02.01.2009

Energieeffizienz mit der Brechstange

Von Alexander Horn

Im Dezember 2008 haben die EU-Mitgliedsstaaten einen Vorschlag über die Haushaltsbeleuchtung gebilligt. Die dort definierten Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von Leuchtmitteln werden schrittweise zu einer Verbannung der Glühbirnen in der EU führen.

So soll der Stromverbrauch der EU um satte vier Prozent und damit der CO2-Ausstoß um etwa 30 Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt werden. „Mit diesem Beschluss setzen wir auch gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern ein Signal für die Verwendung effizienter Produkte,“ begrüßte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel die Entscheidung (www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen).

Wie die etwas unscharfe Formulierung von Gabriel bereits andeutet, geht es nicht darum, die Menschen mit Fakten von einem besseren Produkt zu überzeugen. In diesem Falle könnte die Politik getrost auf unsere Kosten-Nutzen-Abwägung bauen, denn sehr schnell würden wir uns für energieeffizientere Leuchten entscheiden, wenn sich deren Anschaffung lohnen würde. Dass die Politik meint, „innovativen“ Produkten nun per Gesetz zum Durchbruch verhelfen zu müssen, zeigt, dass sie offensichtlich weder der Wirtschaft noch den Menschen vernünftige Entscheidungen zutraut.

Gabriel sieht den EU-Beschluss eher als „Signal“: Energieeffizienz wird hier nämlich zum Dogma erklärt. Bei der Entscheidung gegen die Glühbirne werden Wirtschaftlichkeitsüberlegungen weitgehend ausgeblendet. Es scheint geradezu als unerheblich, ob es für die Glühbirne noch sinnvolle Anwendungen im Haushalt gibt (etwa für ein Kellerlicht, das nur 20 Stunden im Jahr brennt). Jede Glühbirne verbraucht schließlich fast fünfmal soviel Strom wie die Energiesparlampen, auch wenn sie nur etwa ein Zehntel kostet. Dem Konsumenten soll aber offenbar die Möglichkeit genommen werden, eine für ihn wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung zu treffen, denn bei seinen Überlegungen könnte er sich möglicherweise nicht am Dogma der Energieeffizienz orientieren.

Dieses bevormundende Eingreifen wird sicherlich auch aus den Erfahrungen mit energieeffizienten Kühlschränken genährt. Nach wie vor entscheiden sich viele Konsumenten nicht für die vergleichsweise teuren Kühlschränke der Effizienzklasse A++, sondern mehrheitlich weiterhin für die billigeren „Stromfresser“, und manch einer behält ganz und gar den alten. Das kommt nicht von ungefähr, denn in vielen Fällen lohnt sich der Kauf eines teuren A++ Gerätes bei wirtschaftlicher Betrachtung von Anschaffungs- und Unterhaltskosten nicht. Der Versuch des Bundeswirtschaftsministeriums, den Absatz zumeist deutscher Kühlschränke im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise mit 150 EUR zu fördern, wirkt wie eine verzweifelte Maßnahme, die am Markt vorbei entwickelten Produkten doch noch unters Volk zu bringen.

Nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos müssten die Bürger aber nicht damit rechnen, dass die Polizei zur Kontrolle von Lampen ausschwärme, denn schließlich könne die Politik „keine Polizisten in jede Wohnung schicken“ (Focus 8.12.08). Wahrscheinlich ist es aber auch hier lediglich das Effizienzdenken und nicht etwa das Recht auf Privatsphäre, das uns vor diesem Eingriff schützt.

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