20.12.2016

Lob des Brexits

Von Novo-Redaktion

Die britische Entscheidung über den EU-Austritt war ein deutliches Signal. Brexit-Gegner zweifeln zu Unrecht an der Demokratie

Der Austritt Großbritanniens aus der EU, Brexit genannt, wird gemeinhin als politische Katastrophe bezeichnet. Es soll ein Sieg der Abgehängten gewesen sein. Nicht die liberalen, weltoffenen, gebildeten, jungen Briten sollen entschieden haben, dass ihr Land aus der EU austritt, sondern die frustrierte, ungebildete Provinzbevölkerung. Es sind jene, die man aus dem öffentlichen Dialog gerne ausgeschlossen hätte. Die Bürger eben, um die Politik sich kümmern soll – die aber keinesfalls selbst Politik machen sollen.

Gerade die Linksliberalen, die stets für sich in Anspruch nehmen, Politik für die „kleinen Leute" zu machen, können nun ihre Verachtung dieser Klientel kaum im Zaum halten. Dass sich eine Mehrheit gegen das supranationale, undemokratische Gebilde Europäische Union gewendet hat, empfinden sie als Verrat. Und nicht an ihrer eigenen Perspektive zweifeln sie nun, sondern am Verstand der Bevölkerung. Die EU-Befürworter stellen nicht ihre eigenen Prämissen zur Debatte, sondern die Demokratiefähigkeit der Massen. In Wahrheit aber war der Brexit eine der ersten großen demokratischen Entscheidungen seit Langem. Viele Menschen haben über eine wichtige Frage entschieden, die die Zukunft des Landes betrifft. Ob das Leben der Menschen in Großbritannien sich durch den Brexit verbessern wird, ist ungewiss. Genauso ungeklärt ist die Frage, ob die EU-Gegner die besseren Politiker sind. Ein großer Gewinn war das EU-Referendum aber auf jeden Fall. Denn es hat alle Scheinheiligkeit aus den politischen Debatten herausgeklopft. Endlich geht es um etwas. Endlich wird über Politik gestritten.

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