01.05.2010

Editorial

Von Novo-Redaktion

Mit dem „Alternativen Kopenhagen-Manifest“ in der letzten Ausgabe haben wir einen wunden Punkt getroffen. Die Deutsche Umweltstiftung hatte eine Replik zugesagt. Geliefert wurde sie nicht. Andere grün orientierte Institutionen sagten von vornherein eine Diskussionsteilnahme ab. Offenbar interessieren Fragen der Zukunftsgestaltung jenseits ökologistisch-nachhaltiger Phrasen nicht nur in der offiziellen Politik wenig, sondern auch in weiten Teilen der „Zivilgesellschaft“, die in den vergangenen Jahren eine Industrie von Beratern, Gutachtern und anderen Nutznießern populärer Angstfantasien und begleitender Verzichtsdogmen errichtet hat. Deren Öko-Konservatismus boomt. Über seinen morbiden Charakter kann auch nicht hinwegtäuschen, dass er ein grünes Fortschrittsmäntelchen trägt.

Zum gesellschaftlichen Konsens konnte das Bild des destruktiven und naturzerstörenden Menschen nur werden, weil traditionell linke wie rechte Kräfte ihre alten Orientierungen verloren haben und lähmende Machbarkeitsskepsis das entstandene geistige Vakuum gefüllt hat. So trommelt in Berlin ein „Progressives Zentrum“ für eine „ökologische Politik der linken Mitte“, während in Frankfurt das „Zentrum für gesellschaftlichen Fortschritt“ mit ganz anderen Wurzeln die reale Wirtschaftsleistung als Maßstab des gesellschaftlichen Erfolgs für obsolet erklärt.

Ein auf Konsumverzicht und wirtschaftlichen Stillstand ausgerichtetes Lebensmodell hat inzwischen fast alle Gesellschaftsbereiche infiziert. Selbst in Industriekreisen finden sich heute nur wenige, die resolut für Wachstum und entsprechende politische Weichenstellungen werben. Die Wertschätzung wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns und technischen Fortschritts ist in der Vergangenheit bereits nachhaltig untergraben worden. Nun geht es unserer Erwartungshaltung gegenüber wirtschaftlicher Aktivität als Unternehmer oder Werktätiger an den Kragen.

Alexander Horn beschreibt in seinem Beitrag (S. 58), wie die offizielle Wirtschaftspolitik den schleichenden Niedergang unseres Wirtschaftsstandorts vorantreibt. Dass es auch andere Ansätze gibt, verdeutlicht der China-Artikel von Brendan O’Neill (S. 52). Daniel Ben-Ami relativiert die banale These, wirtschaftliches Wachstum allein mache Menschen nicht glücklich (S. 63). Und Thilo Spahl räumt mit dem gebetsmühlenartig vorgetragenen Märchen auf, wir müssten angesichts begrenzter natürlicher Ressourcen unser materielles Anspruchsdenken ad acta legen (S. 26).

Anregende Lektüre und konstruktive Debatten in unserem Forum „Aufbruch nach vorn!“ wünscht Ihr

Thomas Deichmann

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