01.07.1999

Warum Elfenbeinhandel Elefanten schützt

Kommentar von Roger Bate

Roger Bate über die Wiederaufnahme des Elfenbeinexports.

Mitte April sollten fast 34 Tonnen Elfenbein von Namibia, Botswana und Simbabwe nach Japan verfrachtet werden. Der Handel im Wert von 5 Millionen US-Dollar wurde vor fast zwei Jahren eingeleitet. Der Abschluß des Kaufvertrag ist das Resultat eines zeitraubenden Versuchs, das 1989 verhängte Embargo gegen den internationalen Elfenbeinhandel zu brechen. Im Februar wurde jedoch bekannt, daß eine amerikanische Tierschutzorganisation den Export in Mißkredit bringen wollte, um weitere Ausfuhren zu stoppen. Argumentiert wurde mit Beweismaterial, welches insgeheim von einer Sondereinheit der südafrikanischen Polizei, deren Aufgabe es ist, gegen Wilddiebe vorzugehen, zur Verfügung gestellt wurde.

Die Staaten im südlichen Afrika haben keinen Aufwand gescheut, um eine begrenzte Wiederaufnahme des Elfenbeinhandels durchzusetzen – gegen die Opposition von internationalen Interessengruppen, die als Folge eine unkontrollierte Abschlachtung von Elefanten befürchteten. George Hughes, Vorsitzender des “Natal Parks Board” in Südafrika, und andere konnten Skeptiker aber davon überzeugen, daß das Handelsverbot, welches auf Grundlage des UN-Artenschutzabkommens (CITES) vor zehn Jahren verhängt wurde, wieder aufgehoben werden sollte. Während eines CITES-Treffens in Harare, Simbabwe, im Juli 1997 stimmte die Mehrheit der Mitgliedstaaten für die Wiederaufnahme eines begrenzten und kontrollierten Elfenbeinhandels. Die Zweidrittelmehrheit, die für die Aufhebung des Handelsverbotes notwendig war, wurde erreicht.

Tierrechtler versuchen nun, Initiativen der Ausfuhr-Befürworter zu sabotieren. Die in den USA ansässige Organisation “International Fund for Animal Welfare” (IFAW) untergräbt dabei die Position von Regierungsbehörden. Im April bereitete die IFAW eine Medienkampagne vor, die neueste Beweise über Wilddiebe präsentieren sollte. Ziel war es, den Handelsvertrag mit Japan zu torpedieren.
Im Februar forderte Peter Mokaba, südafrikanischer Umweltminister, eine Untersuchung der Aktivitäten der südafrikanischen “Endangered Species Protection Unit” (ESPU) – einer speziellen Polizeieinheit gegen Wilderei. Vor einem Jahr nahm die finanzschwache ESPU eine Zahlung von 460.000 US-Dollar von der IFAW entgegen. Nach Auskunft von Mokaba war das Geld für die Mitarbeiterausbildung gedacht. In Wirklichkeit wurde es jedoch genutzt, um Datenmaterial über Elfenbeindiebstahl in Afrika zu sammeln. Diese Informationen wurden für die IFAW-Kampagne gebraucht. Niemand, auch nicht Mokaba, ist gegen die Erhebung von Informationen über Wilderer. Das Problem ist jedoch, wie Mokaba sagte, “daß die ESPU ihre wahren Motive weder den Südafrikanern noch anderen afrikanischen Staaten offen und ehrlich darlegte”. Chris Styles, stellvertretender Direktor der südafrikanischen “Rhino and Elephant Foundation”, erklärte seinen Rücktritt als IFAW-Berater und beklagte die politischen Auswirkungen der IFAW-Finanzierungsmethoden. Besondere Sorge bereitete ihm, daß die Organisation Verträge mit ausländischen Lobby-Organisationen eingegangen war.
Im Rahmen des ESPU “Jumbo-Projekts” wurden Daten zu Wilddieberei in ganz Afrika gesammelt. Der nicht veröffentlichte Bericht war von einer Tierrechts-Rhetorik durchtränkt, die behauptete, Wilddieberei sei abnormes Verhalten, vergleichbar sogar mit Vergewaltigungsdelikten. Derartige Rhetorik ist für eine Polizeibrigade ungewöhnlich. Hinzu kommt, daß das Beweismaterial auffällig spärlich war. Die naheliegende Schlußfolgerung lautet, daß das Problem so gravierend gar nicht ist. Der IFAW vermittelte jedoch genau das gegenteilige Bild.

Die Lockerung der Ausfuhrverbote verkompliziert in der Tat die Überwachung des illegalen Elfenbeinhandels. Dennoch sind die Sicherheitsmaßnahmen, wie sie von der CITES gefordert und von den Regierungen in Simbabwe, Botswana, Namibia und Japan umgesetzt werden, gut durchdacht und können – ein für die beiden erstgenannten Staaten wichtiger Aspekt – mit Hilfe der Einnahmen aus dem legalen Elfenbeinhandel umgesetzt werden.
Der Elfenbeinhandel und die Wilddieberei sind nicht die größten Gefahren für afrikanische Elefanten. Die Lebensräume der Elefanten werden primär durch das Bevölkerungswachstum eingeschränkt. Die Folge ist ein Konkurrenzkampf zwischen Elefanten und afrikanischen Kleinbauern. Unter solchen Bedingungen töten die Bauern verständlicherweise Elefanten, weil diese ihre Felder zertrampeln und Dörfer zerstören. Hierin liegt der Hauptgrund für die rückläufige Zahl an Elefanten in Gebieten wie Kenia und Tansania. Dennoch ist der Elefant keine bedrohte Spezies: Es leben über 500.000 Tiere in ganz Afrika.

Die Handelsbeschränkungen von 1989 haben indes zu einer Zunahme der Wilddieberei in manchen südafrikanischen Staaten geführt, weil Mittel, die zuvor aus den Einnahmen des Elfenbeinexports zur Verfügung standen und zur Finanzierung der Sicherheitskräfte eingesetzt wurden, ausblieben.
In Simbabwe zeigt sich hingegen, daß die Bevölkerung sehr bewußt mit Elefanten umgeht, weil diese für sie einen Wert darstellen. Elefanten bieten zusätzliche Einnahmequellen und neue ländliche Beschäftigungsmöglichkeiten. Bauern in Simbabwe verschließen – anders als ihre Kollegen im Norden – auch nicht die Augen vor Wilddieberei. Aus diesem Grund sollte der Handel mit Elfenbein wieder aufgenommen werden. Wilddieberei wird es in Afrika geben, solange die verarmte Bevölkerung um das eigene Überleben kämpfen muß.
Obwohl der legale Handel mit Elfenbein den Tod von Elefanten zur Folge hat, kann es der bessere Weg sein, die Tierart zu schützen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß Handel mit Elfenbein hinsichtlich der Elefantenbestände nachhaltig ist und für die Afrikaner dringend benötigte Einnahmen sichert.

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