08.07.2022

Macht Wokeness krank?

Von Adrian Müller

Titelbild

Foto: Pug50 via Flickr / CC BY 2.0

Die besonders in den USA verbreitete woke Ideologie kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken, weil sie ihre Anhänger in Opfer- und Täterschubladen presst.

Wer sich Videos woker Aktivisten für „Soziale Gerechtigkeit“ ansieht, wird sich fragen, ob diese Personen nicht Opfer psychischer Probleme sind. Zwar ist nur eine radikale Minderheit von derart extremen Verhaltensstörungen befallen. Dennoch sind negative Auswirkungen von Wokeness auf die psychische Gesundheit nicht zu unterschätzen.

Insbesondere junge „Linke“ sind viel stärker als alle anderen Gruppen von Wokeness beeinflusst. Der Statistiker Zack Goldberg hat aktuelle Daten von Pew Research über psychische Gesundheit in den USA ausgewertet und die Ergebnisse auf Twitter veröffentlicht. Gemäß der Statistik wurde bei 56,3 Prozent der weißen „linken“ Frauen im Alter von 18 bis 29 bereits einmal ein psychologisches Problem diagnostiziert. Bei weißen „linken“ Männern waren es 33,6 Prozent. Die entsprechenden Werte sind im konservativen Lager nur halb so hoch: 27,3 und 16,3 Prozent.

Was passiert, wenn psychisch anfälligere Menschen der Wokeness ausgesetzt sind? Vermutlich spielt die ideologische Prägung eine wichtige Rolle: Woke Ideologie beinhaltet nicht nur vage Gesellschaftsutopien, sondern gibt auch die Form des Denkens und des Verhaltens vor. Dieses Denken widerspricht den Erkenntnissen aus der Kognitiven Verhaltenstherapie. Es ist von kognitiven Verzerrungen, pessimistischer Weltsicht und Verantwortungslosigkeit geprägt. Daher ist ein Konflikt mit psychischer Gesundheit plausibel.

In der woken Weltsicht gilt Folgendes: Deine Gefühle sind „valide“. Falls du dich als „marginalisierte Person“ verletzt fühlst, wurdest du auch wirklich verletzt. Niemand soll die Ursache hinter den Gefühlen anzweifeln dürfen. Du selbst bestimmst daher, was als schädlich empfunden wird. „Safe-Space“-Ideologie, Cancel-Culture und Trigger-Warnungen sollen dich und deine Gefühle schützen. Jede mögliche Situation kann Mikroaggressionen beinhalten. In „Coddling of the American Mind“ beschreiben Jonathan Haidt und Georg Lukianoff diese Entwicklung an den Universitäten. Menschen werden so zu hochfragilen „Schneeflocken“ erzogen. Alles unter der Maxime, dass alles, was sich unangenehm anfühlen kann, vermieden werden muss. Jeder habe ein Anrecht darauf, seine Gefühle zu schützen.

„Durch woke Ideologie werden die Menschen jeder Möglichkeit zu autonomer Veränderung und Selbstwirksamkeit beraubt.“

Was deiner Identitätsgruppe in der Vergangenheit angetan wurde, ist der Kern deiner Identität: Das ewige „Opfer“. Du wirst immer Teil eines „Opferkollektivs“ bleiben. Wenn du privilegiert bist, definiert dich deine kollektive Identität als „Täter“. Du sollst deine Privilegien reumütig anerkennen und mittels „Allyship“ Abbitte leisten.

Alles Leben ist ein Kampf um die Vorherrschaft innerhalb intersektionaler Unterdrückungshierarchien. Deine Probleme sind allein durch das unfaire System verursacht und daher kannst du sie nur lösen, indem du das System bekämpfst. Absichten spielen für die Beurteilung von Verhalten kaum eine Rolle und wenn doch, dann ist es legitim, dem Gegenüber die schlechtesten unterstellen. Zur Problemlösung brauchst du bei deinen Vorstellungen keine Kompromisse zu akzeptieren.

Durch woke Ideologie werden die Menschen jeder Möglichkeit zu autonomer Veränderung und Selbstwirksamkeit beraubt. Dies schadet vor allem denjenigen, denen es angeblich helfen soll. Kindern wird beigebracht, dass sie, falls sie nicht privilegiert/weiß sind, aufgrund von „strukturellem Rassismus“ in ihrem Leben keine echten Chancen haben. Dadurch fällt es ihnen schwerer, Vertrauen in ihr Potential zu entwickeln. Etwaige Schwierigkeiten, Rückschläge und sogar Alltagsprobleme werden als Beleg für strukturellen Rassismus gesehen. Die natürliche Widerstandsfähigkeit wird untergraben. Beim „Antirassismus“ gilt, dass nicht die Entwicklung eigener Fähigkeiten, sondern die Umverteilung von „Privilegien“ und damit verbundene erzwungene Ergebnisgleichheit („racial equity“) der Schlüssel zum Erfolg ist. So werden Leute dazu gebracht, sich selbst in erlernter Hilflosigkeit als chancenlos zu betrachten.

Da der Weg zu Status in woken Ideologien damit verbunden ist, wie sehr man – intersektional betrachtet – unterdrückt ist, wird bereits Kindern die Opferrollen-Denkweise beigebracht. Wie belastend dieses woke Denkweise sein kann, beschreibt die Künstlerin Kimi Katiti in ihrem Video.

„Erprobte traditionelle Psychotherapie wird von woker, ‚kulturell affirmierender Psychotherapie‘ verdrängt.“

Doch wozu dient dieses Denken? Woke Indoktrination soll Menschen unzufrieden machen, um sie als Aktivisten mit neu erwachten „kritischem Bewusstsein“ zu rekrutieren. Durch geschickte Manipulation werden die Leute in den woken Kult eingeführt, wie James Lindsay erklärt. Laut Lindsay sind meist psychopathische Individuen die treibende Kraft dabei. Statt ihre Schwächen, Verletzungen und Probleme anzuerkennen, projizieren diese Aktivisten ihre eigene Pathologie nach außen, um sich nicht der komplizierten Realität stellen zu müssen: Nicht ich persönlich bin es, dem etwas fehlt, sondern die Welt ist verdorben und diese Verdorbenheit ist Ursache meines Leidens, meiner Unzufriedenheit und meiner Unfähigkeit, meinen Platz auf dieser Welt zu finden. Wäre die Welt nicht so korrumpiert, könnte ich gut in ihr leben.

Nur eine Minderheit denkt von Anfang in diesem Sinne psychopathisch, doch diese Denkweise wird von den Aktivisten als „Utopie“ erfolgreich verkauft. Normale, tendenziell sensible Menschen werden in psychologisch, emotional und spirituell manipulierte „Allies“ verwandelt, die nicht mit der Realität umgehen können. Gerade bei empathischen weißen Frauen nimmt woke Ideologie großen Einfluss. Die Angst vor Abweisung, die Suche nach Anerkennung und die Bereitschaft, sich für Schwache einzusetzen, werden ausgenützt. Die vorgeworfene Komplizenschaft an „systemischer Unterdrückung“ führt zu zunehmenden Selbsthass und Schuldkomplexen, was wiederum Depressionen verstärken kann.

In der Verantwortung eines jeden Psychotherapeuten liegt es, jedwede psychischen Probleme kompetent zu behandeln und Patienten nicht für politische Zwecke auszunützen. Leider gefährdet woke Ideologie mittlerweile auch die Integrität der psychotherapeutischen Arbeit. Erprobte traditionelle Psychotherapie wird von woker, „kulturell affirmierender Psychotherapie“ verdrängt. Da sich amerikanische Unis in woke Echokammern verwandelt haben, werden künftige Psychotherapeuten in ihrer Ausbildung indoktriniert. Gleichzeitig nimmt die Zahl von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen in den USA alarmierend zu. Kompetente Psychotherapeuten werden daher in Zukunft noch wichtiger sein. Der Einsatz gegen Wokeness ist wichtig für die psychische Gesundheit.

jetzt nicht

Novo ist kostenlos. Unsere Arbeit kostet jedoch nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Unterstützen Sie uns jetzt dauerhaft als Förderer oder mit einer Spende!