09.06.2011

„Wider die Angstkultur“ (Teil 2: Display of Affection)

Von Helge Fischer

ATELIER: Mit den Werken der Serie "Wider die Angstkultur" untersucht und kritisiert der Berliner Designer Helge Fischer Ängste und kulturelle Unsicherheiten in den gegenwärtigen westlichen Gesellschaften. "Display of Affection" ist ein Statement zur Risikowahrnehmung in zwischenmenschlichen Beziehungen

Wir leben scheinbar in sehr unsicheren Zeiten. Wir fühlen uns bedroht durch den weltweiten Terror, japanische Atomkraftwerke, Antibiotika-resistente Bakterien oder muslimische Zuwanderer. Landauf, landab warnen Experten, Moralprediger oder Umweltaktivisten vor den vielfältigen Gefahren der modernen „Risikogesellschaft“. Wir sollen Angst haben, lautet die immer gleiche Botschaft: Angst vorm Klimawandel, vor kriminellen Jugendlichen, vor Flüchtlingswellen, vor neue Technologien, vor beruflicher Unsicherheit oder vor zwischenmenschlichen Beziehungen. Unsere kulturelle Umgebung befeuert Angstgefühle und beeinflusst, wie wir Angst erleben und mit ihr umgehen.

Der Berliner Designer Helge Fischer (www.hfischer.info) untersucht mit seinen Arbeiten diese „Angstkultur“ (1) und zeigt auf, wie sie unser Verhalten beeinflusst und sämtliche menschliche Beziehungen fundamental verändert. Welchen Preis zahlen wir dafür, dass wir nicht unseren Ängsten ins Auge sehen, sondern vielmehr versuchen, jedes mögliche Risiko zu vermeiden? Wie sollten wir auf individuellem und gesellschaftlichem Level mit unseren Ängsten umgehen? Im ersten Teil der Serie “Safe Cuddling” hinterfragte Fischer den zunehmend paranoiden Umgang mit Kleinkindern in westlichen Gesellschaften. Der dritte und letzte Teil der Serie über die Angst vorm Klimawandel wird innerhalb der nächsten Wochen bei NovoArgumente Online veröffentlicht.

Teil 2:Display of Affection.


Display of Affection (dt. “Zuneigungsbildschirm”) zum Beispiel ist ein technologisches Gerät, mit dem man aus der Geborgenheit seines Zuhauses Nachbarn oder Passanten auf der Strasse virtuell streicheln und liebkosen kann. Es besteht aus einer Kamera mit einem starken Zoom und einem Bildschirm. Der Bildschirm zeigt das Live-Kamerabild welches von der Aufnahme einer liebkosenden Hand überlagert wird. Der Nutzer kann nun seinen Bedürfnissen nach zwischenmenschlicher Nähe nachkommen ohne das Risiko eingehen zu müssen, eventuell abgelehnt, enttäuscht oder emotional verletzt zu werden.


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Display of Affection from Helge Fischer on Vimeo.



Wie weit möchten wir uns mittels technologischen Medien von der Welt zu distanzieren um uns sicher zu fühlen? Wie können wir sinnvollerweise unser Bedürfnis nach Intimität mit unserem Bedürfnis nach Schutz vor Enttäuschungen ausbalancieren?

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