29.10.2014

Neuer Paternalismus

Kurzkommentar

Das Zeitalter der Lifestyle-Regulierung

Volkserzieher und Weltverbesserer – staatlich oder nichtstaatlich – mischen sich mit Verboten, Regeln und Vorschriften in immer mehr Lebensbereiche ein. Bereits seit einigen Jahren liegt ein Fokus der Arbeit der NovoArgumente-Redaktion auf der Kritik dieses Trends zur immer engmaschigeren Regulierung ehemals als privat erachteter Verhaltensweisen. Der Glaube an Freiheit und Autonomie des Einzelnen ist auf dem Rückzug. Offenbar vertrauen immer weniger Menschen auf ihre Fähigkeit, Risiken selbst zu beurteilen und angemessen zu kontrollieren.

Vor diesem Hintergrund hat der neue Paternalismus leichtes Spiel, wie aktuelle Debatten um die Regulierung des Glücksspiels, der Prostitution oder des Tabakkonsums zeigen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten setzt paternalistische Politik nur noch selten auf nackten Zwang und polizeiliche Repression. Sie kommt heute eher mit sanfter Hand daher und bedient sich einer therapeutischen Sprache. Das Mittel der Wahl: Manipulation. Angeblich wohlmeinende Eliten möchten die Menschen „anschubsen“, die für sie richtigen Entscheidungen zu treffen, d.h. etwa „gesünder“, „nachhaltiger“ oder „bewusster“ zu leben – gleichwohl ohne die Menschen zu fragen, ob sie das überhaupt möchten.

Das Endresultat des neuen Paternalismus ist das gleiche wie bei seinen älteren Brüdern: entmündigte Bürger, gespaltene Familien, verunsicherte Gemeinschaften und weniger Freiheit. Wir haben größere Sorgen als die Einschränkung unseres Rechts zu rauchen, zu trinken oder zu spielen, wie und wo wir wollen. Heute wird uns das mit der Aufklärung gewonnene Recht genommen, ein selbsttätig denkender, moralisch autonomer Mensch zu sein

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