14.07.2009

Rauchverbot für Soldaten?

Von Matthias Heitmann

Soldaten leben gefährlich. Damit sie dies aber gesünder tun, soll die US-Armee künftig zu einer Armee der Nichtraucher werden.

Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), wollte bereits 2007 das Rauchen in Kampffahrzeugen verbieten. „Gerade nach dem Einschlag einer gegnerischen Granate ist die Schadstoffkonzentration im Innenraum enorm hoch. Da muss nicht auch noch geraucht werden“, ließ sie damals verlautbaren. Wenn der Panzer jedoch über extra Raucherräume mit Lüftung verfüge, sollte der Konsum von Leichtzigaretten erlaubt bleiben, hieß es damals. Dieser Fahrzeuge sollten dann „mit einem roten R als Raucherpanzer“ gekennzeichnet werden.

Die Pläne für das US-Militär gehen jedoch noch weiter. Gesprochen wird nicht mehr nur von Rauchverboten in Räumlichkeiten (ein solches gilt auch bei der Bundeswehr), sondern auch von einem Rauchverbot an der Front. Nicht etwa, weil aus den Schützengräben aufsteigender Nikotinrauch als Rauchzeichen gewertet und den Standort der Truppe verraten könne, sondern aus Sorge um das Wohlergehen der Soldaten und um Kosten zu sparen. Im Jahr 2006 habe die Armee nach Angaben des Pentagons 564 Millionen Dollar ausgegeben, um Krankheiten, die auf das Rauchen zurückzuführen seien, zu heilen.

Einer Studie des US-Medizininstituts IOM zufolge rauchen US-Soldaten deutlich häufiger als der Rest der Bevölkerung. Soldaten im Kriegseinsatz rauchten zudem doppelt so häufig wie ihre daheimgebliebenen Kameraden. Es werde schwer, das Rauchen in der Armee abzuschaffen, heißt es bei IOM: „Das Rauchen gehört zum Bild des furchtlosen und harten Soldaten.“ Jedoch könnte gerade dieser Hinweis eine zusätzliche Motivation für die Rauchgegner darstellen: Der „furchtlose und harte Soldat“ hat spätestens seit den 90er-Jahren, als sich die Armeen des Westens als die tatsächlichen Friedensbewegungen positionierten, ausgedient. Seither ist er als Friedenstifter, Befreier Aufbauhelfer und Umweltschützer in moralischer Mission unterwegs. Da wirft der Glimmstängel im Mundwinkel nur schwarze Schatten auf das Ansehen der Truppe.

Schon Adolf Hitler wollte den Soldaten das Rauchen verbieten. Im Rahmen seiner regressiven Tabak-Politik wurde in dem vom Volksgesundheitsdienst und dem Bund Deutscher Tabakgegner im 1939 mit herausgegebenen Werk „Tabak und Organismus“ erstmals der Ausdruck „Passivrauchen“ verwendet. Letztlich ließ Hitler sich jedoch von Göbbels überreden, mit Blick auf die Moral der deutschen Soldaten die endgültige Abschaffung des Rauchens auf das Kriegsende zu verschieben (siehe Imre von der Heydt: „Rauchen Sie? Verteidigung einer Leidenschaft“, Köln 2005, S. 41). Zum Glück hatte er nach dem Krieg dazu keine Gelegenheit mehr. Aber vielleicht wird seine Mission ja jetzt vollendet.

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