01.06.2004

IN EIGENER SACHE

Von Thomas Deichmann

Liebe Novo-Leser,

Liebe Novo-Leser,


auf eine Kommentierung politischer Entwicklungen in meinem Leitartikel möchte ich diesmal verzichten. Stattdessen wende ich mich „in eigener Sache“ an Sie. Es geht um die Zukunft unseres / Ihres Magazins. Ich möchte Sie auffordern, uns bei seiner Entwicklung zu unterstützen. Wie die alternative taz brauchen auch wir immer wieder „Anschubhilfen“ unserer Leser, um die Verbreitung unseres analytischen und meinungsbildenden Magazins zu steigern.
Lassen Sie mich kurz beschreiben, wie wir arbeiten: Zahlreiche Leser glauben, wir residierten im Frankfurter Messeturm und verfügten über einen großen Mitarbeiterstab, der von Mäzenen, einem großen Verlag oder einer Stiftung ausgehalten werde. Andere denken, wir produzierten ein Massenblatt und lebten prächtig davon. In Wirklichkeit wird Novo seit mehr als zehn Jahren von einer kleinen Gruppe von Journalisten, Grafikern und anderen Helfern fast ausschließlich ehrenamtlich produziert. Autorenhonorare hat es bei uns noch nie gegeben, und unsere Redaktion existiert nur virtuell – sprich: ein Redaktionsbüro gibt es nicht, die Organisation des kompletten Heftes erfolgt über das Internet.
Unsere Arbeitsweise hat den Vorteil, dass wir unsere geistige und materielle Unabhängigkeit uneingeschränkt bewahren können. So passt Novo seit mehr als einem Jahrzehnt in keine der gängigen Schubladen und ist dabei immer lesenswert geblieben. Aber auch für uns gelten gewisse Regeln des Markts; außerdem wollen wir unsere Ideen noch breiter zirkulieren und ihnen in wichtigen Debatten größeres Gehör sichern.
Wir sind nämlich der Überzeugung, dass einiger Schaden hätte abgewendet werden können, wenn Bürger, Meinungsbildner und Politiker im Lande häufiger und vor allem früher über unsere Ideen nachdächten – sei es zu globalen oder nationalen Themen. Viele Missstände, die inzwischen eklatante Form annehmen, haben wir schon vor Jahren untersucht und benannt. Hierzu zählen die Entmündigung der Bürger in einem Klima wachsenden gegenseitigen Misstrauens sowie die Tendenz, in der Außen- und Militärpolitik verloren gegangene politische Autorität neu unter Beweis zu stellen. Und wir weisen auch heute immer wieder auf problematische Trends hin, die vielen noch gar nicht als solche erscheinen. Wir verstehen uns dabei als Skeptiker und aufgeklärte Humanisten, die lieber selber denken, statt bekannte Ideen in neuer Verpackung zum Besten zu geben. Wir halten Novo für ein wichtiges Medium, das über ein theoretisch und empirisch fundiertes Verständnis der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte verfügt und daher konkrete Trends und Zeitgeisterscheinungen in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext stellen kann.
Doch über unsere Ideen reflektieren kann freilich nur, wer Novo kennt. Hier liegt ein Problem: Unsere Auflage beträgt erst 1500 Exemplare, etwa ein Drittel davon geht an unsere Abonnenten, ein paar hundert Hefte werden verkauft oder finden über Sonderverteiler ihre Leser. Entsprechend eng gesteckt ist unser Budget. Doch obwohl wir kaum einen Cent für Werbung ausgeben können, wächst unsere Leserschaft langsam, aber stetig – insbesondere in den letzten Monaten verzeichnen wir regen Zuspruch. So sind allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres knapp 50 neue Abonnenten hinzugekommen. Diesen Prozess möchten wir beschleunigen und Sie deshalb dazu einladen, Novo zukünftig nicht nur als ein interessantes Magazin, sondern auch als Ihr eigenes Projekt anzusehen – ein Projekt, das das Ziel verfolgt, der politischen Kultur im Lande wieder auf die Sprünge zu helfen. Daher meine Bitte: Werden Sie Förderabonnent oder regulärer Abonnement! Und falls Sie bereits dazugehören: Helfen Sie uns, neue Leser zu finden. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis zum Jahresende unsere Abonnentenbasis deutlich zu vergrößern. Zu diesem Zweck haben wir auch davon abgesehen, die vorliegende Ausgabe als Doppelheft herauszugeben. Wir wollen Ihnen regelmäßig alle zwei Monate neuen Diskussionsstoff liefern. Auch auf unserer Website wollen wir einiges verändern. Doch wir brauchen Ihre Mithilfe, um mit diesen Vorhaben zügig voranzukommen. Nutzen Sie den geistigen Freiraum, den Novo bietet. Wenn Sie Vorschläge haben, die zur Verbesserung und / oder größeren Verbereitung des Magazins beitragen können, melden Sie sich bitte direkt bei mir. Unsere Abonnenten werde ich in den nächsten Wochen noch einmal direkt anschreiben, um Sie über unsere Vorhaben zu informieren.


Ich hoffe auf Ihr Engagement und wünsche eine anregende Lektüre, Ihr


Thomas Deichmann
Chefredakteur

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