01.11.2006

Editorial

Von Thomas Deichmann

Harsches Klima - In Großbritannien und Australien sind jüngst von vermeintlich seriösen Zeitgenossen Forderungen erhoben worden, gesetzlich gegen „Klimawandel-Leugner“ vorzugehen. Ebenso wenig, wie es erlaubt sei, den Holocaust infrage zu stellen, dürfe man künftig jenen, die Zweifel daran hegen, ob der anhaltende Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 zur Erwärmung der Erdatmosphäre mit katastrophalen Folgen für das Leben auf der Erde führt, eine öffentliche Plattform bieten.

Wenn Sie nun denken, hierzulande seien wir weit entfernt von solchen geistigen Irrungen, täuschen Sie sich. Die Bezeichnung „Klimawandel-Leugner“ wird auch hier immer populärer. Zwar hat noch niemand die Forderung nach polizeilichen Repressionen erhoben oder Vergleiche mit dem Holocaust angestellt. Die missionarische Engstirnigkeit in den Klimadiskussionen und das mitunter autoritative Denunzieren oder Zensieren von Wissenschaftlern und Publizisten, die von den misanthropischen „Klimathesen“ (nach denen der böse Mensch das „natürliche Klima“ ruiniert und deshalb kürzer, wenn nicht ganz abtreten sollte) nicht überzeugt sind, sind jedoch auch hierzulande üblich geworden – nicht zuletzt, weil sich im Schlepptau der Panikmache schon eine ganze Armada von „Expertengruppen“ eingerichtet hat, die sich die Bälle gegenseitig zuspielen. Derzeit huldigen sie einmütig Al Gores Umweltschocker Eine unbequeme Wahrheit. Gore schildert darin die angeblich unausweichlich katastrophalen Auswirkungen einer anhaltenden Erderwärmung. Dass das Nationale Hurrikanzentrum der USA ausgerechnet für 2006 deutlich weniger Wirbelstürme vorhergesagt hat, tut der globalen Filmfeier keinen Abbruch.
Wie harsch in Deutschland mit Kritikern solcher oft plakativen Erderwärmungs- und vor allem der Erwärmungsfolgenhypothesen umgesprungen wird, konnte der dänische Statistiker Bjørn Lomborg schon 2002 erfahren, als sein Buch Apocalypse No! auf Deutsch erschien. Lomborg stellte fundiert, sachlich und unaufgeregt eine ganze Reihe von ökologistischen Glaubenssätzen infrage, erntete dafür aber reichlich Kritik und Verachtung. Seither hat sich das Bild gefestigt, dass man nicht ganz richtig im Kopf sein kann, wenn man Prognosen einer unaufhaltsamen Verschlechterung unserer Lebensgrundlagen infrage stellt. Bezeichnend dafür ist, dass vor kurzem die Veranstalter einer Tagung einen „Klimaskeptiker“ suchten, der unter dem Arbeitstitel „Klimawandel und pathologische Leugner“ oder so ähnlich referieren sollte. Dass es nicht um einen offenen Meinungsaustausch gehen sollte, ist evident. Angesichts solcher Zustände sollte man die Frage stellen, was gefährlicher ist: ein paar Grad Erderwärmung oder die anhaltende Verramschung und Vernagelung unserer politischen Kultur und intellektuellen Freiheit …
In der neuen Novo-Ausgabe finden Sie Beiträge von Edgar Gärtner und Hanna Thiele, die sich mit nicht gerade populären Ansätzen dem Klimawandel und der florierenden deutschen Umweltbürokratie widmen. Dass es auch an anderer Stelle lodert, zeigt unser zweites Schwerpunktthema: Als Resultat einer anhaltenden Terrorparanoia gehen fundamentale rechtsstaatliche und demokratische Prinzipien schleichend vor die Hunde. Ganz besonders froh sind wir, Ihnen hierzu einen bedeutenden Artikel von Winfried Hassemer, dem Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts, bieten zu können.
Lassen Sie sich bitte nicht von diesen und anderen Zeitgeistern eintüten (oder die Laune verderben). Versuchen Sie gegenzusteuern, wo immer sich die Gelegenheit bietet. Wir unterstützen Sie nach besten Kräften.


Anregende Lektüre, schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr wünscht Ihr




Thomas Deichmann
Chefredakteur

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