23.09.2010

Ein schwerer Fall von Missbrauch

Analyse von Boris Kotchoubey

So abscheulich Missbrauchsfälle auch sind: Große Teile der Industrie, die davon leben, sind es nicht minder.

Die Welle von Missbrauchsskandalen, die vor einigen Monaten durch die deutschen Medien schwappte, hinterließ einen üblen Nachgeschmack. Seltsam war die Dynamik der Meldungen, die gleichzeitig in nahezu allen Druck- und Funkmedien eine prominente Rolle spielten – als ob es einen Wettbewerb gebe, wer schneller als die anderen über mehr Missbrauchsfälle berichten kann. Nach etwa fünf Wochen ebbte die Meldungsflut abrupt – wie auf Befehl – ab. Wenn die Journalisten tatsächlich von lebendigem Interesse an den Missbrauchsopfern bewegt waren, wie konnte es dann passieren, dass dieses Interesse von einem Moment auf den anderen verschwand, und zwar überall zeitgleich?

Völlig falsch war die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung, es solle ein Tabu um ein sehr schwieriges Thema gebrochen werden. In Wirklichkeit gibt es kein einfacheres Thema, keines mit einem breiteren Konsens in der Bevölkerung. Denn wer würde schon die Stimme zur Verteidigung von Kinderschändern erheben? Welcher geistig Gesunde würde angesichts einer bewiesenen Missbrauchstat dafür argumentieren, den Täter laufen zu lassen? Für die deutsche Medienlandschaft, in der das Ergebnis jeder Debatte bereits vor ihrem Beginn feststehen muss, ist das Thema Missbrauch das bequemste überhaupt.

Sehr typisch für diese Diskussionskultur war das auch in diesem Falle gut zu beobachtende vollständige Ausschalten jeglicher rechtsstaatlicher oder bürgerrechtlicher Bedenken. Vollkommen ignoriert wurde die Tatsache, dass ein mutmaßlicher Täter, solange seine Schuld noch nicht bewiesen ist, als unschuldig zu gelten hat und ihm der gleiche Respekt gebührt wie jedem von uns. Ignoriert wurde ebenfalls der Umstand, dass es für die Moral einer Gesellschaft viel besser ist, wenn fünf gefasste Diebe aus Beweismangel wieder entlassen werden, als wenn nur ein einziger ehrlicher Mensch ohne Schuld im Knast sitzt und sein Name durch Verleumdungen befleckt wird. (1) Gerade im Bereich des sexuellen Missbrauchs kennt die Geschichte Dutzende Fälle, in denen die Unschuld einer Person erst nachgewiesen werden konnte, nachdem ihr Leben nach jahrelanger Gefängnisstrafe vollständig zerstört wurde. An der Stelle dieses Unschuldigen kann jeder von uns stehen. (2)

Sozialpsychologisch ist nachvollziehbar, dass das Ausschalten des Unschuldsprinzips eine große Verunsicherung herbeiführt und dass unter diesen Bedingungen die Absage an rechtsstaatliche Normen durch die Definition einer bestimmten „Tätergruppe“ ersetzt wird, der sozusagen das Monopol für eine bestimmte Art Untat zugeschrieben wird. Gierig seien nur Juden (beziehungsweise Manager), Antisemiten seien nur Deutsche, und Päderasten seien nur in der katholischen Kirche zu suchen. Klaus Bittermann kann zwar so tun, als ob er nicht wüsste, zu welchem Zweck Hunderte „eingefleischte Atheisten“ (3) ihre Urlaubsreisen nach Thailand antreten, aber wir glauben ihm nicht.

Es wurde schon von anderen angemerkt, dass sich diejenigen, die das Wort „Missbrauch“ am häufigsten in den Mund nahmen, keinesfalls fragten, was dieses Wort eigentlich bedeutet. (4) Mit der gleichen schlecht geschauspielerten Empathie (solche empathischen Töne in der Stimme lassen sich in der billigsten Schauspielerschule in einer Stunde antrainieren) wurde von einer Vergewaltigung und einer Ohrfeige, von Psychoterror und Arschtritten gesprochen, von einer schweren Straftat und einer Handlung, die zwar negativ angesehen wird, zum Tatzeitpunkt aber nahezu üblich war. Den Autoren war es offensichtlich egal, woraus die spezifische Realität jenes Vorfalls bestand, von dem sie berichteten – Hauptsache, er ließ sich als „Missbrauch“ qualifizieren. Glaubt man den Journalisten, so führten all diese Handlungen bei den Opfern zu gleich schweren seelischen Verletzungen, sodass das einzige Heilmittel wahrscheinlich in der Möglichkeit bestand, jetzt – in manchen Fällen 30 bis 40 Jahre nach dem Ereignis – darüber ein exklusives Interview zu geben.

Zur Verteidigung des konfusen Umgangs mit dem Missbrauchsbegriff im Journalismus sollte man einräumen, dass auch die wissenschaftliche Literatur zu dem Thema nicht durch Begriffsklarheit glänzt. Auch dort ist „Missbrauch“, im Englischen „sexual offense“, ein Terminus, unter dem verschiedene Sachverhalte verstanden werden können. Hat eine Frau einen Partner und besteht dieser auf Geschlechtsverkehr, obwohl die Frau in diesem Moment diesen nicht will, so ist es nicht verwunderlich, dass die Frau dieses Ereignis als Trauma erlebt. Dieser „bad sex“ kann aber in seinen Konsequenzen nicht mit einer Vergewaltigung verglichen werden. Auch zum sogenannten milden sexuellen Missbrauch wie Streicheln, Berühren, Umarmen oder Ähnlichem findet man so gut wie keine empirischen quantitativen Studien, und selbst wenn dem Leser aus der Beschreibung klar wird, um welche Handlungen es im Einzelfall ging, sind die Schlussfolgerungen in der Regel höchst undifferenziert.

Diesem In-einen-Topf-Werfen verschiedener Sachverhalte liegt aber eine noch tiefer gehende Verwirrung zugrunde. Das öffentliche und zum Teil auch das wissenschaftliche Bewusstsein verwechselt moralische Normen mit Gesetzen und beide wiederum mit psychologischen und medizinischen Tatsachen. Trotz der allgemeinen Annahme gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass gewaltlose sexuelle Belästigungen im frühen Alter zu langfristigen Schädigungen führen. Dasselbe gilt für moderate Körperstrafen wie Ohrfeigen. Wenn wir aus ethischen Gründen bestimmte Handlungen verurteilen, so bedeutet das nicht, dass diese Handlungen immer de facto negative Konsequenzen haben, und schon gar nicht, dass diese Konsequenzen von dauerhafter Natur sein müssen. Hinzu kommt eine unglückliche Eigenschaft der deutschen Mentalität, Fakten und Moral zu verwechseln. (5) Auch der rechtliche Status einer Handlung hat nichts mit dem Zustand des Opfers zu tun. In den meisten Ländern wird etwa ein Geschlechtsverkehr mit einer Person, die sich unter Alkoholeinwirkung oder unter Drogen befindet, mit einer Vergewaltigung gleichgesetzt. Dies bedeutet aber nicht, dass der traumatische Effekt immer derselbe ist. Die juristische Sicht, dass zwei Fälle unter einen und denselben Straftatbegriff fallen, setzt nicht notwendigerweise voraus, dass das Opfer in den beiden Fällen den gleichen Schaden erleidet.

Obwohl so gut wie keine zuverlässigen Daten zu den Folgen „geringfügiger“ sexueller Missbräuche existieren, gibt es in der allgemeinen Literatur über Gewaltfolgen einige deutliche Tendenzen, die zu bestimmten (wenn auch noch nicht vollkommen gesicherten) Schlüssen führen. Erstens führen Vergewaltigungen und andere traumatische Ereignisse (6) oft zu Verhaltensstörungen dreierlei Art: Angststörungen, Depressionen und am häufigsten zu sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen, die sich vor allem in aufgezwungenen Gedanken an das tragisch Erlebte sowie in den verzweifelten und immer wieder misslingenden? Versuchen, den Vorfall aus der aktiven Erinnerung zu vertreiben, ausdrücken. Zweitens nehmen die Häufigkeit und die Intensität dieser Störungen mit der Zeit ab. Nach schweren gewaltsamen Delikten weisen im ersten Jahr zwischen der Hälfte und zwei Dritteln aller Opfer diese Störungen auf, nach drei Jahren nur noch etwa ein Sechstel. Dauerhaft leidet etwa jeder zehnte Traumatisierte. Gleichzeitig nimmt mit dem zeitlichen Abstand die Anzahl der Personen zu, bei denen eine positive Persönlichkeitsentwicklung im Zusammenhang mit dem Erlebten beobachtet werden kann. Drittens hängt die Schwere der Störungen sehr stark mit dem Ausmaß der körperlichen Gewalt, mit der Schwere der erlittenen Körperverletzungen und dem Schmerz zusammen. (7) Viertens spielen sowohl bei Jugendlichen als auch bei Kindern vermittelnde sozialpsychologische Mechanismen bei der Entwicklung posttraumatischer Störungen eine sehr wichtige Rolle. Opfer aus der Mittelschicht, mit guter Ausbildung beziehungsweise guten Bildungs- und Berufschancen, die in einer sie unterstützenden Atmosphäre leben, leiden in einem wesentlich geringeren Maße unter Verhaltensstörungen als Opfer aus der Unterschicht, die ohne Bildungsperspektive und ohne den Rückhalt von Familie und Freunden auskommen müssen und bei denen oft zusätzlich Alkohol und Drogen im Spiel sind – wobei der kausale Zusammenhang zwischen Drogeneinnahme, riskantem sexuellen Verhalten, traumatischen Erlebnissen und den darauffolgenden psychischen Störungen alles andere als einfach ist. (8)

Welches Menschenbild ist mit diesen Befunden zu vereinbaren? Aus meiner Sicht ist es das Bild einer sich entwickelnden Person, die im Laufe ihrer Entwicklung mit unterschiedlich belastenden, auch traumatischen Ereignissen konfrontiert wird und die über zahlreiche Widerstandsmechanismen zur Bewältigung dieser Belastungen und Traumata verfügt, mit deren Hilfe – und mithilfe der fortschreitenden Zeit – sie in der Auseinandersetzung mit diesen Ereignissen reift. In Abhängigkeit von den familiären Umständen, dem Wohlstand und der sozialen Unterstützung können diese Mechanismen bei verschiedenen Individuen besser oder schlechter ausgeprägt sein. Ist das Trauma besonders schwer und ist der Widerstand schwach, entwickelt sich eine Erkrankung, die psychologisch oder psychiatrisch behandelt werden sollte. In den Medienberichten und der öffentlichen Diskussion wird ein anderes Menschenbild kolportiert: das eines passiven Wesens, das seiner Umwelt und vor allem seinen Beleidigern schutzlos ausgeliefert ist. Bei jeder ernsthaften Verletzung verliert es sofort sein seelisches Gleichgewicht und bleibt sein Leben lang traumatisiert, es sei denn, ihm wird professionelle Hilfe zuteil, die seine angeschlagene Psyche heilt. Ansonsten bleibt es unselbstständig, ein Spielball der äußeren Kräfte: der bösen (Angreifer, Beleidiger) und der guten (Psychologen, Anwälte). Kränkung und Krankheit, die bei dem ersten Menschenbild einen speziellen Fall darstellen, werden hier zum Normalfall.

Für dieses Menschenbild gibt es keine empirischen Belege. Warum glauben wir dennoch daran? Ein Grund ist die seit etwa 50 Jahren voranschreitende Verbreitung der populärpsychologischen Literatur, zumeist verfasst von Psychotherapeuten. Ein Psychotherapeut kann nicht objektiv urteilen, weil er eine verzerrte Stichprobe von bereits Erkrankten hat. Der Fehlschluss ist mittels seiner Berufserfahrung vorprogrammiert: Er trifft regelmäßig auf Menschen mit psychischen Störungen, findet ein gewisses traumatisches Erlebnis in ihrer Vergangenheit und neigt zu dem Schluss, dass jenes Erlebnis die Störungen verursacht hat. Die vielen Tausende, die das Gleiche erlebten haben, aber gesund geblieben sind, melden sich nicht beim Therapeuten und bleiben somit außerhalb seiner Sicht.

„Wenn die Sterne abends gezündet werden“, sagte der sowjetische Dichter Majakowski, „dann, weil man die Sterne braucht.“ Wenn intelligente und gebildete Menschen die erwähnten Denkfehler (die Verwechslung zwischen Ethik und Recht und zwischen Normen und Fakten; die Fehlschlüsse durch eine offensichtlich verzerrte Stichprobe; die auf Einzelfällen basierenden Vorurteile) so hartnäckig wiederholen, dann, weil man diese Fehler braucht. Die wirtschaftliche Existenz vieler beruflicher Gruppen, vor allem der klinischen Psychologen, basiert darauf, dass viele Menschen meinen, sie hätten schwerwiegende psychische Probleme. Derartige Denkfehler werden von Interessengruppen ausgenutzt und bilden die Grundlage für eine Missbrauchsindustrie, eine blühende Technologiebranche, die davon lebt, dass Menschen sich für verletzlich, krank, von frühkindlichen Erfahrungen determiniert, unfähig und unselbstständig halten.

Ich will richtig verstanden werden. Ich unterstelle nicht, dass Therapeuten, Anwälte, Journalisten und Seelsorger nur an den eigenen Profit denken und nicht an das Wohl ihrer Klienten oder Mandanten. Ich konstatiere lediglich, dass sie an der Propaganda vom Menschen, der ohne professionelle Hilfe kaum überlebensfähig ist, sowie von einer Gesellschaft, in der hinter jeder Ecke eine Gefahr droht, objektiv interessiert sind. Diese Aussage ist so trivial wie die Behauptung, dass die Computerindustrie an der möglichst flächendeckenden Computerisierung von Produktionsprozessen interessiert ist.

Während wir in anderen Konsumbereichen darauf achten, uns nicht das Unnötige aufzwingen zu lassen („Brauche ich das wirklich?“, lautet die ständige Frage eines mündigen Verbrauchers), versucht die Therapieindustrie, uns mit der moralischen Keule das Hinterfragen auszutreiben. Andernfalls gäbe es keine Industrie, nur gute Samariter. Allein eine Natascha Kampusch verhalf einem guten Dutzend dieser Samariter zu echtem Reichtum.

Wie steht es aber mit der Qualität der Waren, die auf dem Markt des Mitleids und der Hilfe angeboten werden? Zweifellos gibt es viele qualifizierte Therapeuten, die im Krankheitsfall hochprofessionelle Hilfe leisten. Aber auch andere Fälle sind dokumentiert. Mangel an Qualifikation, Unaufmerksamkeit, Fahrlässigkeit, handwerkliche Fehler führen sehr schnell zur Fixierung des Patienten auf seine Krankheit, zur Bildung einer pathologischen Abhängigkeit vom Therapeuten und zur Stärkung eben dieses (Selbst)-Bildes einer passiven, abhängigen und ohne fremde Hilfe nicht überlebensfähigen Person. In vielen Formen der Psychotherapie ist die extreme Bindung des Patienten an den Therapeuten sogar die Bedingung für die Behandlung. Verantwortliche Profis entwickelten zwar spezielle Verfahren, um gegen Ende der Therapie diese Bindung abzubauen; doch können selbst geringfügige Auslassungen ausreichen, damit statt Heilung eine weitere Verschlechterung und Chronifizierung des Patientenzustandes eintritt. Aber nicht nur geringfügige Fehler sind bekannt. Oft haben Psychotherapeuten ihren Patienten die „Erinnerungen“ an ein im Kindesalter erlebtes Trauma (am häufigsten natürlich sexuellen Missbrauch) suggeriert, was in einigen Fällen sogar zur rechtlichen Verurteilung vermeintlicher Täter geführt hat.

Die beste Methode, um Erinnerungen an nie stattgefundene emotionale Ereignisse zu erzeugen, besteht darin, niemals „ob“, sondern gleich nach Einzelheiten zu fragen: „Überlegen Sie, wer wahrscheinlich der Täter sein könnte ... Welche Tageszeit war es? Wo waren Sie – im Haus oder im Freien?“ (9) So erinnerte sich die 22-jährige Beth R. unter dem Einfluss eines psychoanalytisch orientierten kirchlichen Beraters an regelmäßige Vergewaltigungen im Alter zwischen 7 und 14 Jahren und an die zweimalige Schwangerschaft von ihrem Vater (übrigens ein Pastor), der daraufhin seinen Arbeitsplatz (und natürlich seinen Ruf) verlor. Als die Untersuchungen ergaben, dass Beth immer noch Jungfrau war, verklagte sie den Berater und erhielt eine Abfindung von einer Million US-Dollar – ob der Vater auch etwas bekam, ist leider nicht dokumentiert. Selbst Kindheitserinnerungen an die Teilnahme an satanistischen Bräuchen oder an Entführungen durch Außerirdische sind keine Seltenheit. (10)

Auch die schwersten Verletzungen ethischer Prinzipien sind nicht so selten, wie man glaubt: Etwa 4 Prozent der männlichen und 0,6 Prozent der weiblichen Psychotherapeuten gaben in einer streng anonymisierten Befragung an, mit Patienten sexuelle Beziehungen gehabt zu haben, und wenn auch Handlungen wie Küssen, erotisches Streicheln und Umarmen mitgezählt werden, erhöhen sich die Daten auf 10 Prozent der männlichen und 1,9 Prozent der weiblichen Therapeuten. (11) Die Prozentzahlen mögen niedrig erscheinen, man spricht über „schwarze Schafe“, aber legt man die Gesamtzahl von Therapeuten zugrunde, so kommt man schnell zum Schluss, so wie auch Klaus Bittermann dies tut, dass die American Psychological Association (APA) „die größte kriminelle Vereinigung“ (12) sei.

Damit entpuppt sich die ständig wiederholte These, man müsse „die Mauer des Schweigens“ um das traumatische Ereignis brechen, als dreiste Lüge. Es ist zwar wahr, dass Tabuisierung des Leidens die Last der Opfer erschwert und dass behutsame Gespräche über das Erlebte unter vier Augen mit einer Vertrauensperson, sei es ein Freund, Verwandter oder auch ein begabter und hochprofessioneller Therapeut, zur positiven Aufarbeitung des Traumas beitragen. Das bedeutet aber nicht, dass das Um-alle-Ecken-Plaudern über einen längst vergangenen Kindesmissbrauchsfall hilfreich ist. Im Gegenteil: Eine systematische Verstärkung des Opferverhaltens führt zur Verfestigung eben dieses Verhaltens, das heißt zur Gefangenschaft in der Rolle des ewigen Opfers. Wer glaubt, dass es Leidenden hilft, wenn sie jeder auf der Straße erkennt und ausruft „Hey, das ist ja Herr X., über den neulich in allen Zeitungen stand, dass ihn unser alter Priester gef…t hat!“ oder „Das ist ja die Frau Y., die gestern in der Talkshow war und die ihrem Stiefvater fünf Jahre lang als Sexsklavin diente!“, der ist entweder sehr dumm oder stellt sich so. Eine solche Aufarbeitung ist nichts anderes als die Fortsetzung der Kränkung mit anderen Mitteln.

Was schließlich den ekelerregenden Kinderschänder betrifft, so kann man auch von ihm zumindest etwas Positives sagen: Jedenfalls macht er mit seiner grauenhaften Untat kein Geschäft und verdient damit kein Geld. Von den zahlreichen Agenten der Missbrauchsindustrie kann das nicht gesagt werden.

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