01.03.2000

Zur Sache

Von Thomas Deichmann

Feminisierung. Leitartikel der Novo-Ausgabe 46.

In den 60er- oder 70er-Jahren hätte wohl kaum eine Vertreterin der Frauenbewegung zu glauben gewagt, dass die CDU sich einmal die Feminisierung der Gesellschaft auf die Fahnen schreiben würde. Doch genau das ist inzwischen der Fall. Zwar hat Frauenpolitik unter Rot-Grün noch einmal an Fahrt gewonnen, es war aber die alte schwarz-gelbe Koalitionsregierung, die dieser Entwicklung auf die Sprünge half. Frauenministerinnen, -beauftragte, -förder- und schutzprogramme sind keine rot-grüne Erfindung. Bevor sich aber Feminismus und Konservatismus (früher hätte man gesagt Links und Rechts) versöhnen konnten, vollzog sich auf beiden Seiten ein Sinneswandel.
”Feminine” (weiche) Werte finden heute in fast jeder Lebenssphäre viel größere Anerkennung als ”männliche” (harte). Das ist allerdings weniger ein Ergebnis der Überwindung der ”Frauenunterdrückung” als Folge der Abkehr von hohen Erwartungen, von Rationalität und Ehrgeiz und anderen ehemals positiv besetzten Werten. Dieser Kulturwandel ist ganz und gar geschlechts-unspezifisch und betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Das zeigt sich nicht zuletzt an der zunehmenden Invasion des Staates in die Privatsphäre und der damit einhergehenden Revision des Rechtssystems. Auch darum geht es in unserem aktuellen Schwerpunkt.
Im hinteren Teil des aktuellen Heftes haben wir mehrere Seiten dem ersten Jahrestag des NATO-Kriegs gegen Jugoslawien gewidmet. Ausgewiesene Experten schildern das Schachern um Macht und Einfluss in einer zunehmend militarisierten westlichen Welt.


Eine anregende Lektüre wünscht


Thomas Deichmann
Chefredakteur

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