„Wir sitzen auf gepackten Koffern“

Datum/Zeit:

28. November 2019, 19:00 Uhr

Ort:

Café Manstein, Mansteinstr. 4, 10783 Berlin-Schöneberg (Nahe S+U Yorckstr.)

Eintritt:

frei

Gibt es einen neuen Antisemitismus in Europa?

Das Gespenst des Antisemitismus geht wieder um in Europa. Es war immer da, doch lange nicht mehr so sichtbar wie heute.

Am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, erreicht die Chronik judenfeindlicher Übergriffe in Deutschland einen tragischen Höhepunkt: Ein rechtsextremer Attentäter will bis an die Zähne bewaffnet eine Synagoge stürmen und erschießt dann in der Innenstadt von Halle zwei unschuldige Menschen. Die Gläubigen entgehen dem Blutbad nur, weil die Türen der Synagoge von innen verriegelt sind.

Vielleicht markiert der Anschlag von Halle ein neues Ausmaß der Gewaltbereitschaft - ein Einzelfall ist der Vorfall nicht. Antisemitische Übergriffe sind in Deutschland an der Tagesordnung: Ein jüdischer Schüler muss wegen ständiger Beleidigung und Übergriffen die Schule wechseln. Ein israelischer Tourist wird auf offener Straße attackiert, weil er hebräisch spricht.

Die Statistiken der Polizei bilden das Problem schon lange nicht mehr ausreichend ab, aber Initiativen wie RIAS legen alarmierende Zahlen vor: Über 1000 antisemitische Vorfälle zählte die Recherchestelle 2018 allein in Berlin.

Je nach politischer Gesinnung ist der Verantwortliche ein anderer. Die viel zitierten Zahlen des BKA scheinen zu zeigen, dass der Großteil aller Fälle auf das Rechtsextreme Milieu deutet.  Andere sehen das Hauptproblem in einem „importierten“ Antisemitismus, der vor allem unter Muslimen verortet wird. Dort gehöre der Hass auf Israel und die Juden zur politischen Identität. In linken Kreisen werden antikapitalistische Reflexe mit der Solidarität für „Palästina“ verknüpft und in der Mitte der Gesellschaft finden sich alle Formen des Judenhasses als unterschwelliges Vorurteil wieder.

Doch wer hat nun Recht? Gibt es überhaupt einen „neuen“ Antisemitismus, oder haben wir es womöglich nur mit einer Spielart des völkischen Rassismus zu tun? Gehen deutsche Medien offen genug mit dem Thema Antisemitismus um? Gibt es eine politische Antwort auf das Problem, oder müssen europäische Juden Ihre Kippa bald endgültig absetzen?

Darüber wollen wir mit Ihnen in unserem Berliner Salon diskutieren. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Referenten

  • Benjamin Mehle, Freiblickinstitut e.V.,
  • Daniel Poensgen von Rias (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin).

Mit freundlicher Unterstützung von: