21.04.2010

Fleisch essen ohne schlechtes Gewissen

Von Johannes Richardt

Vegetarische Ernährung ist nicht umweltverträglicher als Fleischkonsum und löst auch nicht das Welternährungsproblem.

In seiner lehrreichen und unterhaltsamen Kolumne „Mahlzeit“ im Radiofeuilleton des Deutschlandradio Kultur hat sich der Novo-Autor Udo Pollmer bereits den ein oder anderen populären Ernährungsmythos vorgeknöpft. Diesmal geht es um den angeblich zu hohen Fleischkonsum der Menschheit.
Der Kerngedanke seines aktuellen, als Audiostream zu hörenden Beitrages „Den Braten gerochen“ lautet: „Die populäre Vorstellung, es wäre besser die Menschheit vegetarisch zu ernähren, ist ein Trugschluss.“ Nicht nur die Fleischproduktion hat sich u.a. durch den erfreulicherweise steigenden Bedarf der Schwellenländer verfünffacht, auch die Effizienz der Herstellungsmethoden ist in den letzten Jahren z.B. durch züchterischen Fortschritt oder die Aufbesserung des Futters durch gentechnisch erzeugte Aminosäuren deutlich angestiegen. Benötigte man in der Vergangenheit noch 10 Kilo Getreide zur Herstellung eines Kilos Fleisches, so sind es heute nur noch 2,5 Kilo. Der weit verbreitete Mythos, das Welternährungsproblem lasse sich dadurch lösen, dass die Menschheit Weideland für Rinder dazu nutzen sollte, vegetarische Nahrung für den Menschen anzubauen, erweist sich als zu kurz gedacht. Obwohl es richtig ist, dass in Teilen der Welt Regenwald zur Schaffung von Weideland gerodet wird, stimmt es auch, dass die überwiegende Mehrheit der weltweiten Weidefläche (z.B. die argentinische Pampa, das Allgäu oder die kasachische Steppe) für die Getreide-, Obst- oder Gemüseproduktion nicht oder nur bedingt geeignet sind. Der populäre Vorstellung, man könne die in der Stallwirtschaft verwendete Tiernährung für die Ernährung des hungerenden Teiles der Menschheit nutzen, erteilt Pollmer ebenfalls eine Absage. So fressen Rinder zum Großteil Nahrung, die für den Menschen nicht verdaubar oder nicht nahrhaft ist: „Sie fressen Millionen von Tonnen an Weizenkleie, Erdnussschalen, Orangenabfällen, Biertreber oder Federmehl.“ Pollmer meint, dass den Hungerenden in erster Linie auf Grund hoher Marktpreise Nahrungsmittel vorenthalten werden. In diesem Zusammenhang kritisiert er die Erzeugung von Biodiesel. Ohne einen nennenswerten Anteil an der weltweiten Energieproduktion bereitzustellen, führt die Verwertung von Getreide für Biodiesel zu einem Anstieg der Weltmarktpreise für dieses Grundnahrungsmittel und trägt somit zur Verschärfung der Hungerproblematik bei.
Fazit: Nicht der Verzicht auf Fleischkonsum, sondern die Ausweitung effizienter Herstellungsmethoden, der kluge Einsatz von Ressourcen und nicht zuletzt technische Innovationen bei der Fleischproduktion weisen den Weg in eine Welt ohne Hunger.


Zum Audiostream des ca. dreieinhalb Minuten langen Kommentars „Den Braten gerochen“ geht es hier

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