19.12.2016

Wer ist die Öffentlichkeit?

Von Novo-Redaktion

Die Debattenkultur, die Auseinandersetzung mit den Meinungen anderer, leidet. Stattdessen suchen viele nur nach Bestätigung

An die Öffentlichkeit wollen sich alle wenden: die Medien wie die Politik. An die Öffentlichkeit wird appelliert, die Öffentlichkeit muss aufgerüttelt werden. Aber gibt es die Öffentlichkeit noch? In der Politik ist die öffentliche Debatte schon passé. Im US-Wahlkampf etwa haben die Kontrahenten sich jeweils nicht an die Gesamtbevölkerung gerichtet, um diese für eine gemeinsame Idee zu gewinnen. Stattdessen bearbeiteten sie jeweils die Klientel, die ihnen am nächsten schien. Wahlkampf bedeutet heute vor allem, unversöhnliche Lager gegeneinander zu mobilisieren.

Auch die Presse spielt dabei keine ausgleichende Rolle. Gerade die etablierten Medien betreiben heute extensive Selbstbestätigung und Gewissensjournalismus. Sie fürchten nichts mehr, als eine einmal gefasste Position in Frage zu stellen. Nirgends wird die fragmentierte Öffentlichkeit drastischer deutlich als in den sozialen Medien. Hier findet jeder genau die Meinungen wieder, die er ohnehin schon vertritt. Und bekommt Beifall von Menschen, die genauso denken wie man selbst. Dabei sind Facebook und Twitter nur die technische Abbildung eines gesellschaftlichen Problems. Da man nicht mehr andere Menschen von der eigenen Meinung überzeugen will, um ein gemeinsames Ziel zu entwickeln, strebt man auch nicht mehr nach einem inhaltlichen Verständnis der Meinungen anderer. Die gute Nachricht ist, dass man selbst sofort etwas gegen dieses Problem tun kann. Indem man die eigenen Blasen platzen lässt.

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