01.09.2012

Editorial

Von Novo-Redaktion

Viele der hart erkämpften Errungenschaften der Gesellschaft, werden mittlerweile geringgeschätzt. Freiheit ist heute für viele ein leerer Begriff. Fortschrittsglaube gilt als naiv. Das Prinzip der nationalen Selbstbestimmung wird eher als problematisch denn als schützenswert betrachtet. In dieser Ausgabe von NovoArgumente spüren die Autoren der Frage nach, warum die Werte des Humanismus so erodiert sind, und erklären, weshalb wir sie verteidigen müssen, damit wir morgen in einer Welt leben, die noch besser ist als die heutige.

Welches Thema sich auch gerade durch die Nachrichten schiebt, ob es das drohende Ende des Euros ist, die Energiekrise oder die angebliche Überbevölkerung der Erde – stets scheinen die Dimensionen riesig, die Konsequenzen alternativlos. Und stets steht der Einzelne scheinbar ohnmächtig gewaltigen Umbrüchen gegenüber. Wir können offenbar nur hoffen, dass die Politiker das richtige tun – und uns fügen.

Es ist paradox – in keiner Phase der Menschheitsgeschichte standen dem Einzelnen mehr Mittel zur Verfügung, sich mit der Welt auseinanderzusetzen und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Und gleichzeitig herrscht ein Gefühl der Resignation und der Passivität vor. Die Entscheidungen in unserer Demokratie werden in Zirkeln getroffen, die wir offenbar nicht beeinflussen können. Die Politik rückt von der Gesellschaft ab, in Gremien, die kein Parlament mehr kontrollieren kann. Und man lässt sie ziehen. Statt lebendiger Diskussionen um die Zukunft und intensiver Beteiligung bestimmt Zynismus das politische Klima.

Man traut dem Einzelnen wenig mehr zu als für partikuläre Interessen einzutreten. Das Zutrauen in die Fähigkeiten des Menschen, seine Zukunft positiv zu gestalten, ist auf dem Tiefpunkt. Doch wenn wir nicht unsere Zukunft gestalten, machen das andere für uns. Und wenn es niemanden gibt, der für die Gestaltungsfreiheit des Individuums eintritt, wird man ihm diese Räume nehmen. Und wenn das Individuum nicht als Lösung, sondern als Problem gesehen wird, werden Autoritäten immer dafür votieren, es zu beobachten, zu beraten und zu begrenzen. Die Beschränkung unserer Freiheit ist in vollem Gange. Ob es darum geht, Menschen vorzuschreiben, ob sie in ihren Autos rauchen dürfen oder nicht oder welchen Film sie sich anschauen dürfen oder wie sie ihre Kinder aufziehen.

In dieser Ausgabe von NovoArgumente widmen wir uns in einem großen Kapitel der Wiederentdeckung der Freiheit und erklären, warum es wichtig ist, darum zu kämpfen. Wir wenden uns grundlegenden Werten und Vorstellungen zu, die heute unter Druck sind. Wir hinterfragen, warum die geistigen Grundlagen des Kapitalismus heute so unpopulär sind. Und räumen mit der Vorstellung auf, dass Politik aus dem Internet die bessere Politik ist. Die besten Vertreter unserer politischen Interessen sind wir selber. Diese Ausgabe von NovoArgumente soll der Anfang sein, diese Interessen auch wahrzunehmen.

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