20.10.2009

Die Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke ist notwendig und verantwortbar

Kommentar von Ludwig Lindner

Sie ist notwendig und verantwortbar. Hierfür gibt es zahlreiche gute Argumente und Gründe.

Die Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke ist aus folgenden Gründen notwendig und verantwortbar:

1. Die Laufzeitverlängerung ist notwendig, weil es bis heute kein Konzept für bezahlbaren Ersatzstrom für die Grundlast gibt, der Strom also teuer im Ausland gekauft und teuer hertransportiert werden müsste.

2. Die deutschen Kernkraftwerke vermeiden 150 Mio. t CO2/Jahr, so viel wie der gesamte Straßenverkehr abgibt. Das kommt der Umwelt zugute. Man braucht keine CO2-Zertifikate.

3. Deutsche Kernkraftwerke haben weltweit den höchsten Sicherheitsstandard.
Jedes Jahr sind mindestens 5 deutsche Kernkraftwerke unter den „Top Ten“ der Welt. Jährlich wird jedes deutsche KKW über mehrere Wochen mit einem Aufwand von über 25 Mio. EUR von über 1000 Fachkräften inspiziert, wobei sehr viele Teile ausgetauscht werden. Jährlich so „runderneuerte“ Kernkraftwerke sind daher sicherer als zu Betriebsbeginn. Deshalb sind Bezeichnungen wie „Schrottreaktor“ unseriös und falsch.

4. Auch das Kernkraftwerk Krümmel erfüllt die hohen internationalen Sicherheitsstandards. Die Trafoschäden haben überhaupt nichts mit der nuklearen Sicherheit zu tun. Trafoschäden gibt es auch bei der Deutschen Bahn und in anderen Industrien.

5. Die angebliche Anhäufung von Störfällen in deutschen Kernkraftwerken ist eine Legende, die von den Kernkraftgegnern, z.B. Sigmar Gabriel verbreitet wird.
Tatsache ist: In der Statistik der deutschen Kernkraftwerke für die letzten 15 Jahre gab es 2158 gemeldete Ereignisse. Davon gehörten 96,6 Prozent zu INES 0, des Weiteren 3,3 Prozent zu INES 1, und nur 3 Ereignisse waren Störfälle nach INES 2.
Nach der sogenannten INES-Skala (International Nuclear Event Scale): INES 0: keine oder nur geringe sicherheitstechnische Bedeutung, INES 1 ist eine Störung: Abweichung vom Normalbetrieb der Anlage, INES 2 ist ein Störfall: Auswirkungen innerhalb der Anlage, z.B. Kontamination, begrenzter Ausfall von Sicherheitseinrichtungen. (Unterweser 1998, Philippsburg 2x 2001) www.buerger-fuer-technik.de/body_ines_-skala_zur_bewertung____.html

6. Absicherung gegen Flugzeugabstürze: Gegen den Aufprall von militärischen Düsenjets sind die deutschen Kernkraftwerke ausgelegt. Gegen voll beladene Passagierflugzeuge sind die deutschen Kernkraftwerke unterschiedlich gut abgesichert, bieten aber durchweg einen gewissen Grundschutz. Viele der Kernkraftwerke um Deutschland herum sind gar nicht gegen Flugzeugabstürze ausgelegt. Gegen Terroristen sind auch große Fußballstadien, das Oktoberfest in München, Chemieanlagen und Raffinerien nicht abgesichert. Hier helfen nur Sicherheitspersonal in den Flugzeugen und geschlossene Cockpits, wie es die Israelis erfolgreich praktizieren.
html www.buerger-fuer-technik.de/body_schutz_von_terroristischen_ang

7. Andere Länder sind von ihrer Ausstiegspolitik abgerückt: Italien hat seinen Kernenergieausstieg rückgängig gemacht und plant den Bau neuer Kernkraftwerke. Schweden, das 1980 beschlossen hatte, bis 2010 vollständig auszusteigen, ist dabei, die Leistung aller zehn Kernkraftwerke zu erhöhen. Alle Anlagen haben unbefristete Betriebsgenehmigungen. Die Regierung beabsichtigt, den Ersatz von Altanlagen durch Neubauten zuzulassen. Die Niederlande hatten ihr einziges Kernkraftwerk 2003 (nach 30 Betriebsjahren) abschalten wollen. Stattdessen verlängerten sie die Laufzeit auf 60 Jahre und diskutieren den Bau neuer Anlagen. Belgien, das vor wenigen Jahren die Laufzeit seiner Kernkraftwerke auf 40 Jahre begrenzt hatte, hat die Laufzeit seiner Kernkraftwerke um 10 Jahre verlängert.

8. Laufzeiten der sonstigen Kernkraftwerke im Ausland: in den USA haben bereits 54 der 104 Kernkraftwerke eine Laufzeitverlängerung auf 60 Jahre erhalten. Die Schweizer Kernkraftwerke haben eine unbefristete Betriebsgenehmigung. Desgleichen die 59 Kernkraftwerke in Frankreich; sie müssen sich aber alle zehn Jahre einer Sicherheitsüberprüfung unterziehe. Die Kernkraftwerke in Finnland haben Betriebsgenehmigungen für 50 Jahre bzw. 60 Jahre. Auch in Ungarn und Russland wurden die Laufzeiten von Reaktoren verlängert.

9. Zur Endlagerung: Rund 95 Prozent der nuklearen Abfälle sind schwach- oder mittelradioaktiv. Für sie ist die 2014 als Endlager in Betrieb gehende Ex-Erz-Grube Konrad im Bau. Die Technik der Endlagerung der übrigen, hochradioaktiven und damit Wärme abgebenden 5 Prozent ist seit langer Zeit durchgerechnet und bezahlbar (weit unter 1 ct pro kWh,) das zugehörige Endlager „Salzstock Gorleben“ ist nach den bisherigen Untersuchungen geeignet und auch durch Vereinbarung zwischen der Rot-Grünen Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen vom 14.6.2000 so bestätigt. Die weitere Erkundung von Gorleben ist seit 1998 politisch gestoppt.
Die Finanzierung der gesamten nuklearen Entsorgung ist seit 1979 gesichert.

10. Kostenvorteile durch längere Laufzeiten der Kernkraftwerke in Deutschland nach verschiedenen Berechnungen:
1. Vorteile bei einer Laufzeitverlängerung um 10 Jahre bei einem Strompreis von 51 EUR/MW E.ON 8,3 Mrd. , RWE 6,3 Mrd. EUR, EnBW 3,8 Mrd. EUR (Landesbank Baden-Württemberg LBBW. Handelsblatt 29.09.09, Kurzinfos aus Energie, Wissenschaft und Technik Nr. 290)
2. Nach Gutachten der Unternehmensberatung Frontier Economics betragen die volkswirtschaftlichen Vorteile der deutschen KKW bis zu 10 Mrd. EUR pro Jahr. (Dr.Gerd Jäger , RWE Vorstandsmitglied, atw 54.Jg.(2009 S.429), Kurzinfos
aus Energie, Wissenschaft und Technik Nr.288)
3. Prof.Dr.Pfaffenberger Univ. Bremen bei einer Laufzeitverlängerung der 17 deutschen Kernkraftwerke von bisher 32 Jahren auf 40 Jahre ergeben sich zusätzliche Gewinne von 61 Mrd. EUR für alle deutschen KKW der Stromversorger. (Kurzinfos aus Energie, Wissenschaft und Technik Nr.279/1).


Die beträchtlichen „Gewinne“ durch eine längere Laufzeit sind für die Arbeitsplätze in unserer Wirtschaft wichtig, da sie in Konkurrenz im globalen Wettbewerb stehen, die billigen Strom aus Kernkraftwerken haben (in USA 1,1 ct/kWh in der Erzeugung). Die Gewinne sollten nicht den erneuerbaren Energien zugute kommen. Diese sind genug subventioniert. Der heutige technische Stand der Erneuerbaren Energien (vor allem der Solarzellen) rechtfertigt keinen breiten Markteinsatz, da eine Wettbewerbsfähigkeit nicht erreichbar ist. Die Gewinne aus der Laufzeitverlängerung sollten für Kindergärten, Schulen und der Ausbildung der Jugend verwendet werden.

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