18.01.2016

Auf dem Weg zur Krebsheilung

Kommentar von Ella Whelan

Bei der ersten Patientin gibt es nach einer neuen Behandlung keine Anzeichen von Krebs mehr. Wissenschaft und Medizin können Unglaubliches leisten. Selbstauferlegte Grenzen und die Angst vor Risiken werden dabei allerdings zum Hindernis.

Eine wundervolle Geschichte sorgte in den letzten Wochen für Schlagzeilen in Großbritannien: Die einjährige Layla Richards, die bereits seit einem Alter von 14 Wochen gegen Leukämie angekämpft hatte, wurde jetzt als „krebsfrei“ eingestuft. [1] Nach einigen Behandlungsversuchen mittels Chemotherapie hatte man den Eltern, Lisa Foley und Ashleigh Richards, erklärt, dass der Krebs zu aggressiv sei, um ihn erfolgreich heilen zu können. Anstelle von weiteren Therapieversuchen solle Layla palliativmedizinisch behandelt werden. Die Ärzte rieten der Familie, die verbleibende Zeit mit Layla gemeinsam zu Hause zu verbringen.

Die Eltern waren jedoch nicht bereit, so einfach aufzugeben. „Wir haben die Ärzte gefragt, ob man nicht alles erdenklich Mögliche ausprobieren kann, selbst, wenn es zuvor noch nie getestet wurde.“ [2] Schließlich beschloss eine in Eile einberufene Ethikkommission, den Ärzten grünes Licht für eine spezielle Behandlung zu geben, die bisher nur in Laborversuchen mit Mäusen Erfolg zeigte. Im Gegensatz zur herkömmlichen Chemotherapie, die willkürlich Zellen tötet, verwendet die neue Behandlungsmethode genetisch veränderte und weiterentwickelte Zellen. Der britische Gesundheitsdienst NHS erklärt dies folgendermaßen:

„Die Behandlungsmethode fügt gesunden T-Zellen neue Gene hinzu, um diese für den Kampf gegen Leukämie zu rüsten. Bestimmte Gene werden mithilfe von molekularem Werkzeug so präzise bearbeitet, dass die T-Zellen auf zwei spezielle Arten funktionieren. Die Zellen werden erstens für starke Medikamente zur Bekämpfung von Leukämie, die die Zellen normalerweise abtöten, unsichtbar, und zweitens werden die Zellen so umprogrammiert, dass sie gezielt die Leukämiezellen bekämpfen.“ [3]

„Die Wissenschaftler spielen Gott und ermöglichen Großartiges“

Die Behandlungsmethode mit den genetisch modifizierten „Superzellen“ hat bei Layla angeschlagen und alle Anzeichen einer Krebserkrankung zum Verschwinden gebracht. Obwohl sie in Zukunft immer noch medizinisch überwacht werden muss und weitere Behandlungen nötig sein werden, ist das Wichtigste, dass sie jetzt eine Zukunft hat.

Wissenschaftler und Ärzte spielen Gott. Und das ist fantastisch. Falls es jemals ein Symbol für den Nutzen menschlicher Innovation und Technologie gab, dann ist es mit Sicherheit dieses niedliche kleine Mädchen, das in ihrem Kinderbett herumtollt. Dass das Risiko so hoch und die medizinische Technologie so neu war, ist umso mehr ein Grund zum Feiern. Und obwohl die Berichte zögern, schon jetzt von einer Krebsheilung zu sprechen, bin ich mir sicher, dass ihre Eltern und Geschwister froh sind. Welche ein wunderbarer Moment für die Wissenschaft und die Medizin.

Wichtiger noch: Dieser Fall zeigt beispielhaft, wie grenzenlos die Möglichkeiten der Menschheit sind, wenn sie in die Natur eingreift, sie manipuliert und kontrolliert. Hier wurden menschliche Zellen in einer Weise verändert, wie man es sonst nur von Superhelden aus einem Comic kennt. Es ist eine unglaubliche Errungenschaft: Jetzt haben wir die Möglichkeit, uns in unsere Genetik einzumischen, uns zu verbessern, stärker zu machen, krankheitsresistent zu werden. Die Ärzte und Laylas Familie sind ein Risiko eingegangen, als sie sich für diese Therapie entschieden haben. Dieser trotzige Schritt in die Dunkelheit hat sich ausgezahlt. Es zeigt uns unser Potenzial, die Welt zu verändern – einschließlich der Funktionsweise unseres Körpers.

„Es steht absolut in unserer Macht, Krebs zu heilen.“

Laylas Geschichte sticht hervor in einer Zeit, in der die menschlichen Eingriffe in die Welt, in die Natur gerne als Problem aufgefasst werden. Angesichts einer alternden Bevölkerung beklagen viele eher die ansteigende Ressourcenbelastung, als dass sie sich über die höhere Lebenserwartung freuen. Anstatt sich für bessere Forschung auf dem Gebiet der Energiegewinnung einzusetzen und effizientere Möglichkeiten der Nutzung unserer Energieressourcen zu entdecken, rufen Umwelt-Aktivisten dazu auf, die Produkte des Fortschritts – Autos, Elektrizität, Gas – aufzugeben, um den Planeten zu retten. Sei es aus Angst vor ökologischen Auswirkungen oder vor Konsequenzen, die genetische Modifikationen mit sich bringen sollen – heute herrscht großes Zögern vor, Risiken einzugehen. Laylas Geschichte beweist allerdings herzerfrischend, dass wir durch das Eingehen von Risiken und durch das Experimentieren unser Leben verändern und verbessern können.

Inmitten heutiger Schwarzmalerei und der allgemeinen Misanthropie erinnert Laylas Geschichte an das Spiked-Motto: „Die Menschheit ist unterbewertet“. Die Behandlung Laylas zeigt, dass es absolut in unserer Macht steht, Krebs zu heilen. Wir sollten aufhören, auf die Menschheit hinabzublicken, als sei sie nur eine Belastung natürlicher Ressourcen, und uns stattdessen dafür feiern, was wir wirklich sind – eine Kraft zur Veränderung. Menschliche Errungenschaften zeigen, dass wir Essen klonen, künstlich befruchten, neue Arten der Energie erfinden können, und jetzt möglicherweise auch, dass wir eine der tödlichsten Krankheiten heilen können, die der Menschheit bekannt sind. Das einzige, was uns bei der Erreichung unserer Ziele im Wege steht, sind die Grenzen, die wir uns selbst auferlegen.

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