faktoren und Bodenbedingungen, andererseits durch den seit dem Jahre 1990 nur noch begrenzten Einsatz von Herbiziden verursacht. Als Folge dieser eingeschränkten Verwendung von Herbiziden – maßgeblich bedingt durch den Zusammenbruch des real-sozialistischen Wirtschaftssystems und des Übergangs zur Marktwirtschaft – ist ein merklicher Zuwachs in der Variationsbreite von Unkräutern zu verzeichnen. Zusätzlich haben sich besonders problematische Unkräuter, beispielsweise das ursprünglich in Afrika beheimatete Johnsongras (auch bekannt als Guineagras) verbreitet, die, einmal angesiedelt, durch die meisten Herbizide nur schwer zu kontrollieren sind. Die umfassende Behandlung, die eine vernünftige Unkrautkontrolle beim Sojabohnenanbau verspricht, besteht in der Anwendung verschiedener Herbizide im Verlauf von drei bis vier Sprühdurchgängen. Diese Praktiken kommen aber nur bei einer geringen Anzahl von Bauern zur Anwendung. Hauptursachen hierfür sind der Mangel an Finanzmitteln und die nur geringe Steigerung der Profitabilität, die dadurch erreicht werden kann.

Die Durchschnittsgröße der Betriebe, die Soja anbauen, liegt bei ungefähr 400 Hektar; die der Betriebe, die herbizidtolerante Sojabohnen kultivieren, bei ca. 500 Hektar – es gibt aber keinen Zusammenhang zwischen der Betriebsgröße und der angewandten Technologie. Die meisten der Betriebe, die genetisch veränderte Sojabohnen anbauen, tun dies entweder ausschließlich oder zum überwiegenden Teil. Mit anderen Worten: Konventionelle Sojabohnen sind bei der Aussaat nur zu einem kleinen Teil vertreten. Hieran zeigen sich die erschwerten Zugangsmöglichkeiten zu den notwendigen Bewässerungssystemen oder – insbesondere in diesem Jahr – zu transgenen Sojasamen.
 

 

Gentechnisch erzeugte Herbizidtoleranz

Unkräuter können erhebliche Ertragsverluste verursachen, weil sie mit Kulturpflanzen um die Nährstoffe und das Wasser im Boden sowie das Sonnenlicht konkurrieren. Chemische Unkrautvernichtungsmittel hingegen können die Umwelt und auch die Nutzpflanzen selbst in Mitleidenschaft ziehen. Das Aufbringen solcher Substanzen ist deshalb in den meisten Fällen nur bis zur Aussaat möglich. Anfang der 90er-Jahre stellten Forscher transgene Soja-, Mais- und Raps-Sorten zur Verfügung, die gegen bestimmte Breitbandherbizide resistent sind. Die in Monsanto-Labors gentechnisch hergestellten Kulturen trotzten dem Einsatz des seit Jahrzehnten im Handel befindlichen hauseigenen Pflanzenschutzmittels Roundup. Dieses Mittel beendet mit seinem biologisch abbaubaren und für den Menschen ungefährlichen Wirkstoff Glyphosat das Wachstum von Pflanzen: Ein lebenswichtiges Enzym des pflanzlichen Stoffwechsels wird gehemmt, als Folge gehen die mit ihm behandelten Gewächse ein. Den mit einem neuen Gen versehenen Nutzpflanzen der Monsanto-Produktpalette RoundupReady macht Glyphosat indes nichts mehr aus. Der Herbizidauftrag kann übers ganze Jahr verteilt auch nach der Aussaat und dem Keimen und dadurch wesentlich dosierter erfolgen, und auf eine Reihe problematischerer Spritzmittel kann ganz verzichtet werden.

 

Auswirkungen des Technologieeinsatzes

RR-Sojabohnen werden in Rumänien im Paket mit dem Herbizid Roundup verkauft. Im Jahr 1999 entsprachen die originären Kosten etwa 160 US-Dollar pro Hektar. Sie sind bis 2003 jedoch auf 130 US-Dollar pro Hektar gesunken. Der Preis, den die Bauern zahlen, variiert allerdings je nach Ort des Kaufs und der Möglichkeit, Rabatte auszuhandeln (etwa bei Großbetrieben). Seit Einführung der Technologie war das Preisniveau bei den Herbiziden weitgehend stabil, auch wenn der Preis für Roundup in den vergangenen zwei bis drei Jahren um fast ein Drittel gefallen ist (parallel zu den sinkenden Preisen generischer Glyphosat-Alternativen, die seit kurzem in Rumänien erhältlich sind).

Durch eine systematische Unkrautvernichtung konnten die Erträge um durchschnittlich 31 Prozent gesteigert werden; die Steigerung variierte in einer Bandbreite von 16 bis zu 50 Prozent. Diese signifikante Ertragsverbesserung ist vor allem durch die Vernichtung „schwer kontrollierbarer“ Unkräuter zu erklären. So kann Rumänien mittlerweile durchaus mit Ländern wie Argentinien, den USA und Kanada mithalten, wo Unkraut einen weitgehend ertragsneutralen Einfluss ausübt und ein weitaus geringeres Problem darstellt. Auch von der leichten Steigerung der Sojapreise von zwei bis drei Prozent konnten die meisten Bauern profitieren. Diese Preissteigerung ist eine Folge der verbesserten Erntequalität, die sich wiederum aus dem Rückgang der unkrautbedingten Verunreinigungen ergibt.

„Der Einsatz herbizidresistenter Sojapflanzen ist ertragsreicher, billiger, weniger arbeitsintensiv und gut für die Umwelt.“

Im Durchschnitt haben die rumänischen Bauern merkliche Kosteneinsparungen und verbesserte Bruttogewinnmargen erreicht. Diese lagen bei jeweils 184 Prozent für kleinere Landwirtschaftsbetriebe, die zertifizierte Samen verwendeten, bei 127 Prozent für größere Landwirtschaftsbetriebe, die zertifizierte Samen verwendeten und bei 185 Prozent für größere Landwirtschaftsbetriebe, die eigengezogene Samen verwendeten (siehe hierzu die Abbildung). Betriebe, die transgene Sojabohnen kultivierten, gaben an, dass die gentechnisch veränderten Pflanzen mittlerweile die profitabelsten seien, die in Rumänien gezogen würden. Neben den quantitativ wie qualitativ verbesserten Erträgen sorgen auch die geringeren Produktionskosten (Einsparungen bei Herbiziden und den Betriebskosten, die durch die Anwendung konventioneller Pflanzenschutzmittel entstehen) für eine finanzielle Entlastung der Landwirte. Dieser positive Einfluss der Technologie war wesentlich größer als in anderen Ländern, die gentechnisch optimierte Sojabohnen verwenden – und ist maßgeblich durch die Verbesserungen in der Unkrautvernichtung bedingt.
Daneben ließen sich aus der Untersuchung noch weitere Erkenntnisse ableiten:

  • Manche Bauern gaben an, von der größeren Annehmlichkeit des RR-Sojabohnenanbaus und dem flexibleren Management zu profitieren, am meisten von der gestiegenen Zeitspanne, die zum Sprühen des Herbizids verbleibt.
  • Auffällig ist, dass rumänische Bauern bis heute noch keinen Nutzen aus sparsameren und schonenden Ackerbewirtschaftungssystemen haben ziehen können, bei denen beispielsweise auf das Umpflügen des Ackerbodens weitgehend verzichtet wird. In den USA und in Argentinien haben sich diese „minimum and low tillage“-Systeme durchsetzen können. Ihre mangelnde Anwendung in Rumänien reflektiert einerseits den Mangel an Finanzmitteln, um die hierfür benötigten Geräte anzuschaffen. Andererseits erschwert der in Rumänien verbreitete Lehmboden den Einsatz dieser Systeme.
  • Manche Bauern gaben an, dass auch der geringere Zeitaufwand für die Ernte zur finanziellen Entlastung beitrug.
  • Für viele Landwirte ergaben sich signifikante Nutzenvorteile beim Anbau der auf die Sojabohnenernte folgenden Feldfrüchte. Insbesondere Maispflanzungen profitierten von der verbesserten Unkrautkontrolle mit Hilfe der Roundup-Technologie, indem auch bei ihrer Kultivierung der Einsatz von Herbiziden reduziert werden konnte. - Die RR-Sojabohnen werden derzeit durch die üblichen Handelswege auf den Markt gebracht. Eine Trennung konventioneller und transgener Soja findet nicht statt.

Die rumänische Landwirtschaft befindet sich in einer Reorganisationsphase. Dies macht es schwierig, die weitere Entwicklung im Bereich der Herbizidanwendung und des RoundupReady-Sojaanbaus abzuschätzen. Der einzig stetige Befund war der gestiegene Einsatz von Glyphosat (der Wirkstoff im Herbizid Roundup), das wesentlich toxischere Pflanzenschutzmittel vom Markt verdrängte. Hiervon konnte die Umwelt profitieren. Diese Entwicklung korrespondiert mit Erkenntnissen aus Ländern wie den USA oder Argentinien.

Es zeigt sich abschließend, dass der Einsatz herbizidtoleranter Sojabohnen den Gesamtwert der rumänischen Sojaproduktion im Zeitraum der letzten drei Jahre um etwa 8,23 Mio. bis 8,62 Mio. Euro gesteigert hat. Dies entspricht einer Steigerungsrate von etwa 14 bis 19 Prozent.

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