23.07.2015

Radio Freiblick: „Toleranz ist, wenn es wirklich wehtut“

Interview mit Clemens Schneider

Der Gründer und Geschäftsführer des Thinktanks Prometheus – Das Freiheitsinstitut Clemens Schneider spricht mit dem Autor Kolja Zydatiss über die Toleranz. Politische Korrektheit hat zu Unrecht einen schlechten Ruf, findet Schneider. Bisweilen werden aber Grenzen überschritten

Wie weit geht Toleranz? Darf man auch die Intoleranz tolerieren? Gibt es Grenzen der Meinungsfreiheit? Mit solchen Fragen befasst sich Clemens Schneider, Geschäftsführer der Denkfabrik Prometheus – Das Freiheitsinstitut, im Interview mit Kolja Zydatiss für Radio Freiblick. Generell findet Schneider, dass wir uns nicht in die Richtung einer Tugenddiktatur bewegen. Die Politische Korrektheit dient grundsätzlich dazu, freundlich miteinander umzugehen. Die Meinungsfreiheit sollte aber großzügig ausgelegt werden.

Intoleranz entsteht häufig dann, wenn sich Menschen über sich selbst oder ihre Überzeugungen unsicher sind. „Ich denke, dass eine ganz wichtige Voraussetzung für Toleranz darin besteht, dass man sich seiner eigenen Position sicher ist.“ Wer unsicher ist, der fürchtet tendenziell jeden Widerspruch, der empfindet inhaltliche Abweichung als persönlichen Angriff. „Intolerant sind zum Beispiel Menschen, die ihre eigenen Ängste verstecken möchten, indem sie ein Feindbild aufbauen. Wenn Menschen sich selbst akzeptieren, dann akzeptieren sie vielleicht auch Menschen, die anders sind als sie.“

Und so verwerflich die Leugnung des Holocausts ist, kann man durchaus hinterfragen, ob es zu den Aufgaben des Staates gehört, die Holocaustleugnung zu verbieten. Ein anderes heißes Thema ist das Schleierverbot. Dass verschleierte Frauen unter Umständen nicht als Lehrerinnen angestellt werden, mag sein, aber das hat nicht der Staat zu entscheiden. „Ich bin gegen das Schleierverbot, weil mir die armen Nonnen leidtun.“

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