04.09.2015

Klimawandel: Billionengrab Energiewende

Von Michael Krueger

Steht die Energiewende vor dem Aus? Der Geophysiker Michael Krueger stellt ungeschönt die Fakten über die Entwicklung der erneuerbaren Energien und der Treibhausgasemission dar. Ohne staatliche Förderung haben die Erneuerbaren keine Chance auf dem Markt

Liebe Klimaschützer, ihr müsst jetzt ganz tapfer sein, denn was ich hier verkünden werde, wird euch schockieren. Die Energiewende steht kurz vor dem Aus.

Ökologisten sind davon überzeugt, dass die Energiewende gerade den Durchbruch erlebt, da die EEG-Umlage, welche der Förderung der erneuerbaren Energien dient, erstmals seit Einführung im Jahre 2000 sinkt. Gerade das versetzt aber der Energiewende den Todesstoß, wie ich anhand von Fakten und Daten aufzeigen werde.

„Die erneuerbaren Energien lieferten im Jahr 2014 nur rund elf Prozent des gesamten Energieverbrauchs“

Ab hier werden sich vermutlich die Klimaschützer verabschieden und nicht mehr weiterlesen. Denn die Realität ist zu schwer zu ertragen. Für alle, die es dennoch interessiert, hier die ungeschönten Fakten.

Abbildung 1: Der Primärenergieverbrauch in Deutschland in Petajoule 2014

Der Primärenergieverbrauch in Deutschland, also der gesamte Energieverbrauch mit Strom, Heizbedarf, Verkehr etc., belief sich im Jahr 2014 auf rund 13.000 Petajoule (PJ). Nur rund elf Prozent davon lieferten die sogenannten erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne, Wasserkraft, Geothermie und Biomasse. Die Biomasse und die Biokraftstoffe stellen unter den erneuerbaren Energien mit rund sieben Prozent am Primärenergieverbrauch den größten Teil. Das Energieholz steht bei der Biomasse an vorderster Stelle mit etwa drei Prozent am Primärenergieverbrauch. Nahezu 90 Prozent unserer Energieversorgung basieren also auf Erdöl, Kohle, Erdgas und Kernenergie. Es gibt aber tatsächlich Leute, die glauben, man könne nicht nur aus der Kernkraft aussteigen, sondern auch aus der Kohlekraft und zudem noch das ganze Erdöl und Erdgas im Boden lassen.

Abbildung 2: Der Primärenergieverbrauch in Deutschland in Petajoule 2014. Primärenergieverbrauch: Entwicklung seit 1990 in Deutschland in Petajoule

Mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 sind wir bei knapp 16.000 PJ gestartet. Im Jahr 2000, mit Beginn der EEG-Förderung, lagen wir bei 14.500 PJ. In den letzten fünf Jahren lagen wir im Mittel bei rund 13.500 PJ. Im Jahr 2014 hatten wir mit etwas über 13.000 PJ den geringsten Wert seit 1990, dank der warmen Winter 2013/2014 und 2014/2015. Um etwa sieben Prozent konnte der Primärenergieverbrauch seit dem Jahr 2000 gesenkt werden. Nicht viel, wenn man bedenkt, welcher Aufwand zum Ausbau der erneuerbaren Energien betrieben wurde, unter anderem in Form von Maßnahmen zur Wärmedämmung, Maßnahmen zur Energieeffizienz, Maßnahmen zur Spritreduktion bei Autos etc. Der Deutsche liebt es gerne komfortabel und verbraucht gerne viel Energie.

Abbildung 3: Beitrag erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch in Deutschland in Petajoule

„Der Anteil der erneuerbaren am Primärenergieverbrauch steigt seit 2010 nicht mehr an“

Im Jahr 2000 hatten die erneuerbaren Energien in Deutschland einen Anteil am Primärenergieverbrauch von ca. drei Prozent. Bis zum Jahr 2010 ist der Anteil auf etwa zehn Prozent gestiegen. Danach, in den letzten fünf Jahren, hat sich nicht mehr viel getan. In den Jahren 2000 bis 2010 wurde ein Zuwachs von sieben Prozent erreicht. Seit 2010 herrscht Stillstand. Die EEG-Umlage ist hingegen weiter angestiegen. Im Jahr 2014 wurden über sie 23 Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert, ohne dass sich im Primärenergieverbrauch bei den erneuerbaren Energien etwas getan hätte.

Abbildung 4: Treibhausgas-Emissionen in Deutschland in Millionen Tonnen

Bei den Treibhausgasemissionen hat sich sogar seit dem Jahr 2009 nichts mehr getan. Im Jahr 2014 konnte eine Reduktion lediglich aufgrund der milden Winter 2013/2014 und 2014/2015 und aufgrund des niedrigen Primärenergieverbrauches erreicht werden. Der Klimaschutz hat seit dem Jahr 2009 Milliarden im dreistelligen Bereich verschlungen, aber nichts gebracht.

Abbildung 5: Primärenergieverbrauch weltweit

Weltweit steigt der Primärenergieverbrauch unterdessen weiter an. Wir liegen bei 560.000 PJ, dem über 40-fachen des deutschen Primärenergieverbrauches. Die Welt lechzt nach billiger Energie aus fossilen Brennstoffen, vor allem die aufstrebenden Entwicklungs- und Schwellenländer.

Abbildung 6: CO2-Emissionen weltweit in Millionen Tonnen

Die CO2-Emissionen steigen entsprechend weltweit weiter an. Deutschland ist nicht der Nabel der Welt und trägt seit dem Jahr 2009 nicht mehr zur Verminderung der Treibhausgasemissionen bei, trotz aller Klimaschutzbemühungen und Milliardenausgaben im dreistelligen Bereich.

Abbildung 7: Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch nach Regionen

Afrika deckt 50 Prozent seines Primärenergieverbrauches mit erneuerbaren Energien ab. Asien (Nicht-OECD-Länder) und Südamerika etwa 30 Prozent, die EU28 und die BRD etwa zehn Prozent. Und die USA etwa fünf Prozent. Die Industrienationen verbrauchen den Großteil der fossilen Brennstoffe und leben im Reichtum. Die Entwicklungsländer haben oft nur Brennholz und leben in Armut.

„Erst wenn wir zum Brennholz zurückkehren, wird das vielleicht was mit der Energiewende“

Dreiviertel des energetisch genutzten Holzes werden in Afrika und Asien verbraucht. In Afrika werden laut Jahrbuch erneuerbare Energien rund 40 Prozent des Primärenergieverbrauches durch Brennholz gedeckt. Also üben wir uns in Bescheidenheit und Armut und kehren zurück zum Brennholz. Erst dann wird das vielleicht was mit der Energiewende.

Abbildung 8: EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien

Die EEG-Umlage wurde im Jahre 2000 zur Förderung der erneuerbaren Energien eingeführt. Seitdem ist sie beständig gestiegen. 23 Milliarden Euro haben die deutschen Stromkunden dafür im Jahr 2014 zahlen dürfen. Im Jahr 2015 soll sie erstmals sinken – auf knapp 22 Milliarden Euro –, und zwar ohne dass der Anteil der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren im Primärenergieverbrauch (seit 2010) gestiegen wäre oder die Treibhausgasemissionen (seit 2009) vermindert worden wären.

Die EEG-Vergütung wurde insbesondere beim Solarstrom gesenkt. Im Jahr 2000 wurde die Kilowattstunde Solarstrom noch mit 50 Cent vergütet, heute sind es 12 Cent. Die hohen Fördersätze laufen nach 20 Jahren Förderung langsam aus, auch bei den anderen erneuerbaren Energien. Das lässt die Klimaschützer nun frohlocken, dass die Energiewende immer billiger werden wird. Gerade das ist aber nicht der Fall. Die sinkende EEG-Vergütung bedeutet den Todesstoß für die erneuerbaren Energien. Die Goldgräberstimmung ist vorbei und die Investoren springen langsam ab. Ohne Förderung läuft nämlich nichts bei der Energiewende.

Abbildung 9: Investitionen in erneuerbare Energien

Seit dem Jahr 2010 nehmen die Investitionen in erneuerbare Energien drastisch ab. Das gilt vor allem für die Photovoltaik, die extrem gefördert wurde und nun nicht mehr lukrativ ist. Die Energiewende steht mit der sinkenden EEG-Förderung vor dem Aus. Die erneuerbaren Energien sind ohne Förderung nicht konkurrenzfähig und verschwinden langsam vom Markt.

Abbildung 10

Abbildung 11

Die Ausbau-Grenzen von Biogas und Biomasse sind in Deutschland erreicht. Die installierte Leistung nimmt kaum noch zu.

Abbildung 12

Auch der Windenergieertrag nimmt seit 2011 kaum noch zu. Dieser ist bei 50.000 GWh (Gigawattstunden) stehengeblieben.

Abbildung 13: Das Erdöl und die Braunkohle erleben eine neue Renaissance

Zwischen 2000 und 2012 ist der Erdölpreis im Primärenergieverbrauch von Deutschland von 23,5 auf 60,1 Milliarden Euro stark gestiegen. Im Jahr 2012 sind wir bei den Importen für unseren Primärenergieverbrauch bei insgesamt 90 Milliarden Euro für Erdöl, Erdgas und Steinkohle gelandet. Mit Braunkohle versorgt sich Deutschland kostengünstig selbst. Die Klimaschützer sind davon ausgegangen, dass sich dieser Trend beim Erdöl fortsetzen wird. Das ist aber nicht der Fall. Dank Fracking und neuer Bohrtechniken erleben die USA und die Welt einen Ölboom. Der Ölpreis hat sich seit dem Jahr 2012 mehr als halbiert.

Abbildung 14

„Wenn sie fortgeführt wird, ist die Energiewende ist ein Billionengrab“

Für das Jahr 2015 werden die Ausgaben für Erdöl, Erdgas und Steinkohle im Primärenergieverbrauch von Deutschland deshalb auf etwa 70–80 Milliarden Euro sinken. Alleine für die EEG-Umlage zahlen wir noch einmal 22 Milliarden Euro oben drauf – ohne dass der Anteil der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren im Primärenergieverbrauch (seit 2010) gestiegen wäre oder die Treibhausgasemissionen (seit 2009) vermindert worden wären. Die Energiewende ist, wenn sie fortgeführt wird, ein Billionengrab.

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