04.11.2022

Ich identifiziere mich als Ferrari-Fahrer

Von Jan Henrik Holst

Titelbild

Foto: Ben Tavener via Flickr / CC BY 2.0

Statt zum jährlichen Wechsel des Geschlechtseintrags einzuladen, könnte der Staat auch einfach aufhören, das Geschlecht seiner Bürger zu erfassen.

So, jetzt muss es mal raus. Ich identifiziere mich als Ferrari-Fahrer. Wenn mir nicht zeitnah endlich ein Ferrari vor die Tür gestellt und der Zündschlüssel ausgehändigt wird, fühle ich mich diskriminiert. Wer dieses Vorhaben nicht unterstützt, kommt wahrscheinlich aus der rechten Ecke und hat ein krudes Weltbild. Ich verbitte mir auch jeglichen Versuch, mich als plemplem zu bezeichnen. Ferner verlange ich, dass der Buchstabe F dieser langen Abkürzung mit dem L hinzugefügt wird, LGBT und so weiter, die schneller mutiert als ein Virus und hinten oft noch mit einem Plus oder anderen Sonderzeichen garniert wird – eben ein F für solche Menschen, die mit dem falschen Auto leben müssen.

Mein alter rostiger Polo ist in der falschen Karosserie geboren. Das war mir schon sehr früh klar, ich habe es immer gespürt. Aber erst jetzt traue ich mich zu outen – und im gleichen Zug die Gesellschaft für meine Situation mitverantwortlich zu machen. Der Fall ist klar: Ich verlange eine fahrzeugangleichende Maßnahme. Die Kosten dafür müssen von der Autoversicherung übernommen werden. Sich als Ferrari-Fahrer identifizierende Menschen werden schon seit Jahrhunderten diskriminiert. Aufmerksame Leser werden merken: Das ist länger, als es die Automarke Ferrari überhaupt gibt. Derart skandalös ist das!

Wie Sie sehen, liebe Leser, kann man sich dem Thema der sogenannten Transsexualität humorvoll nähern. Was keinem Humor mehr unterliegen darf, ist geistig tot. Ich selbst musste mich übrigens bereits vor drei Jahrzehnten mit der Thema Transsexualität auseinandersetzen. Was aber heute rund um diesen Bereich geschieht, das fordert mich zu einigen kritischen Kommentaren und Gedanken heraus.

Frühere Zeiten

Aber zunächst ein Rückblick. Im Rahmen meines ausschweifenden Lebens, noch sehr jung, lernte ich am Ende einer langen Nacht frühmorgens in einer europäischen Großstadt in einer Disco eine Frau kennen. Oder sagen wir so: Die frühen 1990er Jahre waren noch Zeiten, wo man sich so gut wie immer sicher sein konnte: Was aussieht wie eine Frau und sich verhält wie eine Frau, ist auch eine. Hinzu kam: Sie war aus einem fernen Land auf einem anderen Kontinent, von dem man sowieso noch nie jemanden getroffen hatte und nicht wusste, wie da eigentlich die Männer und die Frauen aussehen. Das heutige Internet gab es noch nicht.

„Sogar in einer Zeit wie der heutigen, die von Intoleranz nur so strotzt, fallen diese Sprachvorschriften als kurios und absurd auf.“

Da ich ihre Sprache nicht konnte (das kommt tatsächlich auch bei mir vor, es gibt 6000 Sprachen auf der Welt), äußerte sie sich in gebrochenem Englisch. Es folgten bewegende Ereignisse und Zeiten. Dabei entstand bald in meinem Umfeld das Gerücht, irgendetwas mit ihr sei wohl anders als sonst; vielleicht sei sie ein Mann, einer gewesen oder ähnliches. Das bestätigte sie schließlich mit der Aussage in unnachahmlichem Stümmel-Englisch: „I operation". Man muss sagen, da war weit bessere Arbeit geleistet worden als heute meistens. Sie erwartete möglicherweise, dass ich auf die Information hin wütend oder enttäuscht wäre oder was auch immer, aber das trat nicht ein. Vielleicht war die Frau nicht echt, aber unsere Gefühle und Erlebnisse waren es. By the way, if you're still alive and read this, write to me.

Ich benutzte das Pronomen „sie", weil sich das vom Gang der Ereignisse, Kennenlernen usw., so entwickelt hatte. Manche Leute hörte ich „er" verwenden, das gefiel mit nicht; nie aber wäre in den 1990ern jemand auf die Idee gekommen, Pronomina vorzuschreiben und sogar Strafen für „misgendering" zu verhängen. In Kanada und anderswo ist das heute jedoch der Fall, ebenso wie beim „deadnaming", dem Benutzen eines früheren Vornamens, der auf das vormalige Geschlecht hindeutet. Intuitiv war in den damaligen liberalen Zeiten jedem klar, und es herrschte Konsens darüber, dass Toleranz gegen jede Geschlechtsidentität wichtig ist, dass aber Vorschriften über den Sprachgebrauch Eingriffe in die Meinungsfreiheit darstellen, also selbst intolerant sind. Man wäre nicht im Entferntesten auf die Idee gekommen, hier regulierend oder gesetzgeberisch einzugreifen. Sogar in einer Zeit wie der heutigen, die von Intoleranz nur so strotzt, fallen diese Sprachvorschriften als kurios und absurd auf.

Toleranz und Trans

Aber die Probleme gehen heute ja noch viel weiter. Es wird von den Besserwissern unserer Zeit als verwerflich angesehen, Menschen davor warnen zu wollen, per Operation ihr Geschlecht ändern zu lassen. Wobei ein Geschlechtswechsel in Wirklichkeit übrigens nicht klappt und nicht klappen kann: Man wird ein umoperiertes Wesen sein, aber nicht wirklich eine Frau bzw. nicht wirklich ein Mann. Eine echte Frau und einen echten Mann stellt nur die Natur her – soll man vielleicht nicht sagen, ist aber so. Selbst wenn es sich um Kinder und Jugendliche handelt, die mit dem Gedanken spielen, sollen kritische Anmerkungen verbannt werden. Das ist natürlich hochriskant, denn ohne offene Diskussion gehen junge Menschen womöglich einen fatalen Weg. Das zeigt sich immer wieder dann, wenn – was alle Naslang auch geschieht – sich Menschen zu Wort melden, die ihre Geschlechtsumwandlung bereuen.

„Wir brauchen keine Verengung der Diskussion darauf, dass jeder, der Zweifel äußert, als ‚transfeindlich‘ gebrandmarkt wird, sondern im Gegenteil eine Öffnung der Diskussion.“

Vielleicht wird tatsächlich manch einer so glücklicher, was ihm gegönnt sei – viele jedoch nicht. Davor möchte ich Menschen bewahren – an Toleranz, auch aufgrund meiner damaligen Erfahrung, mangelt es mir nicht. Auch meine damalige Affäre zeigte durch Gesten Skepsis bezüglich ihrer vollzogenen Entscheidung. So selten kann das anscheinend nicht sein. Deswegen brauchen wir keine Verengung der Diskussion darauf, dass jeder, der Zweifel äußert, als „transfeindlich" gebrandmarkt wird, sondern im Gegenteil eine Öffnung der Diskussion. Wer als Folge seines verbissenen Weltbilds das Kriminalisieren jeder Kritik vertritt und durchsetzt, macht sich zu einer Lobby von Fehlentwicklungen. In Schweden gab es eine dramatische Zunahme von Transgender-Operationen seit 2011, andere Länder melden ähnliche Zahlen, und dies kann keine biologische Ursache haben (Evolution ist schneckenlangsam), sondern muss mit dem Hype um das Thema zusammenhängen.

Transsexualität ist übrigens nicht zu verwechseln mit Intersexualität; letztere liegt vor, wenn durch eine Laune der Natur Merkmale der Geschlechter gemischt bei einem Menschen auftreten. Natürlich wollen wir diese Menschen in unserer Gesellschaft genauso akzeptieren wie jeden anderen.

Inneres Geschlecht?

Das führt auf die Frage, was Transsexualität eigentlich ist bzw. ob es so etwas wirklich in der postulierten Form gibt. Der Begriff wird bekanntlich so erklärt, dass eine Diskrepanz bestünde zwischen einem gefühlten Geschlecht und dem äußeren. Dabei sei das erstere das ‚wirkliche‘, das ausschlaggebende, das körperliche Geschlecht dagegen das untergeordnete. Manche Menschen seien also, um die gängige Phrase zu zitieren, „im falschen Körper geboren". Daraus folge, dass der Körper dem Geist angeglichen werden müsse – übrigens nie umgekehrt.

Das setzt voraus, dass es sowohl ein körperliches als auch ein ‚inneres‘ Geschlecht gebe. Diese seien bei den meisten Menschen in Übereinstimmung, bei manchen dagegen nicht – daher die Notwendigkeit der Operation, in gefährlichem Neusprech „Angleichung" des Geschlechts genannt.

So weit, so scheinbar einleuchtend, aber es gilt doch, kritisch einzuhaken. Was aber, wenn Geschlecht vor allem oder sogar ausschließlich etwas Körperliches wäre? Dann fiele das Gedankengebäude wie ein Kartenhaus zusammen. (Dass es in den jeweiligen Kulturen soziale Rollen von Geschlechtern gibt, können wir schnell gedanklich absondern – das ist nur Kultur und Äußerlichkeit, kann einem Wandel unterliegen.)

Zum Zwecke eines Gedankenexperiments möchte ich darüber nachdenken, was an mir, Jan Henrik Holst, männlich ist. Da fällt mir als erstes mein Geschlechtsteil ein. Hinzu kommen dann andere, wie die Biologen sagen, sekundäre Geschlechtsmerkmale, z. B. kein Busen, oder wo am Kopf Haare wachsen können. Ist aber zum Beispiel mein Zehennagel männlich, sagen wir der am linken Fuß am großen Zeh? Ich kann nichts besonders Männliches an ihm erkennen. Ist zum Beispiel meine Leber männlich? Auch kaum. Es wird schnell klar, wir müssen jetzt ans Innere kommen, an die Seele, letztendlich ans Gehirn.

„Der Clou ist, sich in Harmonie mit seinem Körper zu befinden oder sich auf den Weg dorthin zu begeben.“

Kann ein Gehirn männlich oder weiblich sein? Ich glaube eher nicht. Zwar ist eines durchaus wahr: Das Gehirn ist in die Steuerung von Hormonen involviert wie z. B. Testosteron im Fall eines Mannes. Das sind jedoch nur bestimmte Regionen. Abgesehen davon muss ein Gehirn sich mit dem Aufnehmen und Behalten von Fakten, mit Schlussfolgern, Handlungsoptionen, Entscheidungen und ähnlichem befassen. Das hat mit Geschlechtern überhaupt nichts zu tun, sondern es benötigt jeder. Was durchaus wahr ist, ist, dass sich mein Gehirn gerne mit komplexen analytischen Fragen beschäftigt – was eher bei Männern vorkommt – sowie die Großspurigkeit. Aber hier handelt es sich um Korrelationen und Tendenzen, nicht um Notwendigkeiten; auch bei Frauen kann so etwas auftreten, und die Grenze zum Klischee ist schnell überschritten. Obendrein gibt es auch einiges innen an mir, was öfter beim weiblichen Geschlecht auftritt – was aber ebenso wenig etwas besagt.

Auch kann ich mich fragen, worauf ich denn bezüglich des Verlangens ‚gepolt‘ bin, und da spüre ich, dass sich meine Begierde auf Frauen richtet. Ist das nicht ein toller Beweis, dass ich ein Mann bin? Nein, ist es nicht, denn dann könnte ich auch eine Lesbe sein – und damit eben eine Frau.

Antidiskriminierung und „falsche Körper“

Unterm Strich ergibt sich, dass eine Seele wohl kaum männlich oder weiblich ist. Dies wird kaschiert durch das ständige Herumreiten auf dem Thema Geschlecht, das unsere Zeit heimsucht, durch die von außen aufgezwungenen oder erwarteten sozialen Rollen, durch etwa 50 Prozent der Sprachen der Welt, die Wörter für „er" und „sie" unterscheiden (während die anderen ca. 50 Prozent ein gemeinsames Wort haben, beispielsweise Finnisch „hän“ oder Swahili „yeye“), und durch andere Faktoren.

Damit aber bröckelt die Vorstellung, man könne bezüglich des Geschlechts „im falschen Körper geboren" sein. Wenn man einen männlichen Körper hat, dann ist dieser richtig, und wenn man einen weiblichen Körper hat, ist dieser ebenfalls richtig; auch der Körper eines Intersexuellen, in dem sich weitere Varianten der Natur zeigen, ist richtig. Der Clou ist, sich in Harmonie mit seinem Körper zu befinden oder sich auf den Weg dorthin zu begeben. Falls das schwierig sein sollte, auch mit psychologischer Hilfe. Es ist eigenartig, wenn man in gewissen sich elitär dünkenden Kreisen in anderen Fragen zurück zur Natur will, z. B. bei der Lebensmittelerzeugung und bei der Nutzung erneuerbarer Energien, in dieser Frage jedoch die Natur nicht akzeptiert, sondern künstliche Hormone und das moderne Skalpell heranbemüht. (Alternativ könnte man auch von Demut sprechen, mit der man seinen Körper akzeptieren sollte, wie ihn für den religiösen Menschen Gott, für den nichtreligiösen die Natur geschaffen hat. Der Nachteil dieses Ansatzes liegt jedoch darin, dass er aus der Perspektive einer Pflichtauferlegung daherkommt. Psychologisch ist das kontraproduktiv.)

„Vielleicht möchte ein Dummer lieber intelligent sein. Er wird sich dann als ‚trans-intelligent‘ verstehen und vertreten, er habe Anrecht auf ein Spenderhirn.“

Was aber, wenn jemand wegen seines Geschlechts benachteiligt wird? Die Schlussfolgerung sollte keineswegs sein, das Geschlecht zu wechseln. Vielmehr soll man doch dann für eine Gesellschaft streiten, in der die Ungleichheit aufgehoben wird. Dies ist die glasklar auf der Hand liegende, und vorzuziehende, Alternative. Derartiges geschieht zurzeit beispielsweise im Iran.

Wir können auch so an die Dinge herangehen: Angenommen, man könnte tatsächlich bezüglich des Geschlechts „im falschen Körper geboren" sein, warum dann nicht auch bezüglich der Hautfarbe, bezüglich der Körpergröße in Zentimetern, oder bezüglich irgendeines anderen Faktors? Da läge doch dann eine Inkonsequenz vor. Tatsächlich ließ sich Michael Jackson die Haut bleichen, und aus dem Internet erfährt man von einer weißen Frau namens Martina Big, die lieber schwarz sein möchte und da künstlich nachhilft. Wieder lässt sich feststellen, dass anscheinend bei diesen Personen keine Harmonie mit den Fakten, wie sie ihnen die Natur gegeben hat, vorliegt. Und bezüglich eventueller unterschiedlicher Rechte gilt mutatis mutandis wieder, was schon bei den Geschlechtern gesagt wurde: Dann muss man die Gesellschaft verändern.

Oder könnte man dann nicht auch den Gedanken des Falschseins auf das Nicht-Äußerliche ausweiten? Vielleicht möchte ein Intelligenter lieber dumm sein. Oder umgekehrt, und eher wahrscheinlich: Ein Dummer möchte lieber intelligent sein. Er wird sich dann als „trans-intelligent" verstehen und vertreten, er habe Anrecht auf ein Spenderhirn. Den Erfolg einer entsprechenden Operation mit den bescheidenen chirurgischen Mitteln unserer Zeit können wir uns lebhaft ausmalen.

Ein Plan der Hampelkoalition sieht vor, dass man einmal im Jahr sein Geschlecht wechseln darf. Auf den ersten Blick sieht das progressiv aus. (Nur warum genau einmal im Jahr?) Sehen wir genauer hin. Es handelt sich um einen formal-bürokratischen Akt – in einem Land, das an Bürokratie sowieso stetig zulegt. Bislang war die Datenkrake Staat damit zufrieden, die meisten Bürger permanent als männlich oder dauerhaft als weiblich zu klassifizieren.

Lösungsvorschlag

Aber wozu muss der Staat überhaupt wissen, was für ein Geschlecht jemand hat? Wenn ich an mein bisheriges Leben zurückdenke, war dies vor allem dazu relevant, dass mir mit Ende 17 ein Bescheid ins Haus flatterte, ich solle mich zur Musterung melden. Wäre ich als weiblich registriert gewesen, wäre das nicht passiert. Später leistete ich Zivildienst. Die Information „männlich" diente also dazu, Männer besser zu diskriminieren. (Wobei an dieser Stelle einmal kurz an all diejenigen ukrainischen Männer gedacht werden muss, die die Ukraine nicht verlassen dürfen, sowie an all diejenigen russischen Männer, die durch die Teilmobilmachung als Kanonenfutter für Putins Wahnsinnskrieg herhalten müssen. Aber niemand nimmt davon Notiz; angeblich werden immer nur Frauen benachteiligt.) Ähnlich später im Leben: Wenn irgendwo „der Frauenanteil erhöht werden" soll, hat man als Mann die Gesäß-Karte gezogen. Zudem könnte für den Staat das Geschlecht für die Anrede in behördlichen Briefe relevant sein, also Herr/Frau, denn es gehört zur deutschen Kultur, dass man hier einen sprachlichen Unterschied macht. Das ließe sich jedoch leicht durch neutrale Formulierungen umgehen und ist eine reine Äußerlichkeit.

„Es geht den Staat überhaupt nichts an, was für ein Geschlecht ich habe. Das ist meine Privatsphäre, sogar meine Intimsphäre.“

Hier jetzt mein Vorschlag, und der ist ernst gemeint: Der Staat sollte überhaupt nicht mehr das Geschlecht von irgendjemandem erheben. Wenn alle gleiche Rechte haben, ist diese Information unnötig. Und wenn sie nicht gleiche Rechte haben, dann sollten doch genau diese gleichen Rechte hergestellt werden. Bei diesem Vorschlag werden zwar die Pseudogleichberechtiger (innen und außen) nach einigem Nachdenken zu heulen anfangen, weil jegliche Affirmative-Action-Maßnahmen und Quotenvorschriften nicht mehr zum Zuge kommen können. Aber nur, weil sie in Wirklichkeit Gleichberechtigung überhaupt nicht verstanden haben. Weil sie nicht viel mehr auf dem Kasten haben, als altes Unrecht, das es in vergangenen Jahrhunderten mal gab, durch anderes Unrecht zu ersetzen.

In deutschen Pässen steht auch nicht „weiß" und „schwarz". (In amerikanischen stand früher „Caucasian“, was „weiß“ heißen soll, oder „Black“.) Hautfarben stehen nicht drin, das ist auch unnötig, denn alle haben die gleichen Rechte, und das ist auch gut so. Beim Geschlecht können wir genauso verfahren. Die Abschaffung der Geschlechterregistrierung macht als Nebeneffekt die Möglichkeit des Wechselns einmal im Jahr unnötig – also genau das, wo hinein sich die Hampelkoalition jetzt verstricken will (als ob wir keine anderen Probleme hätten). Diese Reform-Idee ist eine Art Flucht nach vorne. Dann kann auch jeder, der unbedingt will, auf der transsibirischen Eisenbahn unterwegs sein; der Staat hält sich raus. Im Privatleben, z. B. in der Kneipe, kann dann jeder seine eigenen Geschlechtszuweisungen an sich selbst und anderen vollziehen.

Es geht den Staat überhaupt nichts an, was für ein Geschlecht ich habe. Das ist meine Privatsphäre, sogar meine Intimsphäre. Es ist dann relevant, wenn mal etwas Männerspezifisches krank sein sollte; zum Beispiel hört man zuweilen von der Prostata, und das damit irgendwann mal etwas sein kann. Ansonsten geht mein Geschlecht nur mich etwas an sowie die Frauen, mit denen ich im Bett bin.

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