03.06.2010

Palmöl: Wenn Transparenz, dann richtig!

Von Steffen Hentrich

Mit einem Antrag zur Änderung der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung fordert die Grüne Bundestagsfraktion eine besondere Kennzeichnung von Palmöl in der Zutatenliste von Lebensmitteln. Damit reagieren die Abgeordneten auf eine jüngst von verschiedenen Umweltorganisationen durchgeführte Kampagne gegen die Verwendung von importiertem Palmöl.

Diese Kampagnen und das Lobbying europäischer Bauern haben bereits in der Vergangenheit dazu geführt, dass die in der EU-Richtlinie „Erneuerbare Energien“ aufgenommenen Nachhaltigkeitskriterien für die Herstellung von Biomasse zur energetischen Verwendung systematisch zu einer Benachteiligung von Palmölimporten aus südostasiatischen Ländern führten. Obwohl mehrere unabhängige Untersuchungen dem Palmöl eine bessere Ökobilanz bescheinigten als anderen Pflanzenöle, so eine aktuelle Studie des Jenaer Forschungsinstituts Globecon, würde die methodisch schwer nachvollziehbaren Lebenszyklusanalyse der EU Referenzwerte für Biodiesel aus Palmöl angeben, die weit unter denen des von europäischen Landwirten angebotenen Rapsöls liegen.

Tatsächlich konnten die Autoren der Studie dem Palmöl eine dem Rapsöl weit überlegene Flächenproduktivität und damit fast den dreifachen flächenbezogenen Energieertrag bescheinigen. Dadurch sind jedoch bei der Palmölnutzung auch unter Berücksichtigung von Transportemissionen weit höhere Reduktionen von Treibhausgasen (THG) als bei Verwendung von europäischem Raps möglich. Palmöl hält demnach den europäischen Referenzwert von 35 Prozent THG-Reduktion ein, Raps von deutschen Äckern dagegen nicht. Da die EU in ihrer Bewertung auch das Thema Düngung und die energetische Nutzung von Ölpalmen-Residuen vernachlässigt, kommt Palmöl hinsichtlich seiner Klimaschutzwirkung wesentlich besser weg als alle anderen Pflanzenöle. Auch hinsichtlich der Gefahr für die Biodiversität, der aktuelle Hauptvorwurf der Anti-Palmöl-Kampagne, sollte nach Ansicht der Globecon-Autoren berücksichtigt werden, dass ein signifikanter Teil der Ölpalmen-Plantagen auf lange zuvor gerodeten und anderweitig landwirtschaftlich oder derzeit nicht genutzten Flächen angelegt wurde. Der überwiegende Teil der gerodeten Regenwaldfläche sei dagegen anderen Nutzungen durch Infrastruktur, Siedlungen, Industrie und Infrastruktur zum Opfer gefallen. Mehrere Jahrzehnte nutzbare Palmölplantagen wiesen zudem einen wesentlich größeren Artenreichtum auf als jedes europäische Rapsfeld. Bei Diskussionen um den Einfluss des Biomasseanbaus auf die wirtschaftliche Situation in den Entwicklungsländern wird nach Ansicht der Autoren stets unterschlagen, dass die neugeschaffene Einnahmequelle viel mehr Wohlstand für die einheimische Bevölkerung verspräche, als die von vielen Umweltschutz- und Entwicklungshilfeorganisationen romantisierte Subsistenzwirtschaft.

Es ist nicht das Palmöl oder jedes andere Pflanzenöl per se, dessen Produktion ökologisch oder sozial ungewollte Konsequenzen erzeugt. Es sind die Subventionen und gesetzliche Biokraftstoffquoten, die einen Nachfragedruck erzeugen, durch den mehr Bioenergieträger erzeugt werden als die Marktakteure von sich aus produzieren würden. Ohne marktverzerrende Eingriffe des Staates müssten die Verbraucher den Preis für die Nutzung der knappen Ressourcen des Anbaus voll bezahlen und hätten die Alternative auf kostengünstigere, also ressourcenschonendere Alternativen auszuweichen. Konsequent wäre es deshalb, wenn die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen die Kennzeichnung subventionierter Lebensmittel forderte. Davon hätten die Verbraucher gute Gründe die Hände weg zu lassen. Und am besten sie würde die Abschaffung der Biokraftstoffquote gleich mit fordern. Das wäre die Transparenz die wir Verbraucher brauchen.

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