08.07.2009

Alle Trafos abschalten?

Kommentar von Ludwig Lindner

Am 4. Juli 2009 erfolgte im Kernkraftwerk Krümmel eine Reaktorschnellabschaltung infolge eines Schadens an einem Transformator. Es trat keine Radioaktivität nach außen aus. Die Politik reagierte denoch alarmistisch.

Am 4. Juli 2009 erfolgte im Kernkraftwerk Krümmel eine Reaktorschnellabschaltung infolge eines Schadens an einem Transformator. Dieser befindet sich außerhalb des eigentlichen Kernkraftwerkes und hat also nichts mit dem eigentlichen Kernreaktor zu tun. Ebenfalls durch Trafoschäden wurden am 28. Juni 2007 im Abstand von wenigen Stunden die Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel abgeschaltet. Diese Schnellabschaltungen waren meldepflichtige Ereignisse, die auf der Stufe Null der internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen in Kernkraftwerken eingestuft wurden. Sie hatten demnach keine oder nur geringe sicherheitstechnische Bedeutung. Nach dieser Bewertung war auch die Schnellabschaltung von Krümmel vom 4. Juli ein Ereignis der Stufe Null. Bei keinem dieser Ausfälle trat Radioaktivität nach außen auf.

Alle Kraftwerke haben Transformatoren, auch Kohlekraftwerke, Windkraftwerke, Wasserkraftwerke, und auch im ICE gibt es Trafos. Alle Transformatoren funktionieren nur mit dem Risiko von Kurzschlüssen. Wenn Sie im Internet „Trafoschäden“  googeln, finden Sie viele Beispiele, und nicht nur die der Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel.

Wenn Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und die für die Atomaufsicht zuständige Schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht glaubwürdig sein wollen, müssten sie die Abschaltung aller Anlagen mit Transformatoren fordern, also auch der Wasserkraftwerke. Statt zu polemisieren und die Abschaltung von Krümmel und weiteren Kernkraftwerken zu fordern, sollte sich Gabriel mit den Fakten befassen.

Alle, auch die kleinsten Vorkommnisse in Kernkraftwerken müssen gemeldet werden – im Gegensatz zu anderen Kraftwerken – sie sind sogenannte „meldepflichtige Ereignisse“. Diese werden nach der INES-Skala der IAEA (Internationale Atomenergie-Kommission) bewertet. Die INES-Skala (siehe: www.bfs.de/kerntechnik/ereignisse/ines.html) erfasst alle Vorgänge in deutschen Kernkraftwerken, von dem ausgefallenen Relais, einer lockeren Schraube, einer nicht schaltbaren Reservepumpe bis zu echten Großstörungen (Stufe 7: z.B. Tschernobyl).

Dadurch entsteht in der Öffentlichkeit der Eindruck, dass laufend Störungen in den Kernkraftwerken aufträten, in anderen Kraftwerken jedoch nicht. Dies entspricht nicht der Realität, selbst bei Windkraftanlagen können sich Unfälle ereignen. So etwa, als sich am 2. Juli bei Brieske-Dorf große Teile eines Windradflügels, die zusammen etwa eine Tonne wogen, von einer der drei dort stehenden Anlagen gelöst hatten und unweit der B 169 im Wald niedergegangen waren. Menschen kamen hierbei glücklicherweise nicht zu schaden (siehe Manfred Feller: “Ursache für Briesker Windrad-’Explosion’ noch unklar” in: Lausitzer Rundschau, 7.7.09, http://www.lr-online.de).

Tatsache ist: Nach der vorliegenden Statistik über die letzten 15 Jahre für Deutschland lagen 98 Prozent der gemeldeten 2198 Ereignisse bei Stufe 0 und nur 3 Ereignisse bei Stufe 2 (Störfall). Bei Stufe 3 (Ernster Störfall) und höheren INES-Stufen gab es keine Vorkommnisse. Die deutschen Kernkraftwerke sind also sehr sicher, es hat noch keinen Toten durch Strahleneinwirkungen gegeben. Wenn von linken Kreisen die Kernenergie als Pannentechnologie bezeichnet wird, dann zeugt das von mangelnder Sachkenntnis.

Der Trafoschaden vom 4. Juli wurde sehr schnell bemerkt und gemeldet, und zwar von der Polizei, die nach einer Demonstration von Kernkraftgegnern noch vor Ort war.

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