19.06.2012
Lebensmittelpanik: Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
Von Jörg Weigand
BIBLIOTHEK: Für Jörg Weigand ist "Wer hat das Rind zur Sau gemacht?" ein politisch hoch brisantes Buch. Es beschäftigt sich mit der Frage, wie und von wem Lebensmittelskandale erfunden und benutzt werden – von BSE bis Ehec. Er wünscht dem hervorragenden Buch die weiteste Verbreitung
Um es vorweg zu sagen: Dies ist ein Buch, das jeder gelesen haben muss, der – Öko oder nicht, Vegetarier, Fleischesser, Veganer, Diätfetischist oder Asket – über Arten und Unarten unserer Ernährung in unserer Gesellschaft mitreden will oder glaubt, mitreden zu müssen. Dabei ist dieses Buch keineswegs ein „Aufregerbuch“ im Sinne von Gift im Essen oder „Ampel“ für Zucker, Fett usw. in Lebensmitteln, sondern es ist schlicht und einfach ein politisches Buch – ein politisch hoch brisantes Buch, denn es setzt dort an, wo gemeinhin die allwissenden Besserwisser für gesunde Ernährung mit ihrer Kritik mit einem Mal schweigen, da die Schere im Kopf greift: Am Wirken der Interessenverbände wie Landwirtschaftkammern oder Tierschützer, der Parteien und Umweltorganisationen wie Greenpeace, Foodwatch usw. Kurz: Dies ist ein Buch, bei dem die Autoren glücklicherweise die „political correctness“ vergessen, aus dem Vollen ihrer Erkenntnisse schöpfen und somit den Leser daran teilhaben lassen. Zum Inhalt:
Wer erinnert sich nicht an die Lebensmittelskandale „à la carte“: Acrylamid in Pommes bzw. Cumarin in Backwaren wie Zimtsternen usw. oder Dioxin in Eiern frei laufender Hühner; wer denkt nicht mit Unbehagen zurück an angekündigte Katastrophen wie Schweinegrippe oder Rinderwahnsinn. Ein anderes Thema ist die „Impfkatastrophe bei der Maul- und Klauenseuche“ oder der „Super-GAU des Wahnsinns: Die BSE-Krise“ bzw. „EHEC: Die angekündigte Krise“. Und schließlich – hier mag mancher der Leser sich die Augen reiben – kommen Themen zur Sprache, die gänzlich unerwartet auftauchen: „Eine Nation sieht rot: Grüne Gentechnik“ und „Biologische Landwirtschaft – der gescheiterte Traum“. Wie man sieht, ist dies ein Buch, deren Autoren kein Blatt vor den Mund nehmen. Wer sind diese vier Autoren? Bitte schön:
Udo Pollmer: Der 1954 geborene studierte Lebensmittelchemiker arbeitet seit 1981 als selbständiger Wissenschaftsjournalist. 1995 gründete er das „Europäische Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaft“ (EU.L.E.) in München. Seine oft in Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten geschriebenen Bücher sind regelmäßig Bestseller. Der Autor ist häufig Gast in Talkshows und sorgt dort für lebhafteste Diskussionen.
Andrea Fock: 1981 in Hamburg geboren, studierte Biologien, langjährige Mitarbeiterin des NDR, seit 2009 Chefredakteurin des „Eulen.-Spiegels“, der Fachzeitschrift des von Pollmer geleiteten Münchener Instituts.
Jutta Muth: Diplom-Oecotrophologin und Wissenschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig für das EU.L.E-Institut arbeitet.
Monika Niehaus: Die 1951 geborene promovierte Diplom-Biologin arbeitet hauptberuflich als naturwissenschaftliche Übersetzerin und ist langjährige Co-Autorin von Udo Pollmer.
Zusammengefasst: Hier hat sich eine Gruppe von Experten zusammengetan und weist nach sorgfältigen Recherchen im Bereich Lebensmittelsicherheit und Gesundheit auf das eklatante Versagen der öffentlichen Hand, der Parteien und der privatrechtlichen Interessenbünde hin. Das Ergebnis dieser Recherchen ist erschreckend, bestürzend, alarmierend – doch die Frage ist: Wer wird diesen Alarm – aufgeschreckt durch die Lektüre – beachten? Von denen, an die diese Vorwürfe gerichtet sind und die sie direkt betreffen? Wahrscheinlich niemand, steht zu befürchten, denn allzu viel Vorteile sind aus Katastrophenmeldungen zu ziehen, allzu viel Geld kann damit gemacht und allzu viel Einflussnahme erreicht werden. Wer Katastrophen herbeiredet, sie geradezu schafft bzw. zumindest ihr Herannahen propagiert – weswegen sollte er auf das hören, was solche Experten sagen? Wer sägt sich schon selbst den Ast ab, auf dem er sitzt?
Freilich: Anders sieht es aus für den Verbraucher, den direkt Betroffenen, den systematisch belogenen und betrogenen, also manipulierten Verbraucher. Er sollte, er muss sich informieren, er muss Einzelheiten wissen. Ihm sei dieses Buch ans Herz gelegt. Und sei es nur deswegen, damit er bei den nächsten Katastrophenankündigungen nicht reflexartig zusammenzuckt, sondern klug abwartend reagiert.
Ich wünsche diesem Buch weiteste Verbreitung!