06.06.2017
Editorial
Von Novo-Redaktion
Deutschland vor der Bundestagswahl: Von leidenschaftlichen Wahlkampfdebatten ist weit und breit nichts zu sehen. Die Kanzlerin regiert „alternativlos“ vor sich hin. Die SPD ist nach dem kurzen Schulz-Hype ratlos. Gemeinsam hofft man, dass es mit der AfD zumindest wieder bergab geht. Und immer mehr Menschen fragen sich, ob sie überhaupt zur Wahl gehen sollen. Den öffentlichen Diskussionen fehlt es an Substanz und klaren Positionen. Dabei gibt es genug brennende Themen: Vom Aufstieg des Populismus über Fake-News bis zur Krise der EU. Novo liefert Analysen, Hintergründe und neue Ideen.
Der Wahlkampf 2017 wird vielleicht der erste sein, in dem sich Parteien darin überbieten wollen, wer weniger verändert. Der Konsens ist: Alles soll so bleiben, wie es ist. Eine heile Welt mit einem wirtschaftlich potenten Deutschland als Zentrum der unbeschädigten EU. In dem die Parteien der Mitte regieren, Migranten sich höflich integrieren – und sich bloß niemand meldet, der das alles in Frage stellt.
Dabei ist es nicht so, dass alle Welt zufrieden mit dem Status quo wäre. Nur eine Minderheit identifiziert sich mit dem Bürokratie-Monster EU, die Politik der Kanzlerin begeistert kaum und das angebliche Jobwunder führt nur bei wenigen zu Wohlstandszuwachs. Dennoch beobachten wir in Deutschland im Wahljahr, dass die Angst vor Veränderung größer ist als die Unzufriedenheit mit der Gegenwart. Alle etablierten Parteien wollen „die Mitte“ besetzen und versprechen vor allem eins: Kontinuität.
Es wird weniger bemängelt, dass Ideen für die Zukunft fehlen – sondern man hat Angst vor ihnen und wünscht sich eine Konservierung der Gegenwart. Die Zukunft wird als etwas gesehen, in der die Dinge nur schlechter werden können. Letztlich zeigt sich, wie gering in unserem Land das Vertrauen in die menschliche Fähigkeit ausgeprägt ist, Dinge zum Besseren zu verändern.
Novo hingegen steht für den Glauben daran, dass Menschen die Zukunft positiv gestalten können. Aber dafür braucht es Veränderung. Veränderung braucht Auseinandersetzung. Auseinandersetzung braucht freie Rede. Jene ist allerdings heute in besonderer Gefahr. Die ungezügelte, ungehobelte, sprich: freie Diskussion wird heute als Problem angesehen. Am liebsten hätte man, die Bürger würden sich still verhalten, damit alles bleibt, wie es ist. Die Autoren dieses Magazins hingegen möchten laut diskutieren. Damit sich etwas verändert – zum Guten.
Ihre Novo-Redaktion