28.04.2015

Editorial

Von Novo-Redaktion

Die Meinungsfreiheit wird nicht nur durch Attentate wie das auf die Charlie Hebdo-Redaktion Anfang des Jahres bedroht. Konformismus und die Angst, die Gefühle anderer zu verletzten, stehen offenen Debatten im Weg. Anstatt eigenständig zu urteilen, orientieren sich viele am Verhaltenskodex einer falsch verstandenen politischen Korrektheit. Währenddessen stellt die Regierung Verhaltensökonomen ein, um die Bürger zu „richtigen“ Entscheidungen anzuschubsen. Auf breiter Front wird dem autonomen Individuum misstraut. Unsere Autoren hingegen glauben an das Potential des Menschen. Diese Ausgabe soll Argumente dafür liefern.

Meinung ist heute billig zu haben. Man muss sich nur im Internet ein wenig herumtreiben, schon wird man auf jede Menge Quellen stoßen, die meinen, was das Zeug hält. Es gibt Meinungen in jeder Schattierung. Alles was postuliert wird, wird sogleich hinterfragt und in Zweifel gezogen. Mittlerweile scheint kaum noch etwas feststellbar zu sein. Man weiß weder, ob die Russen in den Ukraine-Krieg involviert sind, noch, wer dort den malaysischen Flug MH17 abgeschossen hat. Hoch umstritten ist die Krise des Euros – oder ob es überhaupt eine gibt. Das Verhältnis von Deutschland und Griechenland – dazu gibt es viele unvereinbare Positionen. Alles was eben noch festgestellt wird, wird sofort wieder bezweifelt. Es gibt also keinen Mangel an Meinung und eine Inflation an Standpunkten. Die Verschwörungstheorie ist der neue Mainstream. Deswegen ist NovoArgumente ein Medium nicht für Meinungen, sondern für Argumente, die zählen. Wir liefern nicht weitere Munition für unversöhnliche Standpunkte. Wir berichten Fakten und Zusammenhänge, die Bewegung ermöglichen. Eine Meinung zu haben, ergibt nur dann Sinn, wenn es auch einen Austausch gibt und wenn in einem öffentlichen Diskurs an einer gemeinsamen Zukunft gearbeitet wird.

Davon sind wir heute bei aller Debatte jedoch weit entfernt. So viele Meinungen und Gegenmeinungen es auch gibt, sie alle sind geprägt von einem tiefen Misstrauen gegenüber der Gesellschaft. Das geringe Zutrauen in die europäischen Regierungen zum Beispiel wird nur übertroffen von der Angst, was ohne sie wäre. Was auch auf uns zukommt – es erscheint chaotisch und bedrückend zu sein.

NovoArgumente sieht das anders. Wir stehen für eine schonungslose Debatte. Aber nicht, weil es nichts Gemeinsames gäbe, sondern weil wir an die gemeinsame Zukunft unbedingt glauben. Und sie wird noch besser als die Gegenwart.

jetzt nicht

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