29.10.2014

Neuer Antisemitismus

Kurzkommentar

Israel und die Juden wieder als Sündenbock?

Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas sorgt erst einmal für Ruhe an der unmittelbaren Kriegsfront. Der bei uns ausgetragene Konflikt über die Frage, wie wir zu Israel stehen, ist dagegen nicht beendet.
Harsche Kritik an Israel wird unterdessen auch von liberalen oder linken Intellektuellen, wie z.B. dem Publizisten und Journalisten Jakob Augstein geäußert. Sie kommt zu einer Zeit, da das Land auch außenpolitisch zunehmend unter Druck gerät, Israelis und Juden, die in Deutschland leben, spüren und fürchten ihre wachsende Isolation. Daran dürfte auch die im September von höchster Stelle unterstützte Demonstration gegen Antisemitismus in Berlin nichts ändern.

Warum ist die anti-israelische Stimmung so stark und wie ist der Nahhostkonflikt wirklich zu verstehen? Die meisten Kritiker weisen den Vorwurf des Antisemitismus entschieden von sich. Trotzdem können sie kaum bestreiten, dass sich hinter der Israelkritik nicht selten eine Dynamik verbirgt, die an alte, hässliche Vorurteile erinnert. Dazu gehört die Vorstellung, alles Böse ginge vom jüdischen Staat aus. Das Verlangen, einen Schuldigen für Kriege, Unruhen oder Terror in einer zunehmend unüberschaubaren Welt zu finden, ist so einfach wie falsch.

Wir wenden uns gegen den Trend, Israel zum Sündenbock oder zum neuen Schurkenstaat der Welt abzustempeln. Wir lehnen die Stigmatisierung von Ländern (Israel), Religionen (Juden oder Moslems) oder auch Berufsgruppen (Banker) ab. Die tragische Situation im Nahen Osten und die Zusammenhänge zwischen der deutschen und der jüdisch-israelischen Geschichte sind komplex. Einfache, vorgegebene Reaktionsmuster werden uns nicht helfen, sie zu verstehen.

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