25.01.2010

Filmtipp: „Die Armutsindustrie”

Die Psychologisierung der Arbeitslosigkeit schreitet auch in Deutschland voran.

In der aktuellen Ausgabe von NovoArgumente (104, 1-2 2010) beschreibt Novo-Autorin Susanne Ahrens in einem Erfahrungsbericht ihre ernüchternden Einblicke in die therapeutische Industrie der Arbeitslosenberatung. Der lesenswerte Artikel „Fast Beraterin für hoffnungslose Arbeitslose“ zeigt dabei, wie sich die Beratungs- und Vermittlungsindustrie bei der Rekrutierung neuer Angestellter der selben quasi-therapeutischen Rollenspiele und Kreativ-Übungen bedient, die sie später auch bei ihren Kunden anwendet. Das Erschreckende nach Meinung der Autorin ist, mit welcher Selbstverständlichkeit die Bewerber dabei die Anforderungen dieser Psychospiele bereits verinnerlicht haben. Unsere Autorin resümiert: „Jeder Sektenfürst wäre entzückt ob dieser Schleimbacken.“
Wie Brendan O`Neill unlängst in Novo103 bemerkte, schreitet die Entpolitisierung der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger (Individual-)Psychologisierung dieses gesellschaftlichen Problems immer weiter voran. Sein Urteil: „Der Sozialstaat macht aus Arbeitslosen Kranke.“
Novo wird sich auch in Zukunft weiter dieses Themas annehmen und möchte den Lesern für weitere Recherchen die sehenswerte ARD-Reportage „Die Armutsindustrie“ empfehlen. Diese Dokumentation liefert teilweise teilweise geradezu groteske Einblicke in das Milliardengeschäft mit der Psychologisierung der Arbeitslosigkeit. So werden Arbeitslose mit fadenscheinigen therapeutischen Argumenten z.B. dazu eingespannt, wochenlang gebrauchte Puzzle auf ihre Vollständigkeit zu überprüfen. Die halbstündige Reportage “Die Armutsindustrie”kann in drei ca. zehnminütigen Teilen auf Youtube angesehen werden.

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